Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Er holte tief Luft; ich sah, wie sich das Bettzeug bewegte, als er es sich bequemer machte.

»Ihr habt von Großzügigkeit gesprochen. Das ist es nicht gewesen. Ich bin gekommen, um zu sehen … ob ich noch etwas empfinden kann«, sagte er. Sein Kopf war immer noch von mir abgewandt, und er starrte auf das lederverhangene Fenster, das sich mit der Nacht verdunkelt hatte. »Ob es meine Gefühle waren, die gestorben sind, oder nur Isobel.«

»Nur Isobel.«

Er lag einen Moment lang völlig still und hielt sein Gesicht von mir abgewandt.

»Ich kann zumindest immer noch Scham empfinden«, sagte er tonlos.

Ich wusste gefühlsmäßig, dass es sehr spät war; das Feuer war heruntergebrannt, und meine schmerzenden Muskeln sagten mir, dass ich längst ins Bett gehörte.

Ian wurde unruhig; er regte sich stöhnend im Schlaf, und Rollo stand auf und beschnüffelte ihn unter leisem Winseln. Ich ging zu ihm und wischte ihm erneut das Gesicht ab, schüttelte ihm das Kissen auf und zog seine Decke gerade, wobei ich ihm beruhigend zumurmelte. Er war kaum halb wach; ich stützte seinen Kopf und flößte ihm eine Tasse des warmen Aufgusses ein, Schluck für Schluck.

»Morgen geht es dir besser.« In seinem offenen Hemdkragen konnte ich Flecken erkennen – bis jetzt nur ein paar –, doch das Fieber hatte nachgelassen, und die Furche zwischen seinen Augenbrauen hatte sich geglättet.

Ich wischte ihm noch einmal über das Gesicht und ließ ihn auf sein Kissen zurücksinken, wo er seine Wange auf das kühle Leinen drehte und sofort wieder einschlief.

Es war noch viel von dem Tee übrig. Ich goss noch eine Tasse voll und hielt sie Lord John hin. Überrascht setzte er sich hin und nahm sie mir ab.

»Und jetzt, wo Ihr gekommen seid und ihn gesehen habt – empfindet Ihr immer noch Gefühle?«

Er starrte mich an, die Augen reglos im Kerzenlicht.

»Ja, das tue ich.« Mit einer Hand, die so reglos wie ein Felsen war, hob er die Tasse hoch und trank. »Gott steh mir bei«, sagte er so beiläufig, dass es beinahe unbeteiligt klang.

Ian hatte eine schlechte Nacht, fiel aber kurz vor der Dämmerung in einen unruhigen Halbschlaf. Ich nutzte die Gelegenheit, mich selbst ein bisschen auszuruhen, und schaffte es, ein paar erholsame Stunden auf dem Boden zu schlafen, bis mich Clarence, der Maulesel, mit lautem Trompeten weckte.

Clarence liebte Gesellschaft und war grenzenlos entzückt, wenn sich irgendetwas näherte, das er für einen Freund hielt – diese Kategorie umfasste quasi alles, was vier Beine hatte. Er verlieh seiner Freude mit lauter Stimme Ausdruck, die vom Hang des Berges widerhallte. Rollo, der es als Affront ansah, einfach so an die zweite Stelle der Wachhundabteilung gedrängt zu werden, sprang von Ians Bett und fegte über mich hinweg zum offenen Fenster hinaus, heulend wie ein Werwolf.

Das schreckte mich aus dem Schlaf, und ich kam stolpernd auf die Beine. Lord John, der im Hemd am Tisch saß, sah ebenfalls erschrocken aus, doch ich konnte nicht sagen, ob es an dem Aufruhr oder an meiner Erscheinung lag. Ich ging hinaus und fuhr mir hastig mit den Fingern durch meine verworrenen Locken. Mein Herz schlug schneller, denn ich hoffte, dass Jamie nach Hause gekommen war.

Mein Herz sank, als ich sah, dass es nicht Jamie und Willie waren, doch auf meine Enttäuschung folgte rasch Erstaunen, als ich sah, wer der Besucher war – Pastor Gottfried, das Oberhaupt der Lutheranischen Gemeinde in Salem. Ich war dem Pastor schon ein paarmal in den Häusern von Mitgliedern seiner Gemeinde begegnet, denen ich ärztliche Besuche abstattete, doch ich war mehr als überrascht, ihn so weit draußen anzutreffen.

Es waren fast zwei Tagesritte von Salem nach Fraser’s Ridge, und der nächste Deutsch-Lutheranische Hof war mindestens fünfzehn unwegsame Meilen entfernt.

Der Pastor war kein geborener Reiter – ich konnte den Schmutz und Staub wiederholter Stürze auf dem Rücken seines schwarzen Rocks verteilt sehen –, und ich dachte mir, dass der Notfall, der ihn so weit den Berg heraufführte, dringend sein musste.

»Platz, dummer Hund!«, sagte ich scharf zu Rollo, der seine Zähne fletschte und den Neuankömmling zum großen Unbehagen seines Pferdes anknurrte. »Sei still, sage ich!«

Rollo warf mir einen gelbäugigen Blick zu und ergab sich mit einer Aura beleidigter Würde, als wollte er andeuten, dass er nicht für die Konsequenzen geradestehen würde, wenn ich offensichtliche Bösewichte auf dem Grundstück willkommen heißen wollte.

Der Pastor war ein kleiner, rundlicher Mann mit einem lockigen, grauen Vollbart, aus dem normalerweise sein Gesicht so fröhlich hervorlugte wie die Sonne aus einer Sturmwolke. Heute Morgen strahlte er allerdings nicht; seine runden Wangen hatten die Farbe von Talg, die aufgedunsenen Lippen waren bleich, und seine Augen waren vor Erschöpfung rot gerändert.

Er begrüßte mich auf Deutsch, lüftete den Hut und verneigte sich tief aus der Hüfte.

Ich sprach nur ein paar simple Worte Deutsch, konnte aber leicht erkennen, dass er Jamie suchte. Ich schüttelte den Kopf und wies vage auf den Wald, um Jamies Abwesenheit anzudeuten.

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