Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ah«, hauchte er. »Glenmorangie. Bist du sicher, dass du nicht mittrinken willst? Einen kleinen Spritzer in deinen Tee vielleicht?«

Sie schüttelte still den Kopf, doch als der Kessel zu pfeifen begann, stand sie auf, um ihn von der Flamme zu nehmen und das heiße Wasser in die vorbereitete Kanne zu gießen. Roger stand auf, stellte sich hinter sie und ließ seine Arme um ihre Taille gleiten.

»Du brauchst dich doch deswegen nicht zu schämen«, sagte er leise. »Du hast ein Recht, es herauszufinden, wenn du kannst. Jamie Fraser war immerhin dein Vater.«

»Oder auch nicht – nicht wirklich.« Sie hatte den Kopf gesenkt; er konnte die ebenmäßige Spirale des Wirbels auf ihrem Scheitel sehen, ein Abbild des Wirbels über ihrer Stirn, der ihr das Haar in einer sanften Welle aus dem Gesicht hob.

»Ich hatte einen Vater«, sagte sie, und es klang ein wenig erstickt. »Papa – Frank Randall –, er war mein Vater, und ich liebe – habe ihn geliebt. Es kommt mir falsch vor, nach – nach etwas anderem zu suchen, als wäre er nicht genug gewesen, als –«

»Das ist es aber nicht, und das weißt du.« Er drehte sie um und hob ihr Kinn mit dem Finger an.

»Es hat nichts mit Frank Randall und deinen Gefühlen für ihn zu tun – aye, er ist dein Vater gewesen, und nichts in der Welt wird daran je etwas ändern. Aber es ist ganz normal, wenn man neugierig ist und bestimmte Dinge wissen will.«

»Hast du sie jemals wissen wollen?« Sie hob ihre Hand und schob die seine fort – doch sie klammerte sich an seine Finger und ließ ihn nicht los.

»Klar. Ja, das habe ich. Ich glaube, das muss man.« Seine Finger schlossen sich fester um die ihren, als er sie zum Tisch zog. »Komm, setz dich, ich erzähl es dir.«

Er wusste, wie es war, keinen Vater mehr zu haben, besonders, wenn man ihm nie begegnet war. Kurz nach seiner Einschulung hatte er eine Zeitlang wie besessen über den Orden seines Vaters gebrütet, hatte das kleine Samtkästchen in der Tasche mit sich herumgetragen und vor seinen Freunden mit den Heldentaten seines Vaters angegeben.

»Ich habe Geschichten über ihn erzählt, alles erfunden«, sagte er und blickte in die aromatischen Tiefen seiner Teetasse. »Bin verbimst worden, weil ich eine Nervensäge war, bin wegen meiner Lügen in der Schule geohrfeigt worden.« Er sah zu ihr auf und lächelte etwas verlegen.

»Ich musste ihn für mich wirklich werden lassen, verstehst du?«

Sie nickte, und Verständnis färbte ihre Augen dunkel.

Er trank noch einen großen Schluck Whisky, ohne sich damit aufzuhalten, ihn auszukosten.

»Glücklicherweise schien Papa – der Reverend – das Problem zu erkennen. Er hat angefangen, mir Geschichten über meinen Vater zu erzählen; die wahren. Nichts Besonderes, nichts Heroisches – klar, Jerry MacKenzie war ein Held, ist abgeschossen worden und so weiter, aber die Geschichten, die Papa mir erzählt hat, haben davon gehandelt, wie er als Kind war – wie er einen Schwalbenkasten gebaut hat, aber das Loch zu groß geraten ist und ein Kuckuck es hineingeschafft hat; was er gern gegessen hat, wenn er in den Ferien hier war und sie zur Feier des Tages in die Stadt gegangen sind; wie er seine Taschen mit Schnecken von den Felsen vollgestopft hat und sich mit dem Gestank seine Hose ruiniert hat –« Er brach ab und lächelte sie an. Die Erinnerungen hatten ihm die Kehle zugeschnürt.

»Er hat meinen Vater für mich wirklich werden lassen. Und er hat mir mehr denn je gefehlt, denn jetzt wusste ich ein bisschen besser, was mir entging – aber ich musste es wissen.«

»Manche Leute würden sagen, dass einem das, was man nie gehabt hat, auch nicht fehlen kann – dass es besser ist, überhaupt nichts zu wissen.« Brianna hob ihre Tasse, und ihre blauen Augen blickten unverwandt über den Rand.

»Manche Leute sind dumm. Oder feige.«

Er goss sich einen Schluck Whisky in die Tasse und neigte die Flasche mit hochgezogener Augenbraue in ihre Richtung. Sie hielt ihm kommentarlos ihre Tasse hin, und er schüttete Whisky hinein. Sie trank davon und stellte die Tasse hin.

»Was ist mit deiner Mutter?«, fragte sie.

»Ich habe ein paar richtige Erinnerungen an sie; ich war fast fünf, als sie gestorben ist. Und dann sind da die Kartons in der Garage –« Er nickte zum Fenster. »All ihre Sachen, ihre Briefe. Es ist so, wie Papa gesagt hat, jeder braucht seine Geschichte. Meine ist immer da draußen gewesen; ich wusste, dass ich mehr erfahren konnte, wenn ich jemals den Wunsch hatte.«

Er musterte sie einen langen Augenblick.

»Fehlt sie dir sehr?«, sagte er. »Claire?«

Sie sah ihn an, nickte kurz, trank dann und hielt ihm ihre leere Tasse zum Nachschenken hin.

»Ich habe – ich hatte – Angst nachzusehen«, sagte sie und starrte gebannt auf den fließenden Whisky.

»Es geht nicht nur um ihn – es geht auch um sie. Ich meine, ich kenne die Geschichten, die Geschichten über Jamie Fraser; sie hat mir viel von ihm erzählt. Viel mehr, als ich jemals in historischen Dokumenten finden werde«, fügte sie mit dem schwachen Versuch eines Lächelns hinzu. Sie holte tief Luft.

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