»Am besten machen wir Feuer, solange wir noch genug Licht haben, um den Feuerstein zu sehen«, sagte er. »Gehst du die Fische holen?«
Ich überließ es ihm, sich mit Feuerstein und Zunder zu beschäftigen, während ich den kleinen Hügel hinabstieg und zum Bach ging, wo unsere frisch gefangenen Forellen an Drahtschnüren in der eisigen Strömung baumelten. Als ich den Hügel wieder heraufkam, war es so dunkel geworden, dass ich ihn nur schemenhaft über einem glimmenden Häufchen Reisig kauern sah. Ein Rauchfaden stieg bleich zwischen seinen Händen auf.
Ich legte die ausgenommenen Fische in das hohe Gras, hockte mich neben ihn und sah zu, wie er neue Zweige auf das Feuer legte und es geduldig anfachte, eine Barrikade gegen die kommende Nacht.
»Was glaubst du, wie es sein wird?«, fragte ich plötzlich. »Zu sterben.«
Er starrte ins Feuer und dachte nach. Ein brennender Zweig zersprang knisternd und funkensprühend. Die Funken sanken herab und verloschen, bevor sie den Boden berührten.
»›Der Mensch ist wie das Gras, das verwelkt und ins Feuer geworfen wird; er ist wie ein Funke, der zum Himmel steigt … und seine Heimat wird sich seiner nicht erinnern‹«, zitierte ich leise. »Meinst du, danach kommt nichts mehr?«
Er schüttelte den Kopf und blickte ins Feuer. Ich sah, wie seine Augen darüber hinwegwanderten, dorthin, wo die kühlen, hellen Funken der Glühwürmchen zwischen den dunklen Halmen aufleuchteten und verloschen.
»Ich kann es nicht sagen«, sagte er schließlich leise. Seine Schulter berührte die meine, und ich lehnte den Kopf an ihn. »Es gibt das, was die Kirche sagt, aber –« Sein Blick war immer noch auf die Glühwürmchen gerichtet, die unermüdlich zwischen den Grashalmen zwinkerten. »Nein, ich kann es nicht sagen. Aber ich denke, es wird vielleicht alles gut.«
Er neigte den Kopf und drückte einen Moment lang seine Wange auf mein Haar, dann stand er auf und griff nach seinem Dolch.
»Das Feuer brennt jetzt gut.«
Die Luft war mit dem Herannahen der Dämmerung weniger drückend geworden, und ein leichter Abendwind blies mir die feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich saß mit geschlossenen Augen da, das Gesicht zum Himmel gewandt, und genoss die Kühle nach der schweißtreibenden Hitze des Tages.
Ich konnte hören, wie Jamie sich raschelnd am Feuer bewegte und mit schnellen Messerschnitten grüne Eichenzweige schälte, um die Fische zu grillen.
Jamies Hand berührte im Vorbeigehen meine Schulter, und ich lächelte, ohne die Augen zu öffnen.
»Autsch!«, schimpfte er auf der anderen Seite des Feuers. »Hab mich geschnitten, ich dummer Trottel.«
Ich öffnete die Augen. Er war gute zweieinhalb Meter von mir entfernt und hatte den Kopf gesenkt, um an einem kleinen Schnitt an seinem Daumengelenk zu lutschen. Plötzlich lief mir eine Gänsehaut über den Rücken.
»Jamie«, sagte ich. Meine Stimme hörte sich merkwürdig an, sogar in meinen Ohren.
Ich hatte eine kleine, kalte Stelle im Nacken, die sich wie eine Zielscheibe anfühlte.
»Aye?«
»Ist da –« Ich schluckte und spürte, wie sich die Haare auf meinen Unterarmen aufstellten. »Jamie, ist … jemand … hinter mir?«
Seine Augen huschten zu den Schatten in meinem Rücken und öffneten sich weit. Ich blickte mich nicht erst um, sondern warf mich gleich flach auf den Boden, eine Reaktion, die mir wahrscheinlich das Leben rettete.
Ein lautes Brummen ertönte, und dann roch es plötzlich nach Ammoniak und Fisch. Irgendetwas traf mich mit solcher Gewalt im Rücken, dass mir die Luft wegblieb, und trat dann schwer auf meinen Kopf, wobei es mein Gesicht in den Boden bohrte.
Ich fuhr hoch, schnappte nach Luft und schüttelte mir den Laubkompost aus den Augen. Ein großer Schwarzbär torkelte fauchend wie eine Katze über die Lichtung und verstreute mit den Tatzen brennende Zweige.
Halb blind vor Schmutz, konnte ich Jamie im ersten Moment überhaupt nicht sehen. Dann erblickte ich ihn. Er war vor dem Bären, hatte einen Arm um dessen Hals geschlungen und den Kopf genau unter dem geifernden Maul an dessen Schulter gepresst.
Sein Fuß schoss unter dem Bären hervor, trat verzweifelt um sich und grub sich haltsuchend in den Boden. Er hatte seine Schuhe und Strümpfe ausgezogen, als wir unser Lager aufschlugen; ich hielt den Atem an, als er mit dem nackten Fuß ins glimmende Feuer geriet, dass die Funken sprühten.
Sein Unterarm war vor Anstrengung zerfurcht und halb in dem dichten Pelz vergraben. Mit dem freien Arm hieb und stieß er um sich. Wenigstens hatte er seinen Dolch noch. Gleichzeitig zerrte er mit aller Kraft am Hals des Bären und versuchte, ihn zu Boden zu ziehen.