Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ich war in der Tat eifersüchtig; ein Gefühl, das ich seit einigen Jahren nicht mehr gehabt hatte und das mich jetzt mit Abscheu erfüllte. Ich drehte mich auf den Rücken, schloss die Augen und versuchte, das Gemurmel der Unterhaltung zu überhören.

Lord John war mir gegenüber die Höflichkeit in Person gewesen. Mehr als das, er war intelligent und geistreich gewesen – eigentlich durch und durch charmant. Ihm dabei zuzuhören, wie er intelligente, geistreiche und charmante Konversation mit Jamie betrieb, verknotete mir die Eingeweide und ließ mich unter der Bettdecke die Hände zu Fäusten ballen.

Du bist eine Idiotin, sagte ich heftig zu mir selbst. Was ist nur mit dir los? Ich versuchte, mich zu entspannen, und atmete mit geschlossenen Augen tief durch die Nase ein und aus.

Zum Teil lag es natürlich an Willie. Jamie nahm sich sehr in Acht, doch ich hatte seinen Gesichtsausdruck gesehen, wenn er den Jungen in unbeobachteten Momenten ansah. Sein ganzer Körper war von einer scheuen Freude erfüllt, Stolz, vermischt mit Schüchternheit, und es traf mich mitten ins Herz, ihn so zu sehen.

Er würde Brianna, seine Erstgeborene, niemals so ansehen. Würde sie überhaupt niemals sehen. Das war kaum seine Schuld – und doch kam es mir so ungerecht vor. Gleichzeitig konnte ich ihm die Freude an seinem Sohn kaum übelnehmen – und das tat ich auch nicht, redete ich mir fest ein. Es war schlicht und ergreifend mein Problem, wenn es mir einen fürchterlichen Stich der Sehnsucht versetzte, den Jungen anzusehen mit seinem kühnen, hübschen Gesicht, in dem sich das Gesicht seiner Schwester spiegelte. Es lag nicht an Jamie oder an Willie. Oder an John Grey, der den Jungen hierhergebracht hatte.

Wozu? Das war es, was ich die ganze Zeit gedacht hatte, seit ich mich vom ersten Schrecken ihres Auftauchens erholt hatte, und das war es, was ich immer noch dachte. Was zum Teufel hatte der Mann vor?

Die Geschichte mit dem Anwesen in Virginia konnte wahr sein – oder nur eine Ausrede. Selbst wenn sie stimmte, war es ein beträchtlicher Umweg, nach Fraser’s Ridge zu kommen. Warum hatte er sich solche Mühe gemacht, den Jungen hierherzubringen? Und das Risiko: Willie war sich eindeutig der Ähnlichkeit nicht bewusst, die sogar Ian aufgefallen war, doch was, wenn er sie bemerkt hätte? War es Grey so wichtig gewesen, erneut klarzumachen, wie sehr ihm Jamie verpflichtet war?

Ich drehte mich auf die andere Seite, öffnete meine Augen einen Spaltbreit und beobachtete sie am Schachbrett, Rotschopf und Blondschopf, in gemeinsamer Konzentration vornübergebeugt. Grey machte einen Zug mit seinem Läufer und lehnte sich zurück, rieb sich den Nacken und begutachtete lächelnd die Wirkung seines Zuges. Er war ein gutaussehender Mann; schlank mit feinem Knochenbau, doch mit einem starken, klar geschnittenen Gesicht und einem schönen, sinnlichen Mund, um den ihn zweifellos schon so manche Frau beneidet hatte.

Grey hatte sein Gesicht noch besser unter Kontrolle als Jamie; ich hatte noch keinen einzigen verräterischen Blick von ihm gesehen. Doch auf Jamaica hatte ich einmal einen solchen Blick gesehen, und ich hatte keinen Zweifel an der Natur seiner Gefühle für Jamie.

Andererseits hatte ich auch keinerlei Zweifel an Jamies Gefühlen in dieser Hinsicht. Der Knoten unter meinem Herzen lockerte sich ein wenig, und ich konnte tiefer durchatmen. Egal, wie lange sie am Schachbrett wach blieben und redeten und tranken, es würde mein Bett sein, in das Jamie kam.

Ich löste meine Fäuste, und da, als ich meine Handflächen unauffällig an meinen Oberschenkeln rieb, erkannte ich erschrocken, warum Lord John mich so aus der Fassung brachte.

Meine Fingernägel hatten kleine Kerben in meine Handflächen gegraben, eine kleine Reihe pochender Halbmonde. Jahrelang hatte ich mir diese Halbmonde nach jeder Abendgesellschaft wegmassiert, jede Nacht, wenn Frank »noch spät im Büro arbeitete«. Jahrelang hatte ich immer wieder allein in unserem Doppelbett gelegen, hellwach in der Dunkelheit, und mir die Nägel in die Hände gegraben, während ich darauf wartete, dass er zurückkam.

Und das hatte er getan. Man musste es ihm lassen, dass er immer vor der Dämmerung zurückkehrte. Manchmal traf er dann auf meinen Rücken, der ihm in kalter Ablehnung zugewandt war, manchmal presste sich mein Körper in wütender Herausforderung an ihn und drängte ihn wortlos, es zu leugnen, seine Unschuld mit seinem Körper zu beweisen – stellte ihn mit Gewalt auf die Probe. Meistens hatte er die Herausforderung angenommen. Doch es half nichts.

Dennoch sprach keiner von uns bei Tageslicht von solchen Dingen. Ich konnte es nicht; ich hatte kein Recht dazu. Frank tat es nicht; er hatte seine Rache gehabt.

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