Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Wie ich vermutet hatte, war das Mädchen Gabrielles Tochter – nicht aber, so glaubte ich, Nacognawetos; sie hatte keine Ähnlichkeit mit ihm und verhielt sich ihm gegenüber schüchtern. Ihr etwas unpassender Name war Berthe, und man sah ihr noch viel deutlicher als ihrer Mutter an, dass sie ein Mischling war: Ihr Haar war dunkel und seidig, jedoch dunkelbraun anstatt ebenholzschwarz, und ihr rundes Gesicht hatte die frische Gesichtsfarbe einer Europäerin, obwohl ihre Augen die indianische Mandelform aufwiesen.

Als die offizielle Vorstellung vorbei war, winkte Nacognaweto Berthe zu, die gehorsam das große Bündel hervorholte, das sie getragen hatte, es zu meinen Füßen absetzte und einen großen Korb voll orange-grün gestreifter Kürbisse, auf einer Schnur aufgezogene getrocknete Fische, einen kleineren Korb mit Yamswurzeln und einen Berg geschälter und getrockneter Maiskolben zum Vorschein brachte.

»Mein Gott«, murmelte ich. »Die Rückkehr des Squanto!«

Alle sahen mich verständnislos an, und ich beeilte mich zu lächeln und in – völlig ernstgemeinte Freudenrufe über die Geschenke auszubrechen. Es war vielleicht nicht genug, um uns den ganzen Winter über zu ernähren, doch würde es unseren Speiseplan gut zwei Monate lang bereichern.

Nacognaweto erklärte durch Gabrielle, dass dies ein kleiner und bedeutungsloser Dank für den Bären sei, den Jamie ihm geschenkt hatte, was man in seinem Dorf mit Entzücken aufgenommen habe. Jamies mutige Heldentat (hier sahen die Frauen mich an und kicherten, denn sie alle hatten offenbar von der Episode mit dem Fisch gehört) sei der Gegenstand vieler Gespräche und großer Bewunderung gewesen.

Jamie, für den diese Art diplomatischer Wortwechsel etwas völlig Normales war, leugnete bescheiden jeden Heroismus und tat die Begegnung als puren Zufall ab.

Während Gabrielle mit der Übersetzung beschäftigt war, ignorierte die Alte die gegenseitigen Komplimente und stahl sich seitwärts wie ein Krebs zu mir herüber. Ohne mir das geringste Gefühl eines Affronts zu geben, klopfte sie mich vertraulich von Kopf bis Fuß ab, befühlte meine Kleider, hob den Saum meines Kleides hoch, um meine Schuhe zu begutachten, und murmelte mit leiser, heiserer Stimme einen fortlaufenden Kommentar vor sich hin.

Das Murmeln wurde lauter und nahm einen erstaunten Tonfall an, als sie bei meinem Haar anlangte. Ihr zu Gefallen fischte ich die Haarnadeln heraus und ließ es mir über die Schultern fallen. Sie zog eine Locke heraus, zog sie stramm, ließ sie dann zurückfedern und lachte gurgelnd.

Die Männer blickten in unsere Richtung, doch inzwischen war Jamie dazu übergegangen, Nacognaweto die Konstruktion unseres Hauses zu zeigen. Der Schornstein war fertig, wie das Fundament aus Feldsteinen gebaut, und der Fußboden war gelegt, doch die Wände, gebaut aus soliden, abgevierten Baumstämmen von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser, erhoben sich erst schulterhoch. Jamie drängte Ian, das Entrinden eines Baumstammes zu demonstrieren, wobei er sich beständig nach hinten vorarbeitete, immer an der Oberseite eines Stammes entlang, und bei jedem Hieb gerade eben seine Zehen verfehlte.

Da diese Form männlicher Konversation keiner Übersetzung bedurfte, stand es Gabrielle frei, zu uns zu kommen und sich mit mir zu unterhalten; obwohl ihr Französisch merkwürdig akzentuiert und voll seltsamer Redewendungen war, hatten wir keine Schwierigkeiten, einander zu verstehen.

Binnen kurzem fand ich heraus, dass Gabrielle die Tochter eines französischen Pelzhändlers und einer Huronenfrau war. Sie war Nacognawetos zweite Frau, und er war wiederum ihr zweiter Ehemann – der erste, Berthes Vater, war Franzose gewesen und zehn Jahre zuvor im Franzosenkrieg ums Leben gekommen.

Sie lebten in einem Dorf namens Anna Ooka (ich biss mir auf die Innenseite der Wange, um nicht zu lachen; zweifellos hätte sich »New-Bern« für sie auch seltsam angehört), etwa zwei Tagesritte nordwestlich – Gabrielle zeigte die Richtung mit einer graziösen Kopfbewegung an.

Während ich mich mit Gabrielle und Berthe unterhielt und mit Handbewegungen nachhalf, wurde mir allmählich bewusst, dass noch eine andere Art von Kommunikation stattfand, und zwar mit der alten Frau.

Sie sprach mich nicht direkt an – obwohl sie dann und wann mit Berthe tuschelte, weil sie offensichtlich wissen wollte, was ich gesagt hatte –, doch ihre leuchtenden, dunklen Augen blieben auf mich gerichtet, und ich war mir ihrer Aufmerksamkeit seltsam bewusst. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass sie mit mir sprach – und ich mit ihr –, ohne dass ein einziges Wort gewechselt wurde.

Ich sah, wie Jamie am anderen Ende der Lichtung Nacognaweto den Rest Brandy in der Flasche anbot; es war also an der Zeit, Gegengeschenke zu machen. Ich gab Gabrielle das bestickte Halstuch und Berthe eine mit Strass verzierte Haarnadel, worüber sie in erfreute Ausrufe ausbrachen. Doch für Nayawenne hatte ich etwas anderes.

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