»Ja, das stimmt«, sagte er stattdessen kurz angebunden. »William, Vicomte Ashness, neunter Graf von Ellesmere.«
»Das alles?«, sagte ich höflich. »Du meine Güte.« Ich ergriff einen der Blutegel mit Daumen und Zeigefinger und zog sanft daran. Er dehnte sich wie ein dickes Gummiband, weigerte sich aber loszulassen. Die blasse Haut des Jungen wurde ebenfalls nach vorn gezogen, und er machte ein leises Würgegeräusch.
»Aufhören!«, sagte er. »Er zerreißt, Ihr zerreißt ihn!«
»Könnte passieren«, gab ich zu. Ich stand auf, schüttelte meine Röcke zu Boden und riss mich zusammen.
»Komm mit«, sagte ich und streckte ihm die Hand hin. »Ich nehme dich mit zum Haus. Wenn ich ein bisschen Salz auf sie streue, fallen sie sofort ab.«
Er wies die Hand zurück, erhob sich aber, wenn auch etwas wackelig. Er sah sich um, als suchte er jemanden.
»Papa«, erklärte er, als er mein Gesicht sah. »Wir haben uns verirrt, und er hat mir gesagt, ich sollte am Bach warten, während er herausfindet, wie es weitergeht. Ich hätte nicht gern, dass er einen Schrecken bekommt, wenn ich bei seiner Rückkehr nicht hier bin.«
»Ich würde mir keine Sorgen machen«, sagte ich. »Ich schätze, er hat das Haus inzwischen allein gefunden; es ist nicht weit.« Eine sichere Prognose, da es weit und breit das einzige Haus war und am Ende eines ausgetretenen Pfades lag. Lord John hatte den Jungen eindeutig zurückgelassen, um selbst vorzugehen, Jamie zu suchen – und ihn vorzuwarnen. Sehr umsichtig. Meine Lippen spannten sich unwillkürlich an.
»Wohnen da die Frasers?«, fragte der Junge. Er machte einen vorsichtigen Schritt mit gespreizten Beinen, so dass sie nicht aneinanderrieben. »Wir waren gekommen, um einen James Fraser zu besuchen.«
»Ich bin Mrs. Fraser«, sagte ich und lächelte ihn an.
Er folgte mir durch die dicht stehenden Bäume zum Haus und trat mir in seiner Hast fast auf die Fersen. Ich stolperte wieder und wieder über Baumwurzeln und halb vergrabene Steine. Ich achtete nicht darauf, wohin ich trat, denn ich bekämpfte das überwältigende Bedürfnis, mich umzudrehen und ihn anzustarren. Wenn William, Vicomte Ashness, neunter Graf von Ellesmere, auch vielleicht nicht die allerletzte Person war, die ich jemals in den abgelegenen Wäldern North Carolinas erwartet hätte, so war er doch sicherlich die vorletzte – es war wohl noch etwas weniger wahrscheinlich, dass König George vor meiner Haustür auftauchte.
Was hatte er sich nur gedacht, dieser … dieser … ich kramte in meinem Gedächtnis und versuchte, mich für eine von mehreren diskreditierenden Bezeichnungen für Lord John Grey zu entscheiden, gab dann aber meine Anstrengungen auf, um mir stattdessen zu überlegen, was um Himmels willen ich tun sollte. Dann gab ich das ebenfalls auf; es gab nichts, was ich tun
William, Vicomte Ashness, neunter Graf von Ellesmere. Oder jedenfalls dachte er, dass er das war.
Ich blieb stehen und brachte den Jungen zum Stolpern, als er versuchte, den Zusammenstoß mit mir zu vermeiden.
»Entschuldigung«, murmelte ich. »Dachte, ich hätte eine Schlange gesehen.« Ich ging weiter, während der Gedanke, der mich zum Stehen gebracht hatte, mir immer noch die Eingeweide verknotete wie unreife Äpfel. War es möglich, dass Lord John den Jungen mit Absicht hierhergebracht hatte, um seine Abstammung zu enthüllen? Hatte er vor, ihn hierzulassen, bei Jamie – bei uns?
So erschreckend ich diesen Gedanken fand, konnte ich ihn doch nicht mit dem Mann in Verbindung bringen, den ich in Jamaica kennengelernt hatte. Ich mochte gute Gründe haben, John Grey nicht zu mögen – es ist schließlich immer etwas schwierig, gegenüber einem Mann mit einer erklärten homosexuellen Leidenschaft für den eigenen Ehemann wohlmeinende Wärme zu empfinden –, doch ich musste zugeben, dass ich keine Spur von Rücksichtslosigkeit oder Grausamkeit in seinem Charakter gefunden hatte. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck gehabt, dass er ein einfühlsamer, großherziger und ehrenhafter Mann war – zumindest, bis ich von seinen Gefühlsregungen gegenüber Jamie erfuhr.