Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Nayawenne nickte mehrere Male, nahm den Amulettbeutel erneut von ihrem Hals und griff hinein.

»Am Tag nach dem Traum ist die Großmutter meines Mannes in den Wald gegangen, um kinnea-Wurzeln auszugraben, und unterwegs hat sie etwas Blaues im Lehm am Bachufer stecken sehen.«

Nayawenne zog einen kleinen Klumpen hervor und legte ihn mir in die Hand.

Es war ein Stein, zwar ungeschliffen, aber eindeutig ein Edelstein. Es hafteten noch Teile der Steinmatrix daran, doch das Herz des Steins war von einem tiefen, sanften Blau.

»Mein Gott – das ist ein Saphir, nicht wahr?«

»Saphir?« Gabrielle ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, als wollte sie seinen Geschmack prüfen. »Wir nennen ihn« – sie zögerte und suchte nach der richtigen französischen Übersetzung – »pierre sans peur.«

»Pierre sans peur?« Ein Stein ohne Furcht?

Nayawenne nickte und fuhr fort. Bevor ihre Mutter den Mund auftun konnte, fiel Berthe mit der Übersetzung ein.

»Die Großmutter meines Vaters sagt, ein Stein wie dieser sorgt dafür, dass die Menschen keine Angst bekommen, er stärkt ihre Lebensgeister, so dass sie schneller gesund werden. Dieser Stein hat schon zwei Menschen vom Fieber befreit und die Augenentzündung meines jüngeren Bruders geheilt.«

»Die Großmutter meines Mannes möchte Euch für dieses Geschenk danken.« Geschickt übernahm Gabrielle wieder die Gesprächsführung.

»Äh … sagt ihr, keine Ursache.« Ich nickte der Alten freundlich zu und gab ihr den blauen Stein zurück. Sie ließ ihn in den Beutel fallen und verschloss ihn wieder. Dann sah sie mich genau an, streckte die Hand aus, zog an einer meiner Locken und rieb sie beim Sprechen zwischen ihren Fingern.

»Die Großmutter meines Mannes sagt, Ihr habt die Heilkraft schon, aber sie wird noch zunehmen. Wenn Euer Haar so weiß ist wie das ihre, werdet Ihr zu Eurer ganzen Macht finden.«

Die Alte ließ die Haarlocke los und sah mir einen Moment lang in die Augen. Ich glaubte eine große Traurigkeit in den verblichenen Tiefen zu sehen, und streckte unwillkürlich die Hand aus, um sie zu berühren.

Sie trat zurück und sagte noch etwas. Gabrielle blickte mich seltsam an.

»Sie sagt, Ihr sollt Euch keine Vorwürfe machen, Krankheiten werden von den Göttern gesandt. Es wird nicht Eure Schuld sein.«

Ich sah Nayawenne erschrocken an, doch sie hatte sich schon abgewandt.

»Was wird nicht meine Schuld sein?«, fragte ich, doch die Alte war nicht bereit, mehr zu sagen.




Kapitel 21

Nacht auf dem verschneiten Berg


Dezember 1767

Der Winter ließ noch ein wenig auf sich warten, doch am achtundzwanzigsten November fing es nachts an zu schneien, und als wir erwachten, fanden wir die Welt verwandelt vor. Jede Nadel der großen Blaufichte hinter dem Blockhaus war mit Frost überzogen, und von den wilden Himbeersträuchern hingen zu Zacken geronnene Eiskristalle herab.

Der Schnee war nicht tief, doch mit seiner Ankunft änderte sich unser Tagesablauf. Ich ging tagsüber nicht länger auf Nahrungssuche, abgesehen von den kurzen Ausflügen zum Bach, wenn ich Wasser brauchte und um die letzten Reste grüner Kresse aus dem eisigen Uferschlamm zu ziehen. Jamie und Ian pausierten mit den Rodungsarbeiten und wandten sich der Herstellung von Schindeln zu. Der Winter rückte immer näher, und wir zogen uns vor der Kälte zurück und wandten uns nach innen.

Wir hatten keine Kerzen, nur Talglampen und Binsenlichter und den Schein des Feuers, das ständig in der Herdstelle brannte und unsere Dachbalken schwärzte. Daher standen wir bei Tagesanbruch auf und legten uns nach dem Abendessen nieder, im Einklang mit den Geschöpfen des Waldes, der uns umgab.

Wir hatten noch keine Schafe und konnten daher auch keine Wolle krempeln oder spinnen, kein Tuch weben oder färben. Wir hatten noch keine Bienenstöcke und konnten kein Wachs schmelzen und keine Kerzen ziehen. Es gab kein Vieh, um das wir uns kümmern mussten, außer den Pferden und Maultieren und dem Ferkel, das beträchtlich an Größe und Reizbarkeit zugenommen hatte und demzufolge in ein separates Abteil in einer Ecke des einfachen Stalles verbannt worden war, den Jamie gebaut hatte – und der kaum mehr war als ein großer Verschlag mit offener Vorderseite und einem Dach aus Zweigen.

Myers hatte eine kleine, aber nützliche Sammlung von Werkzeugen mitgebracht – Eisenteile, die in einem Beutel klirrten und noch mit Holzgriffen aus dem nahen Wald versehen werden mussten: eine Axt zum Entrinden und eine weitere Axt, eine Pflugschar für die Aussaat im Frühjahr, Bohrer, Hobel und Meißel, eine kleine Grassense, zwei Hämmer und eine Handsäge, ein merkwürdiges Gerät namens »Karst«, mit dem man, wie Jamie sagte, Nute schneiden konnte, ein »Ziehmesser« – eine gekrümmte Klinge mit Griffen an beiden Enden, mit der man Holz glätten und konisch zulaufen lassen konnte –, zwei kleine, scharfe Messer, ein Breitbeil, etwas, das aussah wie ein mittelalterliches Folterinstrument, in Wirklichkeit aber zur Herstellung von Nagelköpfen diente, und ein Messer zum Spalten von Schindeln.

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