Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Nein, das glaube ich auch nicht. Und auch nicht viele berufstätige Frauen. Aber als er das gesagt hat, ist Brianna aufgestanden und hat sehr laut gesagt: ›Na, du solltest besser froh sein, dass meine Mama Ärztin ist, weil du nämlich gleich eine brauchst!‹ Dann hat sie ihm ihr Mathebuch auf den Kopf geschlagen, und als er das Gleichgewicht verlor und hinfiel, ist sie ihm auf den Bauch gesprungen und hat ihm ins Gesicht geboxt.«

Ich spürte, wie seine Brust und sein Bauch in meinem Rücken bebten.

»Was für ein Prachtmädchen! Aber hat der Lehrer ihr dafür keins übergezogen?«

»Man schlägt keine Kinder in der Schule. Sie musste dem kleinen Biest einen Entschuldigungsbrief schreiben, aber er musste mir auch einen schreiben, und sie fand, das war ein fairer Tausch. Das Peinlichere daran war, dass sich herausstellte, dass sein Vater auch Arzt war, einer meiner Kollegen im Krankenhaus.«

»Und du hattest nicht zufällig eine Anstellung bekommen, die er haben wollte?«

»Wie kommst du nur darauf?«

»Mmm.« Sein warmer Atem kitzelte mich im Nacken. Ich streckte die Hand nach hinten aus, strich der Länge nach über seinen langen, behaarten Oberschenkel und erfreute mich an den Mulden und Anschwellungen seiner Muskeln.

»Du hast gesagt, sie besucht eine Universität und studiert Geschichte wie Frank Randall. Wollte sie nie Ärztin werden, so wie du?« Eine große Hand umfasste mein Hinterteil und fing an, es sanft zu kneten.

»Schon, als sie klein war – ich habe sie manchmal mit ins Krankenhaus genommen, und sie war fasziniert von den Instrumenten; sie hat immer gern mit meinem Stethoskop und dem Otoskop gespielt – damit kann man den Leuten in die Ohren sehen –, aber dann hat sie es sich anders überlegt. Sie hat es sich mindestens ein Dutzend Mal anders überlegt, wie die meisten Kinder.«

»Wie die meisten?« Dieser Gedanke war ihm neu. Die meisten Kinder seiner Zeit übernahmen einfach den Beruf ihrer Eltern – oder ergriffen vielleicht einen Lehrberuf, der für sie ausgesucht wurde.

»O ja. Mal sehen … eine Zeitlang wollte sie Ballerina werden, wie die meisten kleinen Mädchen. Das ist eine Tänzerin, die auf den Zehenspitzen tanzt«, erklärte ich ihm, und er lachte überrascht. »Dann wollte sie Müllmann werden – das war, nachdem unser Müllmann sie auf seinem Laster mitgenommen hat – und dann Tiefseetaucher und dann Briefträger und –«

»Was um Himmels willen ist ein Tiefseetaucher? Ganz zu schweigen von einem Müllkutscher?«

Bis ich mit meinem kurzen Katalog der Berufe des zwanzigsten Jahrhunderts fertig war, hatten wir uns einander zugewandt und die Beine gemütlich ineinander verschlungen, und ich bewunderte seine Brustwarze, die sich unter meinem Daumen zu einem kleinen Knoten versteifte.

»Ich bin mir nie sicher gewesen, ob sie wirklich Geschichte studieren wollte oder ob sie es mehr Frank zu Gefallen getan hat. Sie hat ihn so geliebt – und er war so stolz auf sie.« Ich hielt inne und dachte nach, während seine Hand spielerisch an meinem Rücken herunterwanderte.

»Sie hat schon angefangen, an der Universität Geschichtsseminare zu belegen, als sie noch auf der Highschool war – ich habe dir doch erklärt, wie das Schulsystem funktioniert? Und als Frank dann gestorben ist … ich habe das Gefühl, dass sie mit Geschichte weitergemacht hat, weil sie glaubte, dass er das gewollt hätte.«

»Das ist doch loyal.«

»Ja.« Ich fuhr ihm mit der Hand durch das Haar und spürte dabei seine festen, runden Schädelknochen und seine Kopfhaut. »Ich kann mir gar nicht erklären, wo sie ausgerechnet diesen Charakterzug herhat.«

Er schnaubte kurz und zog mich näher an sich.

»Nicht?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Wenn sie bei Geschichte bleibt – meinst du, sie wird uns finden? Irgendwo aufgeschrieben, meine ich?«

Dieser Gedanke war mir wirklich noch nicht gekommen, und einen Moment lang lag ich völlig still. Dann streckte ich mich ein wenig und legte meinen Kopf mit einem kleinen, nicht direkt fröhlichen Lachen auf seine Schulter.

»Ich glaube nicht. Nicht, wenn wir nicht etwas Aufsehenerregendes anstellen.« Ich machte eine vage Geste in Richtung der Hüttenwand und der endlosen Wildnis draußen. »Ziemlich unwahrscheinlich hier, schätze ich. Und sie müsste sowieso mit Absicht nach uns suchen.«

»Würde sie das?«

Ich schwieg einen Moment und atmete seinen herben Geruch ein.

»Ich hoffe nicht«, sagte ich schließlich leise. »Sie sollte ihr eigenes Leben leben – und nicht ihre Zeit damit verbringen, rückwärtszublicken.«

Darauf antwortete er nicht sofort, sondern ergriff meine Hand und schob sie zwischen uns. Er seufzte, als ich ihn umfasste.

»Du bist eine sehr intelligente Frau, Sassenach, aber ziemlich kurzsichtig. Obwohl, vielleicht ist es ja nur Bescheidenheit.«

»Und wie kommst du darauf?«, fragte ich leicht pikiert.

»Du hast gesagt, die Kleine sei loyal. Sie hat ihren Vater so geliebt, dass sie ihr Leben danach ausgerichtet hat, was er sich gewünscht hätte, sogar nach seinem Tod. Meinst du, sie hat dich weniger geliebt?«

Перейти на страницу:

Похожие книги