»Bitte entschuldigt uns«, sagte ich höflich, nahm den Jungen beim Arm, führte ihn in die Hütte und schloss unter den erstaunten Gesichtern der Männer fest die Tür. William setzte sich sofort auf den Hocker, auf den ich zeigte, und streckte zitternd die Beine aus.
»Schnell!«, sagte er. »Oh, bitte, bitte, schnell!«
Es gab kein gemahlenes Salz; ich ergriff mein Wurzelmesser und spaltete in rücksichtsloser Hast ein Stück vom Block ab, warf es in meinen Mörser und zertrümmerte es mit ein paar schnellen Schlägen des Stößels in Klümpchen. Ich zerbröselte die Körner zwischen meinen Fingern und bestreute die Blutegel dick mit Salz.
»Nicht sehr angenehm für die armen Blutegel«, sagte ich, als ich sah, wie sich das erste Tier langsam zu einer Kugel zusammenrollte. »Aber es funktioniert.« Der Blutegel ließ los und purzelte von Williams Bein, auf ähnliche Weise von seinen Kameraden gefolgt, die sich in Zeitlupe schmerzerfüllt auf dem Boden wanden.
Ich sammelte die Tierchen auf und warf sie in das Feuer. Dann kniete ich mich vor ihn und hielt taktvoll den Kopf gesenkt, während er sein Gesicht unter Kontrolle brachte.
»Komm, ich kümmere mich um die Bissstellen.« Blut lief ihm in kleinen Rinnsalen über die Beine; ich betupfte sie mit einem sauberen Tuch und wusch die Wunden dann mit Essig und Johanniskraut aus, um die Blutung zu stoppen.
Er gab einen tiefen, bebenden Seufzer der Erleichterung von sich, als ich seine Schienbeine abtrocknete. »Eigentlich habe ich keine Angst vor – vor Blut«, sagte er in einem tapferen Tonfall, der es deutlich machte, dass er genau davor Angst hatte. »Aber sie sind so scheußliche Kreaturen.«
»Eklige kleine Biester«, pflichtete ich ihm bei. Ich stand auf, nahm ein sauberes Tuch, tauchte es ins Wasser und wusch ihm ganz selbstverständlich das Gesicht. Ohne ihn zu fragen, ergriff ich dann meine Bürste und kämmte ihm die Knoten aus den Haaren.
Er machte ein völlig verblüfftes Gesicht, als ich so vertraut mit ihm umging, doch eine anfängliche Versteifung seiner Wirbelsäule war sein einziger Einwand, und als ich begann, ihm das Haar zu frisieren, seufzte er erneut leise und ließ seine Schultern ein wenig vornüberfallen.
Seine Haut strahlte eine angenehme, lebendige Wärme aus, und meine Finger, immer noch kühl vom Bach, erwärmten sich behaglich, als ich die weichen Strähnen seines seidigen Kastanienhaars glättete. Es war sehr dicht und leicht gewellt. Er hatte einen Wirbel auf dem Kopf, ein sanfter Strudel, der mir ein leichtes Schwindelgefühl verursachte; Jamie hatte den gleichen Wirbel an der gleichen Stelle.
»Ich habe mein Haarband verloren«, sagte er und blickte sich unbestimmt um, als könnte ein solches aus dem Brotkasten oder dem Tintenfass auftauchen.
»Das macht nichts; ich leihe dir eins.« Ich flocht sein Haar zu Ende und band es mit einem Stückchen gelbem Band zusammen. Dabei empfand ich einen seltsamen Beschützerinstinkt.
Ich hatte erst vor ein paar Jahren von seiner Existenz erfahren, und wenn ich in der Zwischenzeit überhaupt an ihn gedacht hatte, dann hatte ich höchstens leichte Neugier gespürt, vermischt mit Ablehnung. Doch jetzt hatte etwas – vielleicht seine Ähnlichkeit mit meinem eigenen Kind, seine Ähnlichkeit mit Jamie, oder die schlichte Tatsache, dass ich mich irgendwie um ihn gekümmert hatte – bei mir ein seltsames Gefühl beinahe besitzergreifender Besorgnis für ihn geweckt.
Ich hörte das Gemurmel der Stimmen vor der Tür; das Geräusch unvermittelten Gelächters, und meine Verärgerung über John Grey kehrte mit einem Schlag zurück. Wie konnte er es wagen, Jamie und William so in Gefahr zu bringen – und wozu? Warum war der verdammte Kerl
Die Tür ging auf, und Jamie steckte den Kopf herein.
»Alles in Ordnung hier?«, fragte er. Seine Augen ruhten auf dem Jungen, und sein Gesicht trug einen Ausdruck höflicher Besorgnis, doch ich sah seine Hand, die zusammengeballt auf dem Türrahmen ruhte, und die Linie der Anspannung, die sich von seinen Beinen bis zu seinen Schultern zog. Er war gespannt wie ein Flitzebogen; hätte ich ihn berührt, hätte er ein Geräusch wie eine Saite gemacht.
»Völlig in Ordnung«, sagte ich freundlich. »Meinst du, Lord John möchte eine Erfrischung zu sich nehmen?«
Ich setzte den Kessel mit Teewasser auf und holte – mit einem kleinen Seufzer – meinen letzten Brotlaib hervor, den ich eigentlich für die nächste Runde meiner Penizillinexperimente hatte benutzen wollen. Da ich das Gefühl hatte, dass es durch den vorliegenden Notfall gerechtfertigt war, holte ich auch die letzte Flasche Brandy heraus. Dann stellte ich den Marmeladentopf auf den Tisch und erklärte, dass sich die Butter zurzeit unglücklicherweise unter der Obhut des Schweins befand.
»Schwein?«, fragte William und machte ein verwirrtes Gesicht.
»In der Vorratskammer«, sagte ich und wies mit einem Nicken auf die geschlossene Tür.