Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Das weiß ich wohl«, sagte Jamie ein wenig gereizt. »Ich war es schließlich, der vor einem Monat fünf Morgen Mais gesät hat. Und sie vorher gerodet hat.« Während Duncan es sich auf River Run hatte gutgehen lassen, in Wirtshäusern seine Schwätzchen gehalten und sein neues Pferd zugeritten hatte. Ich hörte es und Duncan ebenfalls; es folgte ein vielsagendes Schweigen.

Ein Ächzen der Bank, und Duncan sprach ruhig weiter.

»Deine Tante Jo schickt dir ein Geschenk.«

»Oh, tut sie das?« Die Schärfe in seiner Stimme war jetzt noch deutlicher. Ich hoffte, Duncan war klug genug, darauf zu achten.

»Eine Flasche Whisky.« In Duncans Stimme lag ein Lächeln, das Jamie mit einem zurückhaltenden Lachen beantwortete.

»Oh, wirklich?«, wiederholte er in völlig anderem Ton. »Das ist sehr liebenswürdig.«

»Das will sie auch sein.« Beträchtliches Ächzen und Geschlurfe, als Duncan aufstand. »Komm mit und hol sie, Mac Dubh. Ein kleiner Schluck kann deiner Laune nicht schaden.«

»Nein, das stimmt.« Jamie klang reumütig. »Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen und ich bin so reizbar wie ein Keiler auf Brautschau. Du musst mir mein Benehmen verzeihen, Duncan.«

»Och, keine Ursache.« Es erklang ein leises Geräusch, wie wenn eine Hand auf eine Schulter klopft, und ich hörte sie zusammen über den Hof davongehen. Ich trat ans Fenster und sah ihnen nach. Jamies Haar glänzte wie dunkle Bronze in der untergehenden Sonne, als er den Kopf schräg legte, um sich anzuhören, was Duncan ihm erzählte. Der kleinere Mann gestikulierte zur Erläuterung, wobei ihn die Bewegungen seines Armes so aus dem Tritt brachten, dass er sich beim Gehen ruckartig bewegte wie eine große Marionette.

Was wäre wohl aus ihm geworden, fragte ich mich, hätte Jamie ihn nicht gefunden – und einen Platz für ihn? In Schottland war kein Platz für einen einarmigen Fischer. Mit Sicherheit wäre ihm dort nichts anderes übriggeblieben, als zu betteln. Oder zu verhungern, oder das Lebensnotwendige zu stehlen und am Galgen zu enden wie Gavin Hayes.

Doch dies war die Neue Welt, und wenn das Leben hier auch nicht ohne Risiko war, so bedeutete es doch immerhin eine Chance. Kein Wunder, dass sich Jamie darüber den Kopf zerbrach, wer die beste Chance bekommen sollte, Sinclair, der Küfer, oder Chisholm, der Bauer.

Es wäre viel wert, einen Küfer zur Hand zu haben; es würde den Männern auf dem Berg den langen Weg nach Cross Creek oder Averasboro ersparen, um dort die Fässer zu holen, die sie für ihr Pech und Terpentin brauchten, für Pökelfleisch und Cidre. Doch es wäre teuer, eine Küferwerkstatt einzurichten, selbst wenn man nur das Nötigste anschaffte. Und dann musste man auch an die Frau des unbekannten Chisholm und seine kleinen Kinder denken – wie lebten sie jetzt, und was würde ohne Hilfe aus ihnen werden?

Duncan hatte bis jetzt dreißig der Männer aus Ardsmuir ausfindig gemacht; Gavin Hayes war der Erste, und für ihn hatten wir alles getan, was in unserer Macht lag. Wir hatten dafür gesorgt, dass er die Reise in den Himmel sicher antrat. Zwei weitere waren gestorben, der eine an einer Fieberkrankheit, der andere war ertrunken. Drei hatten ihre Zwangsarbeit hinter sich gebracht und – ausgerüstet mit der Axt und den Kleidungsstücken, die der Entlassungslohn eines Zwangsarbeiters waren – selbst Fuß fassen können, indem sie Land im Landesinneren erschlossen und dort kleine Niederlassungen gegründet hatten.

Von den übrigen Männern hatten wir bis jetzt zwanzig unter Jamies Regie und mit seiner finanziellen Unterstützung auf gutem Land am Fluss angesiedelt. Ein weiterer war schwachsinnig, arbeitete aber als Knecht für einen anderen und verdiente so seinen Lebensunterhalt. Damit waren all unsere Rücklagen aufgebraucht. Das Unternehmen hatte unser kleines Barvermögen, Schuldscheine auf den Gegenwert der Zeit noch nicht existenter Ernten und einen haarsträubenden Ausflug nach Cross Creek erfordert.

Dort hatte Jamie all seine Bekannten aufgesucht, von jedem eine kleine Geldsumme geliehen und war mit diesem Geld dann in die Hafenkneipen gegangen, wo er es in drei schlaflosen Nächten geschafft hatte, beim Spiel seinen Einsatz zu vervierfachen – und dabei nur knapp einem Messerattentat entkommen war, wie ich erst später erfuhr.

Ich war sprachlos gewesen beim Anblick des langen, gezackten Risses in der Brust seines Rockes.

»Was –?«, hatte ich schließlich gekrächzt.

Er hatte kurz mit den Achseln gezuckt und plötzlich sehr müde ausgesehen.

»Es spielt keine Rolle«, hatte er gesagt. »Es ist vorbei.«

Dann hatte er sich rasiert, sich gewaschen, war ein weiteres Mal zu allen Plantagenbesitzern gegangen und hatte jedem der Männer sein Geld mit einem kleinen Leihzins zurückgezahlt, so dass uns genug blieb für Maissaat, ein zusätzliches Maultier zum Pflügen, eine Ziege und ein paar Schweine.

Перейти на страницу:

Похожие книги