»Dich«, platzte sie heraus. Ihr Herz schien ihr in der Kehle zu klemmen; sie hatte Schwierigkeiten, ihre Worte daran vorbeizuzwängen.
Er war ihr so nah, dass sie den schwachen Hauch seines Schweißes auffing und den frischen Geruch zersägten Holzes; eine Spur von Sägemehl hatte sich in den aufgerollten Ärmeln seines Leinenhemdes verfangen. Seine Augen verengten sich belustigt, als er sie von oben bis unten ansah und ihre Verkleidung begutachtete. Eine seiner rötlichen Augenbrauen hob sich, und er schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid, Kleine«, sagte er und lächelte flüchtig. »Ich bin verheiratet.«
Er schickte sich an, weiterzugehen, und sie machte ein leises Geräusch und streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten, traute sich aber doch nicht, seinen Ärmel zu berühren. Er blieb stehen und betrachtete sie genauer.
»Nein, ich habe es ernst gemeint; ich habe eine Frau zu Hause, und mein Zuhause ist nicht weit von hier«, sagte er, denn er wollte offensichtlich höflich sein. »Aber …« Er hielt inne, denn jetzt war er ihr so nah, dass er ihre schmutzigen Kleider, das Loch in ihrem Rockärmel und die schäbigen Enden ihrer Halsbinde sehen konnte.
»Och«, sagte er in verändertem Tonfall und griff nach der kleinen Lederbörse, die er an der Taille festgeknotet hatte. »Hast du vielleicht Hunger, Kleine? Ich habe Geld, wenn du etwas zu essen brauchst.«
Sie konnte kaum atmen. Seine Augen waren dunkelblau und voll sanfter Freundlichkeit. Sie heftete den Blick auf seinen offenen Hemdkragen, wo sein lockiges Haar zum Vorschein kam, golden gebleicht auf seiner sonnengebräunten Haut.
»Seid Ihr – du bist Jamie Fraser, nicht wahr?«
Er sah ihr scharf ins Gesicht.
»Das bin ich«, sagte er. Der Argwohn war in sein Gesicht zurückgekehrt; er kniff die Augen gegen die Sonne zusammen. Er sah sich schnell zum Wirtshaus um, doch nichts regte sich in der offenen Tür. Er trat einen Schritt auf sie zu.
»Wer will das wissen?«, sagte er leise. »Hast du eine Nachricht für mich, Kleine?«
Sie fühlte, wie ein absurdes Bedürfnis zu lachen in ihrer Kehle aufstieg. Hatte sie eine Nachricht?
»Mein Name ist Brianna«, sagte sie. Er runzelte die Stirn, unsicher, und in seinen Augen regte sich etwas. Er wusste es! Er kannte den Namen, und er hatte eine Bedeutung für ihn. Sie schluckte fest und spürte, wie ihre Wangen aufflammten, als hätte eine Kerze sie versengt.
»Ich bin deine Tochter«, sagte sie, und ihre eigene Stimme klang ihr erstickt in den Ohren. »Brianna.«
Er stand völlig still da, und sein Ausdruck veränderte sich nicht im Geringsten. Doch er hatte sie gehört; er wurde blass, und dann schoss ein tiefes, quälendes Rot an seinem Hals hinauf in sein Gesicht, so plötzlich wie ein Buschfeuer, das Spiegelbild ihrer eigenen, lebhaften Gesichtsfarbe.
Sie verspürte ein tiefes Aufblitzen der Freude bei diesem Anblick, ein Echo dieses Aufflammens rauschte durch ihre Mitte und bestätigte die Verwandtschaft seiner hellen Haut mit der ihren. Störte es ihn, so heftig zu erröten?, fragte sie sich auf einmal. Hatte er sein Gesicht zur Unbeweglichkeit trainiert, so wie sie es getan hatte, um diesen verräterischen Ansturm zu tarnen?
Was ihr eigenes Gesicht anging, so fühlte es sich steif an, doch sie lächelte ihm zögernd zu.
Er blinzelte, und schließlich wandten sich seine Augen von ihrem Gesicht ab, betrachteten langsam ihre Erscheinung und realisierten – mit einem Ausdruck, der ihr wie erneutes Erschrecken vorkam – ihre Größe.
»Mein Gott«, krächzte er. »Du bist ja
Ihre Röte hatte nachgelassen, doch jetzt kehrte sie umso heftiger zurück.
»Und was meinst du wohl, wessen Schuld
Er fuhr zurück, und jetzt veränderte sich sein Gesicht; die Maske löste sich in Verblüffung auf. Ohne sie sah er jünger aus; darunter lagen Erschrecken, Überraschung, und ein aufkeimender Ausdruck halb qualvoller Sehnsucht.
»Och nein, Schätzchen!«, rief er aus. »So habe ich es doch gar nicht gemeint! Es ist nur …« Er brach ab und hielt seinen Blick voll Faszination auf sie gerichtet. Seine Hand erhob sich wie von selbst und zeichnete in der Luft die Umrisse ihrer Wange, ihres Kinns, ihres Halses und ihrer Schulter nach, voller Scheu, sie direkt zu berühren.
»Ist es wahr?«, flüsterte er. »Du bist es, Brianna?« Er sprach ihren Namen mit einem seltsamen Akzent aus –
»Ich bin’s«, sagte sie ein bisschen heiser. Sie versuchte ein weiteres Lächeln. »Kannst du das nicht sehen?«
Sein Mund war breit, die Lippen voll, doch er war anders als der ihre; breiter, kühner geschnitten, und in seinen Winkeln schien sich noch im Zustand der Entspannung ein Lächeln zu verbergen. Im Augenblick zuckte er, unsicher, was er tun sollte.
»Aye«, sagte er. »Aye, das kann ich.«