Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Doch, es machte ihm etwas aus. Sogar viel mehr, als er sich Brianna gegenüber hatte anmerken lassen. Deshalb hatte er ja auch so verdammt lange gebraucht, um das Pfarrhaus zu räumen, wenn er ehrlich war. Sicher, es war ein monströses Unterfangen, sicher, er musste auch noch seine Arbeit in Oxford tun, und sicher, die Tausende von Büchern hatten mit Sorgfalt aussortiert werden müssen – doch er hätte es schneller erledigen können. Wenn er gewollt hätte.

Hätte das Haus weiter leer gestanden, wäre er vielleicht niemals fertig geworden. Doch da Fiona ihn antrieb und Brianna lockte … er lächelte bei dem Gedanken an die beiden: das kleine, dunkle, krausköpfige Vögelchen und die hünenhafte, flammenhaarige Wikingerin. Es sah so aus, als brauchte es Frauen, damit Männer sich zu irgendetwas aufrafften.

Doch jetzt war es Zeit, zum Ende zu kommen.

Mit dem Gefühl, eine ernste Zeremonie durchzuführen, zog er die Nadeln aus den Ecken des vergilbten Blattes und nahm es von der Korktapete ab. Es war sein Stammbaum, eine Ahnentafel, die der Reverend in seiner ordentlichen, rundlichen Handschrift ausgeführt hatte.

MacKenzies über MacKenzies, ganze Generationen. Er hatte in letzter Zeit daran gedacht, den Namen wieder für immer anzunehmen, nicht nur für seine Auftritte. Schließlich hatte er jetzt, wo Papa tot war, nicht mehr vor, oft nach Inverness zurückzukommen, wo ihn die Leute als Wakefield kannten. Das war schließlich der Sinn der ganzen Ahnenkunde gewesen: dass Roger nicht vergaß, wer er war.

Papa hatte ein paar persönliche Geschichten gekannt, doch von den meisten Menschen auf der Tafel kannte er nur den Namen. Und bei der wichtigsten Person nicht einmal den – bei der Frau, deren grüne Augen Roger jeden Morgen im Spiegel sah. Sie tauchte nirgendwo auf dieser Tafel auf, und das aus gutem Grund.

Rogers Finger kam fast ganz oben auf der Tafel zum Halten. Da war er, der Wechselbalg – William Buccleigh MacKenzie. In die Obhut von Pflegeeltern gegeben, der illegitime Nachwuchs des Kriegsoberhaupts des MacKenzie-Clans und einer Hexe, die zum Verbrennen verurteilt war. Von Dougal MacKenzie und der Hexe Geillis Duncan.

Natürlich war sie gar keine Hexe, dafür aber etwas, was mindestens genauso gefährlich war. Er hatte ihre Augen – das sagte Claire jedenfalls. Hatte er noch mehr von ihr geerbt? War die furchterregende Fähigkeit, durch die Steine zu reisen, unauffällig über Generationen braver Schiffsbauer und Viehhüter hinweg vererbt worden?

Jedes Mal, wenn er die Tafel sah, dachte er jetzt daran – und versuchte aus diesem Grund, nicht hinzusehen. Er verstand Briannas Gefühl des Hin- und Hergerissenseins; er wusste nur zu gut, wie nah Furcht und Neugier beieinanderlagen, wusste, wie das Bedürfnis nach Wissen mit der Furcht vor den Tatsachen rang.

Nun, er konnte Brianna helfen, es herauszufinden. Und was ihn selbst anging …

Roger ließ die Ahnentafel in einen Ordner gleiten und legte ihn in den Karton. Er schloss den Deckel des Kartons und klebte außerdem ein »X« aus Packband darüber.

»Das war’s dann also«, sagte er laut und verließ das leere Zimmer.

Völlig überrumpelt blieb er auf der oberen Treppenstufe stehen.

Brianna hatte gebadet, dem uralten Durchlauferhitzer mit dem angeschlagenen Email und der lärmenden Flamme getrotzt. Jetzt trat sie in den Flur und trug nur ein Handtuch.

Sie sah ihn nicht und wandte sich zum Gehen. Roger stand ganz still, lauschte dem Pochen seines Herzens und spürte seine Hand feucht auf dem Geländer.

Ihre Blöße war bedeckt; er hatte mehr von ihr gesehen, als sie im Sommer Trägerhemdchen und Shorts getragen hatte. Es war die Instabilität ihrer Körperbedeckung, die ihn erregte; das Wissen, dass er nur einmal schnell zu ziehen brauchte, um sie zu entkleiden. Das und das Wissen, dass sie ganz allein im Haus waren.

Dynamit.

Er ging einen Schritt auf sie zu und blieb stehen. Sie hatte ihn gehört; sie blieb ebenfalls stehen, doch es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich umdrehte. Ihre Füße waren nackt, mit hohem Spann und langen Zehen; die schmalen Bögen ihrer feuchten Fußabdrücke zeichneten sich dunkel auf dem abgewetzten Läufer ab, der auf dem Boden des Flures lag.

Sie sagte nichts, sah ihn nur direkt an mit ihren dunklen, schrägen Augen. Sie stand im Gegenlicht des großen Fensters am Ende des Flures. Ihr eingemummter Körper zeichnete sich schwarz vor dem blassgrauen Licht des Regentages ab.

Er wusste, wie sie sich anfühlen würde, wenn er sie anfasste. Ihre Haut würde immer noch heiß sein vom Baden, feucht in der Leiste, in den Knie- und Ellbogenbeugen. Er konnte sie riechen, Shampoo, vermischt mit Seife und Puder, der Geruch ihrer Haut von einem blumigen Hauch überdeckt.

Ihre Fußspuren verliefen vor ihm auf dem Läufer, eine zarte Kette von Schritten, die sie miteinander verband. Er streifte seine Sandalen ab und setzte seinen nackten Fuß auf einen der Abdrücke, die sie hinterlassen hatte. Er war kühl unter seiner Haut.

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