Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Danke.« Brianna war immer noch rosenrot, doch sie hatte sich das Haar geglättet und lächelte MacBeth mit allem Anschein der Selbstbeherrschung an. Sie ergriff den Brief und warf einen Blick darauf, machte aber keine Anstalten, ihn zu öffnen. Roger sah, dass der Umschlag von Hand beschriftet war und einen roten Nachsendeaufkleber trug, doch aus der Entfernung konnte er den Absender nicht lesen.

»Zu Besuch, was, Ma’am?«, fragte MacBeth jovial. »Nur Sie beide, hier ganz allein?« Er rollte die Augen und sah sie von oben bis unten mit unverhohlenem Interesse an.

»O nein«, sagte Brianna völlig ernst. Sie knickte den Brief in der Mitte und steckte ihn in die Gesäßtasche ihrer Jeans.

»Onkel Angus ist bei uns; er schläft oben.«

Roger biss sich auf die Innenseite der Wange. Onkel Angus war ein mottenzerfressener Plüschterrier, ein Überbleibsel aus seiner Kindheit, das beim Aufräumen des Hauses zutage gekommen war. Völlig hingerissen hatte Brianna seine Karomütze entstaubt und ihn auf ihr Bett im Gästezimmer gesetzt.

Der Briefträger zog die dichten Augenbrauen in die Höhe.

»Ach«, sagte er völlig ausdruckslos. »Aye, ich verstehe. Dann ist er also auch Amerikaner, Ihr Onkel Angus?«

»Nein, er ist aus Aberdeen.« Abgesehen von einer verräterischen Rötung ihrer Nasenspitze, war in Briannas Gesicht nichts als offene Harmlosigkeit zu lesen.

Mr. MacBeth war entzückt.

»Oh, dann haben Sie auch ein bisschen was Schottisches in der Familie. Hätte ich mir ja auch denken können, bei den Haaren. Ein Prachtmädel, da gibt’s nichts.« Er schüttelte den Kopf, und seine Anzüglichkeit wich einer gestellten Onkelhaftigkeit, die Roger kaum weniger unangenehm fand.

»Nun ja.« Roger räusperte sich bedeutsam. »Wir wollen Sie bestimmt nicht von der Arbeit abhalten, MacBeth.«

»Ach, das macht nichts, überhaupt nichts«, versicherte ihm der Postbote und reckte den Hals, um einen letzten Blick auf Brianna zu werfen, als er sich zum Gehen wandte. »Kein Frieden für die Mühseligen, nicht wahr, meine Liebe?«

»Das heißt ›kein Frieden für die Gottlosen‹«, sagte Roger mit einigem Nachdruck und öffnete die Tür. »Guten Tag, Mr. MacBeth.«

MacBeth sah ihn an, und eine Spur Anzüglichkeit war in sein Gesicht zurückgekehrt.

»Ihnen auch, Mr. Wakefield.« Er beugte sich zu Roger herüber, bohrte ihm den Ellbogen in die Rippen und flüsterte heiser: »Und eine noch bessere Nacht, sofern ihr Onkel einen guten Schlaf hat!«

»Hier, willst du deinen Brief lesen?« Er nahm ihn vom Tisch, wo sie ihn hingeworfen hatte, und reichte ihn ihr.

Sie errötete leicht und nahm ihn.

»Es ist nichts Wichtiges. Ich sehe ihn mir später an.«

»Ich gehe in die Küche, wenn es persönlich ist.«

Ihre Röte nahm zu.

»Nein. Es ist nichts.«

Er zog eine Augenbraue hoch. Sie zuckte ungeduldig mit den Achseln, riss den Umschlag auf und nahm ein einzelnes Blatt Papier heraus.

»Sieh selbst. Ich habe dir doch gesagt, dass es nichts Wichtiges ist.«

Ach, wirklich?, dachte er, sagte aber nichts. Er ergriff das Blatt, das sie ihm hinhielt, und warf einen Blick darauf.

Er war wirklich nicht viel; eine Benachrichtigung von ihrer Universitätsbibliothek, die besagte, dass eine bestimmte Quelle, die sie angefordert hatte, unglücklicherweise nicht per Fernleihe zu bekommen sei, aber in der Privatsammlung der Stuartpapiere im Königlichen Annex der Universität von Edinburgh eingesehen werden könne.

Als er aufsah, beobachtete sie ihn mit verschränkten Armen, glänzenden Augen und zusammengepressten Lippen, die zu sagen schienen: Wehe, du sagst etwas!

»Du hättest mir sagen sollen, dass du auf der Suche nach ihm bist«, sagte er leise. »Ich hätte dir helfen können.«

Sie zuckte schwach mit den Achseln, und er sah, wie sich ihr Hals bewegte, als sie schluckte.

»Ich weiß, wie man Geschichte recherchiert. Ich habe oft meinem Va–« Sie brach ab und nahm die Unterlippe zwischen die Zähne.

»Klar, ich verstehe«, sagte er, und das stimmte auch. Er nahm sie beim Arm und schob sie durch den Flur in die Küche, wo er sie an dem ramponierten alten Tisch auf einen Stuhl drückte.

»Ich setze Wasser auf.«

»Ich mag keinen Tee«, protestierte sie.

»Du brauchst Tee«, sagte Roger bestimmt und zündete mit einem feurigen Wusch! die Gasflamme an. Er ging zum Schrank, nahm Tassen und Untertassen heraus und holte – in einer nachträglichen Eingebung – noch die Whiskyflasche vom oberen Brett.

»Und ich mag wirklich keinen Whisky«, sagte Brianna und beäugte die Flasche. Sie stand schon vom Tisch auf, doch Roger legte ihr die Hand auf den Arm und bremste sie.

»Ich mag Whisky«, sagte er. »Aber ich hasse es, alleine zu trinken. Du leistest mir doch Gesellschaft, aye?« Er lächelte sie an und beschwor sie zurückzulächeln. Schließlich tat sie es widerwillig und entspannte sich auf ihrem Stuhl.

Er setzte sich ihr gegenüber und füllte seine Tasse halb mit der scharf riechenden, bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Er atmete die Dämpfe mit Genuss ein, schlürfte langsam und ließ sich den guten Whisky durch die Kehle laufen.

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