Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Pollyannes Überschwenglichkeit schien ein wenig gedämpft zu sein, und in ihrem runden Gesicht lauerten Schatten. Ihre Augenbrauen waren so dünn, dass sie fast nicht zu sehen waren, was den paradoxen Effekt hatte, dass sie die Ausdruckskraft ihres Gesichtes verstärkten, wenn es in Bewegung war, und es im Zustand der Ruhe von jeglichem Ausdruck befreiten. Wenn sie wollte, konnte sie völlig teilnahmslos dreinblicken – eine nützliche Fähigkeit für eine Sklavin.

Ich nahm an, dass ihre Gedankenverlorenheit zumindest zum Teil daher rührte, dass dies die letzte Nacht war, die wir alle zusammen verbringen würden. Wir hatten das Hinterland erreicht, wo das Land der Krone endete. Morgen würde Myers sich nach Norden wenden und sie über den Grat der Berge ins Indianerland führen, wo sie, so gut es eben ging, Sicherheit finden und sich ein neues Leben aufbauen würde.

Ihr runder, dunkler Kopf war über die Holzschüssel gebeugt, und ihre kurzen Finger vermischten Maismehl mit Wasser und Schmalz. Ich hockte ihr gegenüber und legte Zweige auf das Feuer, neben dem das schwarze, eiserne Bratblech fertig gefettet bereitstand. Myers war eine Pfeife rauchen gegangen. Ich hörte, wie Jamie Ian flussabwärts etwas zurief und ihm ein gedämpftes Lachen antwortete.

Es herrschte jetzt dunkles Zwielicht; um unsere Mulde ragten düster die Berge auf; Dunkelheit schien das flache Tal anzufüllen und an den umstehenden Bäumen emporzukriechen. Ich hatte keine Ahnung, aus was für einer Gegend sie gekommen war, ob Wald oder Dschungel, Küste oder Wüste, aber ich hielt es nicht für wahrscheinlich, dass es dort so wie hier ausgesehen hatte.

Was mochte sie wohl denken? Sie hatte die Überfahrt aus Afrika und die Sklaverei überlebt; was auch immer vor ihr lag, ich glaubte nicht, dass es viel schlimmer sein konnte. Dennoch war es eine unbekannte Zukunft – in eine Wildnis zu gehen, die so weit und absolut war, dass ich jeden Moment das Gefühl hatte, ich könnte darin verschwinden, ohne eine Spur verschluckt werden. Unser Feuer schien nur ein winziger Funke in der Weite der Nacht zu sein.

Rollo spazierte in den Feuerschein und schüttelte sich. Er spritzte Wasser in alle Richtungen, so dass das Feuer zischte und Funken sprühten. Anscheinend hatte er sich den Anglern angeschlossen.

»Geh weg, du grässlicher Hund«, sagte ich. Natürlich tat er das nicht, sondern kam einfach her und beschnüffelte mich unsanft, um sicherzugehen, dass ich immer noch die war, für die er mich hielt. Dann wandte er sich um, um Pollyanne derselben Behandlung zu unterziehen.

Ohne besonderen Gesichtsausdruck wandte sie den Kopf und spuckte ihm ins Auge. Er winselte, trat einen Schritt zurück und blieb dann stehen, schüttelte den Kopf und machte ein durch und durch überraschtes Gesicht. Sie hob den Kopf und grinste mich breit an, so dass ihre Zähne weiß aufblitzten.

Ich lachte und beschloss, mir nicht allzu viele Sorgen zu machen – wer es fertigbrachte, einem Wolf ins Auge zu spucken, würde wahrscheinlich auch mit den Indianern, der Wildnis und allen anderen Umständen fertigwerden.

Die Schüssel war fast leer, und die Maiskuchen waren ordentlich auf dem Blech aufgereiht. Pollyanne wischte sich die Finger an einer Handvoll Gras ab und sah zu, wie das gelbe Maismehl zu brutzeln begann und dann braun wurde, als das Schmalz zerlief. Ein warmer, beruhigender Duft stieg vom Feuer auf, vermischte sich mit dem Geruch des brennenden Holzes, und mein Magen knurrte leise und erwartungsvoll. Das Feuer schien jetzt mehr Substanz zu haben, der Duft des brutzelnden Essens schien seine Reichweite zu vergrößern und so die Nacht in Schach zu halten.

War es dort, wo sie herkam, so gewesen? Hatten Feuer und Essen das Dunkel des Dschungels auf Abstand gehalten, statt Bären Leoparden ferngehalten? Hatten Licht und Gesellschaft ihr Trost gespendet und die Illusion der Sicherheit? Denn es war bestimmt nur eine Illusion gewesen – das Feuer bot keinen Schutz vor Menschen oder vor der Dunkelheit, die über sie gekommen war. Mir fehlten die Worte, um sie zu fragen.

»Ich habe noch nie so viele Fische gesehen, nie«, wiederholte Jamie zum vierten Mal, und verträumte Seligkeit lag in seinem Blick, als er eine dampfende, in Maismehl gebratene Forelle aufschlitzte. »Da waren ganze Schwärme im Wasser, stimmt’s, Ian?«

Ian nickte, einen ähnlich ehrfurchtsvollen Ausdruck in seinem gutmütigen Gesicht.

»Mein Papa würde sein anderes Bein hergeben, um das zu sehen«, sagte er. »Sie sind uns an den Haken gesprungen, wirklich, Tante Claire.«

»Die Indianer geben sich meist gar nicht mit Haken und Angelschnur ab«, warf Myers ein, während er seinen Anteil des Fangs zielsicher mit dem Messer aufspießte. »Sie bauen Fallen und Reusen, oder manchmal legen sie Zweige und anderes Zeug quer über den Fluss, um die Fische aufzuhalten, und stellen sich dann mit spitzen Stöcken oberhalb der Stelle hin und spießen die Fische einfach im Wasser auf.«

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