Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ja. Jamie hätte den Jungen nicht mitgenommen, wenn er es für gefährlich gehalten hätte. Das wisst Ihr doch sicher, wenn Ihr ihn auch nur ein bisschen kennt?«, fügte ich hinzu und sah ihn an.

»Ich kenne ihn«, sagte er.

»Aha«, sagte ich.

Er schwieg einen Moment, und man hörte nur, wie er sich kratzte.

»Ich kenne ihn so gut – oder glaube es zumindest –, dass ich es riskiere, William allein mit ihm fortgehen zu lassen. Und dass ich mir sicher bin, dass er William nicht die Wahrheit sagt.«

Ich schüttelte das grüngelbe Pulver auf ein kleines Quadrat aus Baumwollgaze und band es ordentlich zu einem kleinen Beutel zusammen.

»Nein, das wird er nicht, da habt Ihr recht.«

»Und Ihr?«

Ich sah ihn aufgeschreckt an.

»Ihr glaubt wirklich, dass ich das tun würde?« Er betrachtete einen Augenblick lang sorgfältig mein Gesicht und lächelte dann.

»Nein«, sagte er. »Danke.«

Ich schnaubte kurz und ließ den Arzneibeutel in die Teekanne fallen. Ich stellte die Kräutergefäße zurück und setzte mich wieder mit der vermaledeiten Wolle hin.

»Es war großzügig von Euch – Willie mit Jamie gehen zu lassen. Sehr tapfer«, fügte ich etwas widerstrebend hinzu. Ich sah auf; er starrte auf das lederverhangene Fenster, das als dunkles Rechteck sichtbar war, als könne er hindurchblicken und dahinter zwei Menschen Seite an Seite im Wald sehen.

»Jamie hält jetzt schon seit vielen Jahren mein Leben in der Hand«, antwortete er leise. »Ich kann ihm Williams anvertrauen.«

»Und was, wenn Willie sich besser an einen Stallknecht namens MacKenzie erinnert, als Ihr glaubt? Oder zufällig einen genauen Blick auf sein eigenes Gesicht und auf Jamies wirft?«

»Zwölfjährige Jungen bestechen nicht unbedingt durch die Schärfe ihrer Wahrnehmung«, sagte Grey trocken. »Und ich glaube nicht, dass ein Junge, der sein ganzes Leben in der sicheren Annahme verbracht hat, der neunte Graf von Ellesmere zu sein, auf den Gedanken käme, dass er in Wirklichkeit der außereheliche Nachkomme eines schottischen Stallknechtes sein könnte – oder dass er sich mit diesem Gedanken lange befassen würde, wenn es doch geschähe.«

Ich wickelte schweigend meine Wolle auf und lauschte dem Knistern des Feuers. Ian hustete wieder, wachte aber nicht auf. Der Hund hatte sich bewegt und lag jetzt zusammengerollt als dunkler Fellberg neben seinen Beinen.

Ich wickelte das zweite Knäuel fertig auf und begann ein neues. Noch eins, und der Aufguss würde durchgezogen sein. Wenn Ian mich noch nicht brauchte, würde ich mich dann hinlegen.

Grey hatte so lange geschwiegen, dass es mich überraschte, als er wieder zu sprechen begann. Als ich zu ihm hinüberschaute, sah er mich nicht an, sondern starrte nach oben und suchte erneut zwischen den rauchgefleckten Balken nach einer Vision.

»Ich habe Euch gesagt, dass ich Gefühle für meine Frau empfunden habe«, sagte er leise. »Das habe ich auch. Zuneigung. Vertrautheit. Loyalität. Wir kannten uns ein Leben lang; unsere Väter waren befreundet; ich kannte ihren Bruder. Sie hätte gut meine Schwester gewesen sein können.«

»Und war sie damit zufrieden – Eure Schwester zu sein?«

Er warf mir einen Blick zu, der irgendwo zwischen Verärgerung und Interesse lag.

»Es muss sehr unbequem sein, mit einer Frau wie Euch zusammenzuleben.« Er schloss den Mund, konnte es aber nicht dabei belassen. Er zuckte ungeduldig mit den Achseln. »Ja, ich glaube sie ist mit ihrem Leben zufrieden gewesen. Sie hat nie gesagt, dass es nicht so war.«

Ich gab darauf keine Antwort, atmete aber ziemlich kräftig durch die Nase aus. Er zuckte unangenehm berührt mit den Achseln und kratzte sich am Schlüsselbein.

»Ich bin ihr ein angemessener Ehemann gewesen«, sagte er defensiv. »Dass wir keine eigenen Kinder hatten – das war nicht meine –«

»Das will ich gar nicht wissen!«

»Ach, wirklich nicht?« Seine Stimme war immer noch leise, um Ian nicht aufzuwecken, doch sie hatte die glatten Modulationen der Diplomatie verloren; seine Wut war jetzt offen zu hören.

»Ihr habt mich gefragt, warum ich hier bin; Ihr habt meine Beweggründe in Frage gestellt; Ihr habt mich der Eifersucht bezichtigt. Vielleicht wollt Ihr es wirklich nicht wissen, denn wenn Ihr es wüsstet, dann könntet Ihr nicht mehr länger so über mich denken, wie es Euch passt.«

»Und woher wollt Ihr zum Teufel wissen, was ich von Euch denke?«

Sein Mund verzog sich zu einem Ausdruck, der in einem weniger gutaussehenden Gesicht eine Hohngrimasse gewesen wäre.

»Tue ich das nicht?«

Ich sah ihm eine Minute lang voll ins Gesicht, ohne zu versuchen, irgendetwas zu verbergen.

»Ihr habt von Eifersucht gesprochen«, sagte er einen Augenblick später leise.

»Das habe ich. Ihr aber auch.«

Er wandte den Kopf ab, fuhr aber einen Augenblick später fort.

»Als ich erfuhr, dass Isobel gestorben war … da hat es mir nichts bedeutet. Wir hatten jahrelang zusammengelebt, uns aber seit fast zwei Jahren nicht gesehen. Wir hatten unser Bett geteilt; wir hatten unser Leben geteilt, dachte ich. Es hätte mir etwas ausmachen müssen. Aber es war nicht so.«

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