»Ich wusste, dass es dir weh tun würde. Ich wollte sie dir nicht zeigen, weil ich wusste, dass es nichts gab, was du tun konntest – es hätte keinen Sinn gehabt, dir das Herz zu brechen, nur damit …«
»Was soll das heißen, nichts, was ich tun konnte?« Sie zog sich ruckartig ein Hemd über den Kopf und sah ihn zornig an, die Fäuste geballt.
»Du kannst die Dinge nicht ändern, Brianna! Weißt du das denn nicht? Deine Eltern haben es versucht – sie wussten von Culloden, und sie haben alles Menschenmögliche getan, um Charles Stuart aufzuhalten – aber sie konnten es nicht, ist es nicht so? Sie haben es nicht geschafft! Geillis Duncan hat versucht, Stuart zum König zu machen. Sie hat es nicht geschafft! Sie haben es alle nicht geschafft!« Er riskierte es, eine Hand auf ihren Arm zu legen; sie war so steif wie eine Statue.
»Du kannst ihnen nicht helfen, Brianna«, sagte er ruhiger. »Es ist ein Teil der Geschichte, es ist ein Teil der Vergangenheit – du gehörst nicht zu dieser Zeit; du kannst das, was sich ereignen wird, nicht ändern.«
»Das kannst du nicht wissen.« Sie war immer noch unbeweglich, doch er glaubte, einen Anflug von Zweifel in ihrer Stimme zu hören.
»O doch!« Er wischte sich eine Schweißperle vom Kinn. »Hör doch – wenn ich geglaubt hätte, dass es auch nur die geringste Chance gab – aber das habe ich nicht. Ich – Gott, Brianna, ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dir weh zu tun!«
Sie stand still da und atmete schwer durch die Nase. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann wären es sicher Feuer und Schwefel statt Luft gewesen.
»Es war nicht deine Sache, für mich zu entscheiden«, presste sie zwischen den Zähnen heraus. »Egal, was du gedacht hast. Noch dazu über etwas so Wichtiges – Roger, wie konntest du so etwas
Der enttäuschte Tonfall in ihrer Stimme war zu viel für ihn.
»Verdammt, ich hatte Angst, du würdest genau das tun, was du getan hast, wenn ich es dir sagen würde!«, platzte er heraus. »Dass du mich verlassen würdest! Dass du versuchen würdest, allein durch die Steine zu gehen. Und jetzt sieh mal, was du angerichtet hast – jetzt sind wir beide an diesem gottverdammten …«
»Du versuchst,
Monate der Qual und des Schreckens, Tage der Sorge und der fruchtlosen Suche fielen mit einem brennenden Schlag über Roger her.
»Ein Idiot? Das ist der Dank dafür, dass ich mich abschufte, um dich zu finden? Dass ich mein verdammtes Leben aufs Spiel setze, um zu versuchen, dich zu beschützen?« Er erhob sich aus dem Stroh, um nach ihr zu greifen, obwohl er nicht wusste, ob er sie lieber durchrütteln oder erneut mit ihr schlafen sollte. Er bekam keine Gelegenheit, auch nur irgendetwas zu tun; ein harter Stoß traf ihn unerwartet mitten vor die Brust, und er fiel der Länge nach ins Heu.
Sie hüpfte auf einem Fuß herum und fluchte unzusammenhängend, während sie sich in ihre Kniehose kämpfte.
»Du – verdammt – arroganter – verdammt, Roger –,
»Geh!«, sagte sie. »Verdammt noch mal, geh! Geh und lass dich aufhängen, wenn es dir Spaß macht! Ich finde meine Eltern! Und ich rette sie auch!«
Sie rannte davon, erreichte das Tor und riss es auf, bevor er sie einholen konnte. Einen Moment lang blieb sie stehen, ein Umriss im bleicheren Rechteck des Tors, und ihre dunklen Haarsträhnen wehten im Wind, so lebendig wie die Strähnen der Mähne Medusas.
»Ich gehe. Komm mit, oder komm nicht mit, es ist mir egal. Geh zurück nach Schottland – geh von mir aus allein durch die Steine zurück! Aber bei Gott, du kannst mich nicht aufhalten.«
Und dann war sie fort.
Lizzies Augenlider flogen weit auf, als die Tür aufflog und gegen die Wand donnerte. Sie hatte nicht geschlafen – wie hätte sie schlafen sollen? – und mit geschlossenen Augen dagelegen. Sie kämpfte sich aus der Bettwäsche hoch und suchte nach der Zunderschachtel.
»Alles in Ordnung, Miss Brianna?«
Es hörte sich nicht so an; Brianna stampfte hin und her, zischte durch die Zähne wie eine Schlange, blieb stehen, um dem Kleiderschrank einen mächtigen Tritt zu versetzen. Es knallte noch zweimal in schneller Folge; im flackernden Licht der frisch entzündeten Kerze konnte Lizzie sehen, dass Briannas Schuhe an der Wand gelandet und zu Boden gefallen waren.
»Ist alles in Ordnung?«, wiederholte sie unsicher.
»Bestens!«, sagte Brianna.
Aus der schwarzen Luft jenseits des Fensters dröhnte eine Stimme: »Brianna! Ich komme und hole dich! Hörst du mich? Ich
Ihre Herrin gab keine Antwort, sondern rannte zum Fenster, ergriff die Fensterläden und warf sie mit einem Krach zu, der im Zimmer widerhallte. Dann drehte sie sich um wie ein angreifender Panther und schleuderte den Kerzenständer zu Boden, womit sie den Raum in erstickendes Dunkel tauchte.