Sie hatten sich tatsächlich für ihren Besuch herausgeputzt; Nacognawetos Unterschenkel waren nackt, seine Füße steckten in Schnürstiefeln, doch er trug eine Musselinkniehose, die am Knie locker saß, und darüber ein Hemd aus rotgefärbtem Leinen, das von einem prachtvollen Gürtel mit Verzierungen aus Stachelschweinborsten und weißen und lavendelblauen Muscheln gerafft wurde. Darüber trug er eine perlenbestickte Lederweste, und eine Art locker gewickelter Turban aus blauem Kaliko thronte auf seinem offenen Haar, aus dem über jedem Ohr eine Krähenfeder herabbaumelte. Schmuck aus Muscheln und Silber – ein Ohrring, mehrere Halsbänder, eine Gürtelschnalle und kleine Ornamente, die er sich ins Haar gebunden hatte – vervollständigte das Bild.
Die Frauen waren etwas weniger prunkvoll aufgemacht, aber immer noch eindeutig in ihrem Sonntagsstaat mit langen, weiten Kleidern, die ihnen bis an die Knie reichten und unter denen weiche Stiefel und Lederleggings zu sehen waren. Sie waren mit Hirschlederschürzen gegürtet, die mit dekorativen Mustern bemalt waren, und die beiden jüngeren Frauen trugen ebenfalls schmuckvolle Westen. Sie näherten sich im Gänsemarsch und blieben auf halbem Weg auf der Lichtung stehen.
»Mein Gott«, murmelte Jamie, »eine Gesandtschaft.« Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und stieß Ian zwischen die Rippen. »Sag für mich guten Tag, Ian; ich bin gleich wieder da.«
Ian, der ein etwas verblüfftes Gesicht zog, trat vor, um die Indianer zu begrüßen, und winkte mit seiner großen Hand als offizielle Willkommensgeste. Jamie packte mich am Arm und schob mich um die Ecke in das halbfertige Haus.
»Was –«, begann ich verblüfft.
»Zieh dich um«, unterbrach er mich und schob die Kleiderkiste in meine Richtung. »Zieh deine prunkvollsten Sachen an, aye? Sonst würden wir ihnen nicht genug Respekt zollen.«
»Prunkvoll« war nicht gerade die Beschreibung, die auf irgendeins meiner Kleidungsstücke zutraf, doch ich tat mein Bestes, indem ich mir hastig einen gelben Leinenrock um die Taille schnürte und mein einfaches, weißes Halstuch durch ein mit Kirschen besticktes Tuch ersetzte, das Jocasta mir mitgeschickt hatte. Das würde reichen, dachte ich – schließlich waren es offensichtlich die Männchen der Gattung, die hier im Zentrum der Aufmerksamkeit standen.
Nachdem Jamie in Rekordzeit seine Kniehose abgestreift und sich das rote Plaid um die Hüften geschlungen hatte, befestigte er es mit einer kleinen, bronzenen Brosche, zog eine Flasche unter dem Bettgestell hervor und war durch die offene Seite des Hauses verschwunden, bevor ich mein Haar in Ordnung bringen konnte. Daraufhin gab ich den Versuch als vergebliche Liebesmüh auf und eilte ihm nach draußen nach.
Die Frauen beobachteten mich mit der gleichen Faszination, die ich für sie hegte, doch sie hielten sich im Hintergrund, während Jamie und Nacognaweto die üblichen Begrüßungen austauschten, wobei formell Brandy ausgeschenkt und gemeinsam getrunken wurde, ein Ritual, in das sie Ian mit einschlossen. Erst dann trat die zweite Frau auf eine Geste Nacognawetos hin vor und grüßte uns mit einem schüchternen Kopfnicken.
»Äh …
Unterdessen beäugte Jamie Nacognaweto mit einer Mischung aus Belustigung und Verärgerung.
»Soso, kein Franz’, wie?«, sagte er. »Nicht ein Wort, nehme ich an!« Der Indianer sah ihn mit völlig ausdruckslosem Gesicht an und nickte seiner Frau zu, damit sie mit der Vorstellung fortfahre.
Die ältere Frau hieß Nayawenne und war nicht Gabrielles Großmutter, wie ich gedacht hatte, sondern Nacognawetos. Sie war von leichtem Knochenbau, dünn und von Rheumatismus gebeugt, doch sie hatte glänzende Augen wie die Spatzen, denen sie so ähnlich sah. Um den Hals trug sie einen kleinen Lederbeutel, der mit einem ungeschliffenen, durchbohrten grünen Stein und den gefleckten Schwanzfedern eines Spechtes geschmückt war. Ein größerer Beutel, diesmal aus Stoff, hing an ihrer Taille. Sie sah, wie mein Blick auf die grünen Flecken auf dem groben Tuch fiel, und lächelte, wobei sie zwei vorstehende, gelbe Vorderzähne entblößte.