Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Er hatte stumm auf das runde Köpfchen gestarrt, das mit einem schwarzen Flaum überzogen war, und hatte dann seine Frau angesehen, als müsste man ihm auf die Sprünge helfen.

»Ist sie nicht wunderschön?«, hatte Petronella leise gesagt.

Er hatte genickt, langsam, dann den Kopf in ihren Schoß gelegt und angefangen zu weinen. Die Frauen hatten freundlich gelächelt und sich dann wieder an die Zubereitung des Abendessens begeben.

Und es war ein gutes Abendessen gewesen; das Essen war einer der Vorteile eines Hausbesuchs bei den Muellers. Auch jetzt war mein Magen angenehm mit Knödeln und gebratener Blutwurst gefüllt, und der Geschmack der Spiegeleier, den ich noch im Mund hatte, lenkte mich zumindest ein wenig von der allgemeinen Unannehmlichkeit meiner gegenwärtigen Lage ab.

Ich hoffte, dass Jamie und Ian es fertiggebracht hatten, während meiner Abwesenheit anständig zu essen. Da der Sommer zu Ende ging, die Erntezeit aber noch nicht gekommen war, herrschte auf den Regalen in der Vorratskammer nicht einmal ansatzweise der für den Herbst erhoffte Überfluss, doch auf dem Bord befanden sich ein paar Käselaibe, auf dem Boden stand ein großes Steingutgefäß mit gesalzenem Fisch, und dazu gab es säckeweise Mehl, Mais, Reis, Bohnen, Gerste und Hafermehl.

Jamie konnte eigentlich kochen – zumindest insofern, als er Wildbret vorbereiten und über dem Feuer grillen konnte –, und ich hatte mein Bestes getan, um Ian in die Geheimnisse der Porridgezubereitung einzuweihen, doch da sie nun einmal Männer waren, nahm ich an, dass sie sich nicht die Mühe gemacht und sich stattdessen lieber von rohen Zwiebeln und Trockenfleisch ernährt hatten.

Ich konnte nicht sagen, ob sie am Ende eines Tages voller Männerarbeiten wie Bäumefällen, Pflügen und dem Heimschleppen toter Hirsche ehrlich zu erschöpft waren, um sich Gedanken über die Zusammenstellung einer ordentlichen Mahlzeit zu machen, oder ob sie es mit Absicht machten, damit ich mir unentbehrlich vorkam.

Jetzt, wo ich mich im Schutz des Bergrückens befand, wehte der Wind schwächer, doch der Regen prasselte immer noch auf mich nieder, und der Boden war trügerisch, da sich der Schlamm auf dem Weg in Flüssigkeit verwandelt hatte, auf deren Oberfläche eine Laubschicht verräterisch wie Treibsand dahintrieb. Ich spürte das Unbehagen des Pferdes, dessen Hufe mit jedem Schritt ausglitten.

»Guter Junge«, sagte ich beschwichtigend. »Geh schön weiter, so ist’s gut.« Das Pferd richtete leicht die Ohren auf, hielt aber den Kopf gesenkt und ging vorsichtig weiter.

»Schlammfuß?«, sagte ich. »Wie wär’s damit?«

Das Pferd hatte zurzeit keinen Namen – oder vielmehr, es hatte einen, doch ich kannte ihn nicht. Der Mann, von dem Jamie es gekauft hatte, hatte es mit einem deutschen Namen gerufen, von dem Jamie sagte, er sei für das Pferd einer Dame nicht geeignet. Als ich ihn gebeten hatte, den Namen zu übersetzen, hatte er nur die Lippen zusammengepresst und ein schottisches Gesicht gemacht, woraus ich schloss, dass er ziemlich schlimm sein musste. Ich hatte die alte Frau Mueller fragen wollen, was er bedeutete, hatte es aber in der Eile des Aufbruchs vergessen.

Jamies Theorie war sowieso, dass das Pferd seinen wahren – oder zumindest seinen aussprechbaren – Namen im Lauf der Zeit preisgeben würde, und so behielten wir das Tier im Auge und hofften, etwas über seinen Charakter herauszufinden. Nach einem Proberitt hatte Ian »Häschen« vorgeschlagen, doch Jamie hatte nur den Kopf geschüttelt und gesagt, nein, das sei es nicht.

»Wackelzeh?«, schlug ich vor. »Leichtfuß? Verdammt!«

Das Pferd war völlig zum Stehen gekommen, und zwar aus gutem Grund. Ein kleines Wildwasser gurgelte fröhlich den Hügel herunter und sprang ganz ungehemmt von Fels zu Fels. Es war wunderschön, das Wasser rauschte kristallklar über die dunklen Felsen und das grüne Laub. Unglücklicherweise lief es auch über die Reste des Pfades, die der Macht der Ereignisse nicht gewachsen und talwärts den Abhang heruntergerutscht waren.

Ich saß still da und triefte vor mich hin. Ich konnte den Erdrutsch nicht umgehen. Rechts von mir stieg der Hügel beinahe senkrecht in die Höhe, und Büsche und Schösslinge sprossen aus den Spalten der Felswand, und links fiel er so steil in die Tiefe, dass es Selbstmord gewesen wäre, dort hinunterzusteigen. Unter Flüchen wich ich mit dem namenlosen Pferd zurück und kehrte um.

Wäre das Hochwasser nicht gewesen, wäre ich zu den Muellers zurückgekehrt und hätte Jamie und Ian noch ein bisschen länger für sich selbst sorgen lassen. Doch so hatte ich keine Wahl – ich konnte mir entweder einen anderen Weg nach Hause suchen oder hierbleiben und ertrinken.

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