Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Konnte es sein, dass etwas vorgefallen war? Eine Bedrohung für den Jungen, die Lord John um seine Sicherheit bangen ließ? Es konnte doch wohl niemand die Wahrheit über William herausgefunden haben – niemand kannte sie, außer Lord John und Jamie. Und ich natürlich, fügte ich nachträglich hinzu. Ohne die offenkundige Ähnlichkeit – ich unterdrückte erneut den Drang, mich umzudrehen und ihn anzustarren – gab es keinen Grund, warum jemand Lunte riechen sollte.

Doch wenn man sie Seite an Seite sah – nun, ich würde sie in Kürze Seite an Seite sehen. Der Gedanke verursachte mir ein seltsames, hohles Gefühl unter dem Brustbein, halb Furcht und halb Vorfreude. War sie wirklich so stark, wie ich dachte, die Ähnlichkeit?

Ich machte absichtlich einen kleinen Umweg durch ein niedriges Hartriegelgebüsch, um eine Ausrede zu haben, mich umzudrehen und auf ihn zu warten. Er kam hinter mir her und bückte sich umständlich, um den Schuh mit der Silberschnalle aufzuheben, der ihm hingefallen war.

Nein, dachte ich und beobachtete ihn unauffällig, als er sich aufrichtete, das Gesicht vom Bücken errötet. Sie war nicht so stark, wie ich zuerst gedacht hatte. Jamies Knochenbau war angedeutet, doch es war noch nicht alles da – er hatte die Umrisse, doch ihm fehlte noch die Substanz. Er würde sehr groß werden – das war eindeutig –, aber zurzeit hatte er ungefähr meine Größe, schlaksig und dünn, mit sehr langen Gliedmaßen, die so schlank waren, dass sie fast zart erschienen.

Außerdem war er viel dunkler als Jamie; sein Haar schimmerte zwar rot in den Sonnenstrahlen, die durch die Zweige fielen, doch es war von einem dunklen Kastanienrot, ganz und gar nicht wie Jamies helles Rotgold, und seine Haut hatte sich in der Sonne zu einem weichen Goldbraun verfärbt, anders als Jamies halb verbrannter Bronzeton.

Doch er hatte die schrägstehenden Katzenaugen der Frasers, und irgendetwas an der Haltung seines Kopfes, der Neigung seiner schmalen Schultern erinnerte mich an –

Brianna. Es traf mich mit einem leichten Schock, wie ein elektrischer Funke. Er ähnelte Jamie sehr, doch es waren meine Erinnerungen an Brianna gewesen, die den spontanen Wiedererkennungseffekt bewirkt hatten, als ich ihn sah. Er war nur zehn Jahre jünger als sie, und mit seinen kindlichen Konturen ähnelte sein Gesicht dem ihren viel mehr als Jamies.

Er war stehen geblieben, um eine lange Haarsträhne aus einem widerspenstigen Hartriegelzweig zu befreien; jetzt holte er mich ein, eine Augenbraue fragend hochgezogen.

»Ist es noch weit?«, fragte er. Durch die Anstrengung beim Gehen war die Farbe in sein Gesicht zurückgekehrt, doch er sah immer noch ein bisschen kränklich aus und hielt den Blick von seinen Beinen abgewandt.

»Nein«, sagte ich. Ich deutete auf den Kastanienhain. »Da drüben. Da; du kannst den Rauch aus dem Schornstein sehen.«

Er wartete nicht darauf, dass ich ihn hinführte, sondern machte sich verbissen auf den Weg, so brannte er darauf, die Blutegel loszuwerden.

Ich folgte ihm rasch, denn ich wollte nicht, dass er vor mir am Blockhaus ankam. Ich war einer Mischung der beunruhigendsten Gefühle ausgesetzt; zuallererst bangte ich um Jamie, etwas danach kam Wut über Lord John Grey. Dann immense Neugier. Und ganz auf dem Grund, so tief, dass ich fast vorgeben konnte, dass er nicht da war, spürte ich einen scharfen Stich der Sehnsucht nach meiner Tochter, deren Gesicht ich nie wiederzusehen erwartet hatte.

Jamie und Lord John saßen auf der Bank neben der Tür; beim Klang unserer Schritte erhob sich Jamie und blickte zum Wald. Er hatte Zeit gehabt, sich vorzubereiten; sein Blick schweifte beiläufig über den Jungen, während er sich an mich wandte.

»Oh, Claire. Du hast also unseren anderen Besucher gefunden. Ich hatte Ian losgeschickt, um dich zu suchen. Ich nehme an, du erinnerst dich an Lord John?«

»Wie könnte ich ihn vergessen?«, sagte ich und schenkte Seiner Lordschaft ein besonders strahlendes Lächeln. Sein Mund zuckte leicht, doch er blieb ernst, als er sich tief vor mir verbeugte. Wie schaffte es ein Mann, nach mehreren Tagesritten und Nächten im Wald immer noch so makellos auszusehen?

»Euer Diener, Mrs. Fraser.« Er sah den Jungen an und runzelte leicht die Stirn über dessen halbbekleidete Erscheinung. »Darf ich Euch meinen Stiefsohn vorstellen, Lord Ellesmere? Und William, da ich sehe, dass du die Bekanntschaft unserer liebenswürdigen Gastgeberin bereits gemacht hast, würdest du auch unseren Gastgeber begrüßen, Hauptmann Fraser?«

Der Junge trat von einem Fuß auf den anderen und tanzte fast auf den Zehen. Doch als er so angesprochen wurde, verbeugte er sich ruckartig vor Jamie.

»Euer Diener, Hauptmann«, sagte er und warf mir dann einen schmerzerfüllten Blick zu. Offensichtlich konnte er an nichts anderes denken als daran, dass ihm Sekunde für Sekunde mehr Blut ausgesaugt wurde.

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