Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Meine Muskeln bebten noch von der Erschütterung, und ich versuchte verzweifelt, Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen. Dann holte ich mühsam japsend Atem und stellte fest, dass ich zitterte, denn auf den Schock folgten jetzt die ersten Schmerzen.

Ich lag still, schloss die Augen, konzentrierte mich auf meine Atmung und führte eine Inventur durch. Der Regen hämmerte immer noch auf mein Gesicht herab, sammelte sich in meinen Augenhöhlen und lief mir in die Ohren. Mein Gesicht und meine Hände waren taub. Meine Arme ließen sich bewegen. Ich bekam jetzt etwas besser Luft.

Meine Beine. Das linke tat weh, doch es war nicht bedrohlich; ich hatte mir nur das Knie gestoßen. Ich rollte schwerfällig auf die Seite, behindert von meinen nassen, massigen Kleidern. Und doch war es die klobige Kleidung gewesen, die mich vor schwereren Verletzungen bewahrt hatte.

Über mir erklang ein unsicheres Wiehern, das selbst im Dröhnen des Donners hörbar war. Ich blickte benommen nach oben und sah den Kopf des Pferdes gute zehn Meter über mir aus einem Himbeergestrüpp ragen. Unter dem Dickicht ging es steil und felsig nach unten; eine lange Rutschspur am unteren Ende zeigte, wo ich aufgekommen und weitergerollt war, bevor ich in meiner gegenwärtigen Position gelandet war.

Wir hatten quasi am Rand dieses kleinen Abgrundes gestanden, ohne dass ich es gesehen hatte, denn er war durch die dichten Büsche verdeckt. Die Panik hatte das Pferd bis an die Kante getrieben, doch offensichtlich hatte es die Gefahr gespürt und sich gefangen, bevor es abstürzte – jedoch nicht, ohne mich in den luftleeren Raum davonpurzeln zu lassen.

»Du verdammtes Mistvieh!«, sagte ich. Und fragte mich, ob der unbekannte deutsche Name vielleicht etwas Ähnliches bedeutete. »Ich hätte mir den Hals brechen können!« Ich wischte mir, immer noch mit zitternder Hand, den Schmutz aus dem Gesicht und sah mich nach einer Möglichkeit um, wieder nach oben zu kommen.

Es gab keine. Hinter mir setzte sich der Felsenkamm fort und verschmolz mit einem der Granithörner. Vor mir endete er abrupt und stürzte geradewegs in ein kleines Tal. Der Abhang, auf dem ich stand, senkte sich ebenfalls in dieses Tal. Durch Sumach- und Gelbholzbaumgruppen ging es etwa noch zwanzig Meter hinab bis zu den Ufern eines Flüsschens.

Ich stand ganz still und versuchte nachzudenken. Niemand wusste, wo ich war. Davon abgesehen, wusste ich auch nicht genau, wo ich war. Schlimmer noch, fürs Erste würde auch niemand nach mir suchen. Jamie würde glauben, dass ich wegen des Regens immer noch bei den Muellers war. Die Muellers würden natürlich keinerlei Grund zu der Annahme haben, dass ich nicht sicher nach Hause gekommen war; und selbst wenn sie Zweifel hatten, konnten sie mir wegen des Hochwassers nicht folgen. Und bis irgendjemand den fortgespülten Pfad fand, würden alle Zeichen, dass ich dort vorbeigekommen war, längst vom Regen fortgewaschen sein.

Ich war unverletzt, das war immerhin etwas. Ich war außerdem zu Fuß, allein, ohne Proviant, einigermaßen orientierungslos und durch und durch nass. Dass ich nicht verdursten würde, war so ungefähr das Einzige, was feststand.

Blitze zuckten immer noch wie sich duellierende Mistgabeln über den Himmel, obgleich der Donner zu einem dumpfen Grollen in der Ferne abgeschwollen war. Ich hatte jetzt keine sonderliche Angst mehr, vom Blitz getroffen zu werden – nicht, solange so viele geeignetere Kandidaten in Form der gigantischen Bäume herumstanden –, doch es schien trotzdem eine gute Idee zu sein, mir einen Unterstand zu suchen.

Es regnete immer noch; das Wasser tropfte mir mit monotoner Regelmäßigkeit von der Nasenspitze. Auf meinem angeschlagenen Bein humpelnd, suchte ich mir unter zahlreichen Flüchen einen Weg über den rutschigen Abhang hinunter zum Flussufer.

Auch dieser Bach war durch den Regen angeschwollen; ich sah versunkene Büsche aus dem Wasser ragen, deren Blätter schlaff in der rauschenden Strömung hingen. Es gab kein richtiges Ufer. Ich kämpfte mich zwischen den stacheligen Klauen von Stechpalmen und Wacholder hindurch zu der Felswand im Süden; vielleicht gab es dort eine Höhle oder Felsspalte, in der ich irgendwie Unterschlupf finden konnte.

Ich fand nichts als herumliegende Felsbrocken, die schwarz vor Nässe und schwierig zu umgehen waren. Ein Stück weiter sah ich allerdings etwas anderes, was mir möglicherweise Zuflucht bieten konnte.

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