Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Man hatte zusätzliche Kerzen herbeigeholt und bestückte Kandelaber und Kronleuchter; damit ich genug Licht hatte, wurde nicht gespart an wohlriechendem Bienenwachs. Allerdings nicht annähernd so duftend wie Myers; ohne Zögern nahm ich die Karaffe von der Anrichte und schüttete ihm besten Brandy im Wert von mehreren Schillingen über sein dunkles, lockiges Schamhaar.

»Eine teure Art, Läuse umzubringen«, bemerkte jemand kritisch hinter mir, als er den hastigen Exodus diverser Kleinstlebewesen vor der Flut beobachtete.

»Ah, aber sie sterben glücklich«, sagte eine Stimme, die ich als Ians erkannte. »Ich habe dir deine Kiste gebracht, Tante Claire.« Er stellte meine chirurgische Ausrüstung neben mir ab und öffnete sie für mich.

Ich griff nach meiner kostbaren blauen Flasche mit destilliertem Alkohol und dem Skalpell mit der geraden Klinge. Ich goss Alkohol über die Klinge, die ich dabei über eine Schale hielt, und suchte derweil unter den Zuschauern nach geeigneten Assistenten. Es würde nicht an Freiwilligen mangeln, denn im Publikum brodelte es vor unterdrücktem Gelächter und leisen Kommentaren. Das unterbrochene Abendessen war in der allgemeinen Aufregung vergessen.

Zwei kräftige Kutscher wurden aus der Küche gerufen, um die Beine des Patienten festzuhalten, Andrew MacNeill und Farquard Campbell erklärten sich bereit, die Arme zu übernehmen, und Ian wurde an meine Seite dirigiert, um mit einem großen Kerzenleuchter für mehr Licht zu sorgen. Jamie bezog am Kopf des Patienten als Chefanästhesist Posten – er hielt ein Glas Whisky neben dem schlaffen, schnarchenden Mund bereit.

Ich überprüfte, ob meine Vorräte und chirurgischen Nadeln bereitlagen, holte tief Luft und nickte meinen Truppen zu.

»Na, dann los.«

Verlegen über so viel Aufmerksamkeit, hatte sich Myers’ Penis bereits zurückgezogen und linste schüchtern aus dem Gebüsch. Als die langen Beine des Patienten angehoben und gespreizt waren und Ulysses mit Bedacht den Hodensack zur Seite hielt, war der Leistenbruch klar zu sehen, eine glatte Schwellung von der Größe eines Hühnereis, die sich dunkelrot gegen die gespannte Leistenhaut drückte.

»Lieber Himmel!«, sagte einer der Kutscher, dem bei dem Anblick fast die Augen aus dem Kopf fielen. »Es stimmt – er hat drei Eier!«

Das Publikum hielt vor Erstaunen die Luft an und kicherte dann, doch ich war zu beschäftigt, um den falschen Eindruck geradezurücken. Ich wischte sorgfältig das Perineum mit reinem Alkohol ab, tauchte mein Skalpell in die Flüssigkeit, zog die Klinge als letzte Sterilisationsmaßnahme vorwärts und rückwärts durch eine Kerzenflamme und machte einen raschen Einschnitt.

Nicht groß, nicht tief. Gerade genug, um die Haut zu öffnen und die rötlich grau glänzende Darmschlinge zu sehen, die sich durch den Riss im Muskelgewebe vorwölbte. Blut quoll in einem dünnen Rinnsal heraus und tropfte dann auf die Decke.

Ich erweiterte den Einschnitt, tauchte meine Finger gründlich in die Desinfektionsschale, legte dann zwei Finger auf die Schlinge und schob sie sanft hoch. Myers verkrampfte sich plötzlich und schüttelte mich fast ab, dann entspannte er sich genauso plötzlich. Er verspannte sich wieder, sein Hintern hob sich, und meine Helfer ließen fast seine Beine los.

»Er wacht auf!«, rief ich Jamie im allgemeinen Alarmgeschrei zu. »Gib ihm mehr, schnell!« All meine Zweifel über den Nutzen von Alkohol als Betäubungsmittel erwiesen sich als richtig, doch jetzt war es zu spät, um es mir anders zu überlegen.

Jamie packte den Mann am Kinn, öffnete ihm den Mund und flößte ihm Whisky ein. Myers hustete und spuckte und machte Geräusche wie ein ertrinkender Büffel, doch eine ausreichende Menge Alkohol schaffte es durch seine Kehle – der hünenhafte Körper entspannte sich. Der Bergläufer verfiel in murmelnde Reglosigkeit und begann zu schnarchen.

Es war mir gelungen, meine Finger in Position zu halten; er blutete stärker, als es mir lieb war, doch seine Bewegungen hatten die durchgebrochene Darmschlinge nicht wieder hinausbefördert. Mit einem sauberen, brandygetränkten Tuch betupfte ich die Stelle; ja, ich konnte den Rand der Muskelschicht sehen. Obwohl Myers so dürr war, lag unter seiner Haut eine dünne, gelbe Fettschicht, die die Oberfläche von den darunterliegenden dunkelroten Fasern trennte.

Wenn er atmete, konnte ich spüren, wie sich sein Darm bewegte, und die dunkle, feuchte Wärme seines Körpers umgab meine nackten Finger in jener seltsamen, einseitigen Intimität, die das Reich des Chirurgen ist. Ich schloss die Augen, ließ jede Eile von mir abfallen und vergaß die Zuschauer ringsum.

Ich atmete langsam ein und passte meinen Rhythmus dem deutlich hörbaren Schnarchen an. Durch den Brandyduft und den etwas abstoßenden Essensgeruch hindurch nahm ich die erdigen Gerüche seines Körpers wahr; abgestandenen Schweiß, schmuddelige Haut, einen Hauch Urin und den Kupfergeruch des Blutes. Jedem anderen wären sie unangenehm gewesen, doch mir nicht, zumindest nicht jetzt.

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