Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ich konnte kaum entscheiden, was ich mit dem Anwesen tun sollte, ohne es gesehen zu haben und die Verhältnisse dort einschätzen zu können. Also beschloss ich, mit Willie nach Charleston zu segeln und von dort auf dem Landweg nach Virginia zu reisen. Ich vertraute drauf, dass die ungewohnte Erfahrung William von seinem Schmerz ablenken würde – und ich beobachte mit Freude, dass das gelungen zu sein scheint. Er ist in den letzten Wochen viel fröhlicher gewesen.«

Ich öffnete den Mund, um zu sagen, dass Fraser’s Ridge so oder so nicht gerade an seinem Weg lag, überlegte es mir dann aber anders.

Er schien meine Gedanken zu erraten, denn er lächelte mich kurz ironisch an. Ich musste mir in Bezug auf mein Gesicht wirklich etwas einfallen lassen, dachte ich. Dass Jamie meine Gedanken las, war eine Sache und im Großen und Ganzen gar nicht unangenehm. Dass völlig Fremde in meiner Gedankenwelt ein und aus gingen, war etwas anderes.

»Wo ist die Plantage?«, fragte Jamie mit etwas mehr Takt, hinter dem aber dieselbe Andeutung steckte.

»Die nächste irgendwie geartete Stadt heißt Lynchburg – am James River.« Lord John sah mich an, immer noch voll Ironie, doch seine gute Laune war offensichtlich wiederhergestellt. »Es war eigentlich nur ein Umweg von ein paar Tagen, hierherzukommen, trotz der Abgelegenheit Eures Horstes.«

Er wandte seine Aufmerksamkeit Jamie zu, die Stirn leicht gerunzelt.

»Ich habe Willie erzählt, dass du ein alter Bekannter aus meiner Soldatenzeit bist – ich hoffe, du hast keine Einwände gegen diese Lüge?«

Jamie schüttelte den Kopf, und sein Mundwinkel verzog sich etwas nach oben. »Lüge, wie? Ich schätze, unter den gegebenen Umständen kann ich kaum etwas dagegen haben, wie du mich nennst. Und das zumindest stimmt ja schließlich.«

»Meinst du nicht, dass er sich an dich erinnert?«, fragte ich Jamie. Er war Reitknecht auf dem Anwesen von Willies Familie gewesen, als Kriegsgefangener nach dem Jakobitenaufstand.

Er zögerte, schüttelte dann aber den Kopf.

»Ich glaube nicht. Er war kaum sechs, als ich Helwater verlassen habe; das ist für so einen Jungen ein halbes Leben – und eine andere Welt. Und es gibt keinen Grund, warum er sich an einen Reitknecht namens MacKenzie erinnern, geschweige denn den Namen mit mir in Verbindung bringen sollte.«

Willie hatte Jamie nicht auf Anhieb erkannt, das war sicher, doch schließlich war er zu sehr mit den Blutegeln beschäftigt gewesen, um irgendjemand anderen zu beachten. Mir kam ein Gedanke, und ich wandte mich an Lord John, der an einer Schnupftabakdose herumnestelte, die er aus der Tasche gezogen hatte.

»Sagt mir«, sagte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Ich will Euren Schmerz nicht wieder aufwühlen – aber wisst Ihr, woran Eure Frau gestorben ist?«

»Woran?« Bei dieser Frage machte er ein erschrockenes Gesicht, riss sich aber sofort zusammen. »Sie ist an der roten Ruhr gestorben, hat ihr Dienstmädchen gesagt.« Sein Mund verzog sich etwas. »Es war … kein schöner Tod, glaube ich.« Rote Ruhr, wie? Das war die Standardbezeichnung für alles Mögliche von Amöbenruhr bis hin zur Cholera.

»War ein Arzt dabei? War jemand an Bord, der sich um sie gekümmert hat?«

»Ja«, sagte er ein wenig scharf. »Worauf wollt Ihr hinaus, Ma’am?«

»Auf gar nichts«, sagte ich. »Ich habe mich nur gefragt, ob Willie vielleicht dort gesehen hat, wie jemand Blutegel benutzt hat.«

In seinem Gesicht flackerte Verständnis auf.

»Oh, ich verstehe. Ich habe nicht daran gedacht –«

An dieser Stelle bemerkte ich Ian, der sich im Eingang herumdrückte und uns offensichtlich nur ungern unterbrach, in dessen Blick jedoch ein deutliches Drängen lag.

»Wolltest du etwas, Ian?«, fragte ich und unterbrach Lord John.

Er schüttelte den Kopf und ließ sein braunes Haar fliegen.

»Nein danke, Tante Claire. Es ist nur –« Er warf Jamie einen hilflosen Blick zu. »Äh, es tut mir leid, Onkel Jamie, ich weiß, dass ich nicht hätte zulassen dürfen, dass er es getan hat, aber –«

»Was?« Alarmiert von Ians Tonfall, war Jamie bereits auf den Beinen. »Was hast du gemacht?«

Der Junge verschränkte seine großen Hände ineinander und knackte verlegen mit den Gelenken.

»Na ja, weißt du, Seine Lordschaft hat nach dem Abort gefragt, also habe ich ihm von der Schlange erzählt und dass er besser in den Wald gehen sollte. Das hat er auch getan, aber dann wollte er die Schlange sehen, und … und …«

»Er ist doch nicht gebissen worden?«, fragte Jamie ängstlich. Lord John, der offensichtlich im Begriff gewesen war, dasselbe zu fragen, warf ihm einen Blick zu.

»Oh, nein!« Ian machte ein überraschtes Gesicht. »Anfangs konnten wir sie nicht sehen, weil es unten zu dunkel war. Also haben wir die Bank hochgeklappt, um besseres Licht zu haben. Dann konnten wir die Schlange gut sehen und haben ein bisschen mit einem langen Ast nach ihr gestoßen, und sie hat um sich geschlagen, genau wie es in dem Buch steht, aber es hat nicht so ausgesehen, als wollte sie sich selber beißen. Und – und –« Er warf Lord John einen Blick zu und schluckte hörbar.

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