Der Bär machte einen Satz, schlug mit einer Tatze um sich und versuchte, das Gewicht abzuschütteln, das sich fest an seinen Hals klammerte. Er schien das Gleichgewicht zu verlieren und fiel unter lautem Wutgeheul schwerfällig nach vorn. Ich hörte ein ersticktes
Der Bär kämpfte sich wieder auf die Pfoten und schüttelte sich heftig.
Für eine Sekunde erblickte ich Jamies vor Anstrengung verzerrtes Gesicht. Ein hervorquellendes Auge weitete sich, als er mich sah, und er befreite seinen Mund aus dem Zottelpelz.
»Lauf weg!«, schrie er. Dann ließ sich der Bär wieder auf ihn fallen, und er verschwand unter dreihundert Pfund Fell und Muskeln.
Ich erinnerte mich vage an Mowgli und die Rote Blume und suchte wie wahnsinnig die feuchte Erde der Lichtung ab, fand aber nur kleine, verkohlte Zweige und glühende Holzkohlen, an denen ich mir Brandblasen holte, die aber zu klein zum Anfassen waren.
Ich hatte immer gedacht, Bären würden brüllen, wenn sie wütend waren. Dieser hier machte einen Heidenlärm, doch das durchdringende Gekreische und Gezeter, durchsetzt mit haarsträubendem Grollen, hörte sich eher nach einem Riesenschwein an. Jamie machte ebenfalls eine Menge Lärm, was unter den Umständen beruhigend war.
Meine Hand berührte etwas Feuchtes und Klammes – die Fische, die wir am Feuer abgelegt hatten.
»Zum Teufel mit der Roten Blume«, brummte ich. Ich packte eine der Forellen am Schwanz, rannte los und hieb sie dem Bären, so fest ich konnte, über die Nase.
Der Bär schloss das Maul und machte ein überraschtes Gesicht. Dann schwenkte er den Kopf in meine Richtung und tat einen Satz. Er bewegte sich schneller, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich fiel rückwärts hin, landete auf dem Hintern und versetzte dem Bären einen letzten, tapferen Hieb mit meinem Fisch, bevor er mich angriff. Jamie klammerte sich immer noch unerbittlich an seinen Hals.
Ich kam mir vor wie in einem Fleischwolf – für einen kurzen Moment herrschte totales Chaos, akzentuiert von ziellosen, schmerzhaften Schlägen auf meinen Körper und dem Gefühl, von einer großen, stinkenden, haarigen Decke erstickt zu werden. Dann war es vorbei, und ich blieb angeschlagen auf dem Rücken im Gras zurück. Ich roch kräftig nach Bärenpisse und blinzelte den Abendstern an, der friedlich am Himmel leuchtete.
Am Boden ging es sehr viel weniger friedlich zu. Ich kämpfte mich auf alle viere und rief »Jamie!« in Richtung der Bäume, wo eine große, formlose Masse hin- und herrollte, Eichenschösslinge zermalmte und Grolllaute und gälisches Gekreische von sich gab.
Am Boden war es jetzt vollständig dunkel, doch der Himmel spendete noch genug Licht, dass ich die Vorgänge verfolgen konnte. Der Bär war hingefallen, doch anstatt sich wieder aufzurichten und zuzuschlagen, rollte er sich jetzt auf den Rücken und fuchtelte mit den Hinterpfoten, um einen Ansatzpunkt für seine Krallen zu finden. Seine Vordertatze landete mit einem heftigen Klatschen, gefolgt von einem lauten Grunzen, das mir nicht von dem Bären zu kommen schien. In der Luft hing Blutgeruch.
»Jamie!«, kreischte ich.
Es kam keine Antwort. Der zuckende Haufen rollte weiter und kippte langsam seitwärts in die tieferen Schatten unter den Bäumen. Die gemischten Geräusche gingen in heftiges Grunzen und Japsen über, unterbrochen von leisem, wimmerndem Stöhnen.
»JAMIE!«
Die Hiebe und das Ästeknacken erstarben zu einem Rascheln. Etwas bewegte sich unter den Zweigen und schwankte schwerfällig auf allen vieren hin und her.
Ganz langsam, unter stöhnenden, stockenden Atemzügen kam Jamie auf die Lichtung gekrochen.
Ohne meine eigenen Verletzungen zu beachten, rannte ich zu ihm und sank neben ihm auf die Knie.
»Mein Gott, Jamie! Geht’s dir gut?«
»Nein«, sagte er kurz angebunden und brach leise keuchend auf dem Boden zusammen.
Sein Gesicht war ein bleicher Fleck im Licht der Sterne; der übrige Körper war so dunkel, dass er fast unsichtbar war. Den Grund dafür fand ich heraus, als ich rasch meine Hände über ihn gleiten ließ. Seine Kleider waren so blutdurchtränkt, dass sie ihm am Körper klebten, und als ich an seinem Jagdhemd zog, löste es sich mit einem ekligen, leisen Sauggeräusch.
»Du riechst nach Schlachthof«, sagte ich, während ich nach dem Puls unter seinem Kinn suchte. Er ging schnell – was mich nicht überraschte –, aber kräftig. Mir fiel ein Stein vom Herzen. »Ist das dein Blut oder das des Bären?«
»Wenn es meins wäre, Sassenach, wäre ich tot«, sagte er gereizt und öffnete die Augen. »Nicht dein Verdienst, dass ich es nicht bin.« Er rollte sich unter Schmerzen auf die Seite und richtete sich langsam und stöhnend auf Hände und Knie auf. »Was hat dich nur geritten, Frau, mir mit einem Fisch auf den Kopf zu schlagen, während ich um mein Leben kämpfe?«