Mit vereinten Kräften war es Jamie und Ian gelungen, vor dem Schneefall das Dach der Blockhütte zu decken, doch die Schuppen waren weniger wichtig gewesen. Ein Holzblock stand ständig neben dem Feuer, das Spaltmesser hineingeschlagen, und wartete darauf, dass jemand einen Augenblick Zeit hatte und ein paar neue Schindeln abschlug. Diese Ecke am Herd war sowieso für Schnitzarbeiten reserviert. Ian hatte einen groben, aber brauchbaren Hocker gefertigt, der unter einem Fenster stand, so dass man das Tageslicht ausnutzen konnte, und man konnte ganz ökonomisch die Späne in das Feuer werfen, das Tag und Nacht brannte.
Myers hatte mir auch ein paar Frauenwerkzeuge mitgebracht: einen riesigen Nähkorb, der bestens mit Nadeln, Stecknadeln, Scheren, Garnknäueln und Leinen-, Musselin- und Wolltuchstücken ausgestattet war. Nähen war zwar nicht meine Lieblingsbeschäftigung, doch der Anblick entzückte mich trotzdem, da Jamie und Ian sich ständig durch dichtes Gesträuch bewegten oder auf den Dächern herumkrochen und die Knie, Ellbogen und Schultern all ihrer Kleidungsstücke daher konstant reparaturbedürftig waren.
»Schon wieder eins!« Jamie schoss neben mir im Bett hoch.
»Schon wieder ein was?«, fragte ich verschlafen und öffnete ein Auge. Es war sehr dunkel in der Blockhütte, denn das Herdfeuer war bis auf die Glut heruntergebrannt.
»Schon wieder ein verdammtes Leck! Es hat mich am Ohr getroffen, verflucht!« Er sprang aus dem Bett, ging zum Feuer und steckte einen Holzstock hinein. Als dieser brannte, brachte er ihn zurück, stellte sich auf das Bett und hielt seine Fackel hoch, während er auf der Suche nach dem boshaften Leck das Dach wütend anstarrte.
»Häh?« Ian, der auf einem niedrigen, zusammenklappbaren Rollbett schlief, drehte sich um und gab ein fragendes Stöhnen von sich. Rollo, der darauf bestand, das Bett mit ihm zu teilen, äußerte ein kurzes
»Ein Leck«, sagte ich zu Ian, während ich Jamies Fackel genau im Auge behielt. Es kam nicht in Frage, dass mein kostbares Federbett durch einen verirrten Funken in Flammen aufging.
»Oh.« Ian lag mit dem Arm über dem Gesicht da. »Hat es wieder geschneit?«
»Muss es wohl.« Die Fenster waren mit angenagelten Quadraten aus eingeöltem Hirschleder abgedeckt, und von draußen kam kein Geräusch, doch die Luft hatte jene merkwürdige Gedämpftheit an sich, die mit dem Schnee kam.
Der Schnee fiel lautlos und türmte sich auf dem Dach auf, wenn dann die Wärme der Schindeln anfing, ihn von unten zum Schmelzen zu bringen, tropfte er an der Dachfläche herab und hinterließ ein glitzerndes Eiszapfengitter an den Traufen. Dann und wann aber fand das wandernde Wasser einen Riss in einer Schindel oder eine Fuge, deren überlappenden Ränder sich verzogen hatten, und die Tropfen steckten ihre Eisfinger durch das Dach.
Jamie betrachtete alle derartigen Störungen als persönlichen Affront und duldete keinen Aufschub, wenn es darum ging, mit ihnen fertigzuwerden.
»Da!«, rief er aus. »Da ist es. Siehst du?«
Ich verlagerte meinen glasigen Blick von den behaarten Knöcheln vor meiner Nase zur Decke hinauf. In der Tat zeigte das Licht der Fackel die schwarze Linie eines Risses in einer Schindel und eine dunkle, feuchte Stelle, die sich an ihrer Unterseite ausbreitete. Während ich dort hinsah, bildete sich ein klarer Tropfen, der rot im Fackelschein glitzerte, und fiel mit einem
»Wir könnten das Bett ein Stück zur Seite rücken«, schlug ich vor, wenn auch ohne große Hoffnung. Ich erlebte das nicht zum ersten Mal. Jegliche Andeutung, dass die Reparaturarbeiten doch bis zum Tagesanbruch warten könnten, traf auf erstaunte Ablehnung; ein richtiger Mann, so gab man mir zu verstehen, könne so etwas nicht gutheißen.
Jamie stieg vom Bett herunter und stieß Ian mit dem Fuß zwischen die Rippen.
»Steh auf und klopf gegen die Stelle, wo der Riss ist, Ian. Ich kümmere mich von außen darum.« Indem er eine frische Schindel, einen Hammer, ein Beil und einen Sack Nägel ergriff, ging er auf die Tür zu.
»Geh bloß nicht so aufs Dach!«, rief ich aus und setzte mich abrupt auf. »Das ist dein gutes Wollhemd!«
Er blieb an der Tür stehen, warf mir einen kurzen, erbosten Blick zu, legte dann mit dem vorwurfsvollen Ausdruck eines frühchristlichen Märtyrers seine Werkzeuge hin, zog sich das Hemd aus, ließ es zu Boden fallen, hob die Werkzeuge wieder auf und schritt majestätisch hinaus, um sich um die undichte Stelle zu kümmern, die Pobacken in hingebungsvoller Entschlossenheit zusammengekniffen.
Dumpfes Hämmern auf dem Dach, das definitiv nicht von den Hufen acht winziger Rentiere stammte, teilte uns mit, dass Jamie angekommen war. Ich rollte mich aus dem Weg und stand resigniert auf, als Ian auf das Bett stieg und mit einem langen Stück Feuerholz an der feuchten Stelle herumstocherte und an den Schindeln rüttelte, so dass Jamie die undichte Stelle von außen erkennen konnte.