Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Das war Ians Stichwort: Jede Erwähnung von Indianern und ihrer Lebensweise animierte ihn zu einer Flut von wissbegierigen Fragen. Nachdem er alles über die Methoden des Fischfangs erfahren hatte, erkundigte er sich erneut nach dem verlassenen Dorf, das wir am Anfang unserer Reise gesehen hatten.

»Ihr habt gesagt, es könnte im Krieg passiert sein«, sagte Ian, während er seine dampfende Forelle entgrätete und dann die Finger schüttelte, um sie abzukühlen. Er reichte Rollo ein Stück des entgräteten Fisches, und dieser verschluckte es in einem Bissen, ohne sich an der Temperatur zu stören. »Habt Ihr den mit den Franzosen gemeint? Ich habe nicht gewusst, dass es so weit im Süden Kämpfe gegeben hat.«

Myers schüttelte den Kopf, kaute und schluckte, bevor er antwortete.

»O nein, ich habe den Tuscarorakrieg gemeint; so nennen ihn zumindest die Weißen.«

Der Tuscarorakrieg, so erklärte er, war ein kurzer, aber brutaler Konflikt gewesen, der etwas mehr als vierzig Jahre zurücklag und durch einen Angriff auf einige Siedler im Hinterland ausgelöst worden war. Der damalige Gouverneur der Kolonie hatte als Vergeltungsmaßnahme Truppen in die Tuscaroradörfer geschickt, und das Ergebnis waren einige regelrechte Schlachten gewesen, die die viel besser bewaffneten Kolonisten mühelos gewonnen hatten – vernichtend für den Stamm der Tuscarora.

Myers nickte in der Dunkelheit.

»Gibt jetzt nur noch sieben Tuscaroradörfer – und nicht mehr als jeweils hundertfünfzig Leute darin, außer im größten.« Derart empfindlich getroffen, wären die Tuscarora leichte Beute für die umliegenden Stämme gewesen und vollständig verschwunden, wären sie nicht offiziell von den Mohawk adoptiert und damit in den machtvollen Irokesenbund aufgenommen worden.

Jamie kam mit einer Flasche aus seiner Satteltasche zum Feuer zurück. Es war schottischer Whisky, ein Abschiedsgeschenk von Jocasta. Er goss sich einen kleinen Becher voll und bot Myers dann die halbvolle Flasche an.

»Ist das Land der Mohawk nicht viel weiter im Norden?«, fragte er. »Wie können sie ihren Kameraden hier Schutz bieten, wo sie doch überall von feindlichen Stämmen umgeben sind?«

Myers nahm einen Schluck Whisky und kostete ihn genießerisch aus, bevor er antwortete.

»Mmm. Das ist ein guter Tropfen, mein Freund James. Aye, die Mohawk sind ein ganzes Stück weit weg. Doch mit dem Irokesenbund ist nicht zu spaßen – und die Mohawk sind der wildeste der sechs Stämme. Keiner – ob rot oder weiß – legt sich ohne guten Grund mit den Mohawk an, bestimmt nicht.«

Das faszinierte mich. Allerdings war ich auch erfreut zu hören, dass das Gebiet der Mohawk ein gutes Stück von uns entfernt war.

»Warum waren die Mohawk dann daran interessiert, die Tuscarora zu adoptieren?«, fragte Jamie und zog eine Augenbraue hoch. »Es sieht nicht so aus, als hätten sie Verbündete nötig, wenn sie so wild sind, wie Ihr sagt.«

Myers’ haselnussbraune Augen hatten sich unter dem Einfluss des guten Whiskys verträumt geschlossen.

»Wild sind sie schon – aber sie sind auch sterblich«, sagte er. »Indianer sind blutrünstig, und die Mohawk sind die schlimmsten. Sie sind Ehrenmänner, versteht mich nicht falsch« – er hob ermahnend seinen kräftigen Finger –, »aber sie töten aus vielen Gründen, manche verständlich, manche nicht. Sie veranstalten Raubzüge untereinander, versteht Ihr, und sie töten aus Rache – nichts hält einen rachedurstigen Mohawk auf, es sei denn, man bringt ihn um. Und dann hat man noch seinen Bruder, seinen Sohn oder seinen Neffen auf den Fersen.«

Er leckte sich langsam und nachdenklich den Whisky von den Lippen.

»Manchmal morden die Indianer aus Gründen, die niemand für wichtig halten würde; vor allem, wenn Alkohol im Spiel ist.«

»Hört sich an wie die Schotten«, murmelte ich Jamie zu, der mir als Antwort einen kalten Blick zuwarf.

Myers ergriff die Whiskyflasche und drehte sie zwischen den Handflächen.

»Jeder kann mal einen Schluck zu viel trinken und dann Unsinn treiben, aber bei einem Indianer ist jeder Tropfen zu viel. Ich habe von mehr als einem Massaker gehört, das vielleicht nicht passiert wäre, wären die Männer nicht sinnlos betrunken gewesen.«

Er schüttelte den Kopf und besann sich wieder auf sein Thema.

»Wie auch immer, es ist ein hartes Leben und ein blutiges dazu. Es kommt vor, dass ganze Stämme ausgelöscht werden, und sie haben alle keinen Männerüberschuss. Also adoptieren sie Fremde, um diejenigen zu ersetzen, die getötet werden oder an Krankheiten sterben. Manchmal machen sie Gefangene – nehmen sie in eine Familie auf und betrachten sie als die Ihren. Das werden sie auch mit Mrs. Polly hier tun.« Er wies kopfnickend auf Pollyanne, die still am Feuer saß und seinen Worten keinerlei Aufmerksamkeit schenkte.

»So haben also vor fünfzig Jahren die Mohawk den ganzen Stamm der Tuscarora adoptiert. Es gibt nicht viele Stämme, die dieselbe Sprache sprechen«, erklärte Myers. »Doch manche sind miteinander verwandt. Tuscarora ähnelt der Mohawksprache mehr als der Sprache der Creek oder Cherokee.«

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