Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Es ist meine Schuld«, sagte er und richtete tapfer die Schultern auf, um die Schuld besser auf sich nehmen zu können. »Ich habe erwähnt, dass ich schon anfangs daran gedacht habe, sie zu erschießen, dass wir aber das Pulver nicht verschwenden wollten. Also hat Seine Lordschaft gesagt, er würde Papas Pistole aus der Satteltasche holen und das Biest sofort erledigen. Und dann –«

»Ian«, sagte Jamie mit zusammengebissenen Zähnen. »Hör sofort auf herumzuquasseln und sag mir geradeheraus, was du mit dem Jungen gemacht hast. Du hast ihn nicht aus Versehen angeschossen, hoffe ich?«

Bei diesem Seitenhieb auf seine Schießkünste machte Ian ein beleidigtes Gesicht.

»Natürlich nicht!«, sagte er.

Lord John hustete höflich und unterband damit weitere gegenseitige Anschuldigungen.

»Vielleicht würdest du so gut sein, mir zu sagen, wo sich mein Sohn zurzeit befindet?«

Ian holte tief Luft und empfahl sichtbar seine Seele dem Herrn.

»Er ist unten im Abort«, sagte er. »Hast du ein Stück Seil, Onkel Jamie?«

Mit einem bewundernswert ökonomischen Aufwand an Worten und Bewegungen gelangte Jamie in zwei Schritten an die Tür und verschwand, dicht gefolgt von Lord John.

»Ist er mit der Schlange da drin?«, fragte ich und durchwühlte hastig den Wäschekorb nach irgendetwas, das ich im Fall des Falles als Tourniquet benutzen konnte.

»Oh, nein, Tante Claire«, versicherte mir Ian. »Du glaubst doch nicht, dass ich ihn allein gelassen hätte, wenn die Schlange noch da wäre, oder? Vielleicht gehe ich besser helfen«, fügte er hinzu und verschwand ebenfalls.

Ich eilte ihm nach und fand Jamie und Lord John, die Schulter an Schulter im Eingang des Aborts ein Gespräch mit der Tiefe führten. Als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um einen Blick über Lord Johns Schulter zu werfen, sah ich das zerfaserte, stumpfe Ende eines langen, schlanken Hickoryastes ein paar Zentimeter über den Rand des rechteckigen Loches hinausragen. Ich hielt den Atem an; Lord Ellesmeres Anstrengungen hatten den Inhalt des Abortes aufgewühlt, und der Geruch war stark genug, um mir die Nasenhaare wegzuätzen.

»Er sagt, er sei nicht verletzt«, versicherte mir Jamie, indem er sich von dem Loch abwandte und sich eine Seilrolle von seiner Schulter hob.

»Gut«, sagte ich. »Aber wo ist die Schlange?« Ich blickte nervös in das Häuschen, konnte aber nichts sehen außer den silbrigen Zederbohlen und den dunklen Tiefen der Sickergrube.

»Da lang«, sagte Ian mit einer vagen Geste auf den Pfad, den ich entlanggekommen war. »Der Junge bekam sie nicht vors Ziel, also habe ich dem Biest ’nen kleinen Stups mit dem Stock verpasst, und da ist es doch einfach auf mich losgegangen, geradewegs den Ast hoch! Es hat mir einen solchen Schreck eingejagt, dass ich losgebrüllt hab und mir der Ast hingefallen ist, und ich bin an den Jungen gestoßen und – na ja, so ist es passiert«, schloss er schwach.

Er schlich näher an die Grube, wobei er darauf achtete, Jamies Blick auszuweichen, beugte sich vor und rief befangen: »Hallo! Ich bin froh, dass ich dir nicht den Hals gebrochen habe!«

Jamie warf ihm einen Blick zu, der ganz deutlich besagte, dass, wenn hier ein Hals gebrochen wurde … enthielt sich dann aber im Interesse einer prompten Befreiung Williams aus seiner Oubliette weiterer Bemerkungen. Diese Prozedur wurde ohne weiteren Zwischenfall durchgeführt und der Möchtegern-Schütze aus der Grube gehoben, wobei er sich an den Strick klammerte wie eine Raupe an ihren Faden.

Glücklicherweise war genug Jauche in der Grube gewesen, um seinen Aufprall zu dämpfen. Seinem Aussehen nach war der neunte Graf von Ellesmere mit dem Gesicht nach unten gelandet. Lord John stand einen Moment lang auf dem Pfad, wischte sich mit den Händen über seine Kniehosen und betrachtete das verkrustete Objekt vor sich. Er rieb sich mit dem Handrücken über den Mund, vielleicht, weil er versuchte, ein Lächeln zu verbergen, oder auch, um seinen Geruchssinn zu dämpfen.

Dann begannen sich seine Schultern zu schütteln.

»Was gibt’s Neues in der Unterwelt, Persephone?«, sagte er, unfähig, das bebende Gelächter in seiner Stimme zu unterdrücken.

Ein Paar schrägstehender Augen strahlte in blauer Mordlust aus der Schmutzmaske, die die Gesichtszüge Seiner Lordschaft verbarg. Es war ein durch und durch Fraser-typischer Ausdruck, und ich spürte, wie mich bei dem Anblick ein Schauer durchlief. Ian fuhr neben mir plötzlich zusammen. Er blickte schnell vom Grafen zu Jamie und zurück, fing dann meinen Blick auf, und sein Gesicht wurde vollständig und unnatürlich ausdruckslos.

Jamie sagte irgendetwas auf Griechisch, worauf Lord John in derselben Sprache antwortete und beide Männer wie die Verrückten loslachten. Ich richtete meinen Blick auf Jamie und gab mir Mühe, Ian nicht zu beachten. Während seine Schultern noch vor unterdrückter Schadenfreude bebten, war er so freundlich, mich aufzuklären.

»Epicharmus«, erklärte er. »Wer am Orakel von Delphi nach der Wahrheit suchte, der warf eine tote Python in die Grube und verweilte dann und atmete ihre Verwesungsdämpfe ein.«

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