Eigentlich hatte ihn die unbefriedigende Verhütungsmethode, die er gezwungenermaßen benutzen musste, auf diesen Gedanken gebracht, aber er hielt es für taktvoller, das nicht zu erwähnen. Inzwischen konnte man ihre Hemden beide nicht mehr anziehen. Bei Licht gesehen war es ihm ganz recht, dass Dougal MacKenzie nicht so gewissenhaft gewesen war, denn damit hätte er Rogers Existenz erfolgreich verhindert.
»Na ja, ich glaube nicht, dass es ganz allein
»Wenn also Dougal mein Großonkel ist und dein sechsfacher Urgroßvater … nein, du hast dich geirrt. Ich bin irgendwie deine Ur-Cousine, nicht deine Tante.«
»Nein, das würde stimmen, wenn wir Nachkommen in derselben Generation wären, aber das sind wir nicht; bei dir sind es ungefähr fünf weniger – zumindest väterlicherseits.«
Brianna schwieg und versuchte, es für sich selbst auszutüfteln. Dann gab sie es auf, rollte sich leise stöhnend auf die andere Seite und schmiegte ihren Hintern gemütlich in die Höhlung seiner Oberschenkel.
»Zum Teufel damit«, sagte sie. »Solange du sicher bist, dass es kein Inzest ist.«
Er drückte sie an seine Brust, doch sein schläfriges Gehirn hatte verstanden, worum es ging, und der Gedanke ließ ihn nicht los.
»Ich hatte wirklich nicht darüber nachgedacht«, staunte er, »aber verstehst du, was es bedeutet? Ich bin auch mit deinem Vater verwandt – ich glaube sogar, er ist mein einziger lebender Verwandter außer dir!« Diese Entdeckung verblüffte Roger durch und durch, und sie bewegte ihn. Er hatte sich schon lange damit abgefunden, überhaupt keine nahen Verwandten zu haben – nicht dass ein Großonkel der siebten Generation ein besonders naher Verwandter war, aber …
»Nein, das ist er nicht«, murmelte Brianna.
»Was?«
»Nicht der Einzige. Jenny auch. Und ihre Kinder. Und Enkelkinder. Meine Tante Jenny ist deine – hm, vielleicht hast du doch recht. Weil, wenn sie meine Tante ist, dann ist sie deine Großtante um soundso viele Ecken, also bin
»Wem?«
»Jenny und Ian.« Sie bewegte sich räkelnd. »Als du in Lallybroch warst.«
»War nie da.« Er bewegte sich ebenfalls und passte seinen Körper dem ihren an. Seine Hand ließ sich in der Senke ihrer Hüfte nieder, er schwebte in die Schläfrigkeit zurück, und er gab die abstrakten Komplexitäten ahnenkundlicher Berechnungen zugunsten direkterer Empfindungen auf.
»Nein? Aber …« Ihre Stimme erstarb. Benebelt vom Schlaf und der Ermüdung der Lust, achtete Roger nicht darauf, sondern kuschelte sich nur mit einem genießerischen Stöhnen fester an sie. Einen Augenblick später schnitt ihre Stimme durch seinen persönlichen Nebel wie ein Messer durch Butter.
»Woher hast du gewusst, wo ich bin?«, sagte sie.
»Hm?«
Sie wand sich plötzlich, und er lag mit leeren Armen da, während ein Paar dunkler Augen nur ein paar Zentimeter von den seinen entfernt auftauchte, vor Argwohn zu Schlitzen zusammengekniffen.
»Woher hast du gewusst, wo ich bin?«, wiederholte sie langsam, jedes Wort ein Eissplitter. »Woher hast du gewusst, dass ich in die Kolonien gefahren war?«
»Äh … ich … warum …« Viel zu spät wurde ihm klar, in welcher Gefahr er sich befand.
»Du konntest nicht wissen, dass ich Schottland verlassen hatte«, sagte sie, »es sei denn, du bist nach Lallybroch gegangen, und sie haben dir gesagt, wohin ich unterwegs war. Aber du bist nie in Lallybroch gewesen.«
»Ich …« Er rang verzweifelt um eine Erklärung – irgendeine Erklärung –, doch es gab keine außer der Wahrheit. Und so, wie sich ihr Körper versteifte, hatte sie das ebenfalls gefolgert.
»Du hast es gewusst«, sagte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch der Effekt war derselbe, als hätte sie ihm ins Ohr gebrüllt. »Du hast es
Sie saß jetzt und ragte wie eine der Erinnyen über ihm auf.
»Du hast die Notiz über ihren Tod
»Nein«, sagte er und versuchte, seine zerstreuten Gedanken zu sammeln. »Ich meine, ja, aber …«
»Seit wann hast du es gewusst? Warum hast du es mir nicht
»Warte«, bat er. »Brianna – lass es mich erklären …«
»Ja, erklär’s mir! Das möchte ich hören, wie du das erklärst!« Ihre Stimme war wutverzerrt, doch sie hielt einen Moment in ihrer Suche inne und wartete ab, was er sagte.
»Hör mal.« Inzwischen hatte er sich gefangen. »Ich habe die Notiz gefunden. Letztes Frühjahr. Aber ich …« Er holte tief Luft, während er verzweifelt nach Worten suchte, die sie vielleicht verstehen würde.