Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Briannas Aufmerksamkeit war zunächst vollständig auf ihren Vater gerichtet gewesen; sie konnte von seinem Anblick kaum genug bekommen. Er war der größte Mann im Gerichtssaal und auch bei weitem der auffälligste in seinem schneeweißen Leinenhemd und dem dunkelblauen Rock, der seine schrägstehenden Augen und sein flammendes Haar betonte.

Doch jetzt zog eine Bewegung in der Ecke ihren Blick auf sich, und bei genauem Hinsehen sah sie den Offizier, der ihr schon zuvor aufgefallen war. Er hatte den Blick nicht länger auf ihren Vater gerichtet, sondern starrte Hugh Berowne durchdringend an. Berowne nickte fast unmerklich und lehnte sich zurück, um das Ende von Frasers Aussage abzuwarten.

»Es hat wohl den Anschein, als hätte Mr. Fraser recht, wenn er auf Freistellung besteht, Mr. Berowne«, sagte der Richter nachsichtig. »Ich muss ihn daher freisprechen von der Anklage der …«

»Er kann es nicht beweisen!«, platzte Berowne heraus. Er warf dem Offizier einen Blick zu, als erbitte er moralische Unterstützung, und schob dann sein langes Kinn vor. »Es gibt keinen schriftlichen Beweis; nur James Frasers Wort.«

Wieder ging ein Raunen durch den Gerichtssaal, doch diesmal hatte es einen unfreundlicheren Tonfall. Brianna hörte ohne Schwierigkeiten die Empörung und Entrüstung darüber, dass man das Wort ihres Vaters angezweifelt hatte, und empfand einen unerwarteten Stolz.

Doch ihr Vater zeigte keine Verärgerung; er erhob sich erneut und verbeugte sich vor dem Richter.

»Eure Lordschaft werden erlauben.« Er griff in seinen Rock und zog einen zusammengefalteten Pergamentbogen hervor, auf dem ein Klecks aus rotem Siegelwachs haftete.

»Eure Lordschaft wird mit dem Siegel des Gouverneurs vertraut sein, denke ich«, sagte er und legte es vor Mr. Conant auf den Tisch. Der Richter zog eine Augenbraue hoch, betrachtete aber sorgfältig das Siegel, dann brach er es auf, untersuchte das innenliegende Dokument und legte es nieder.

»Dies ist eine ordentlich bezeugte Kopie der ursprünglichen Landanleihe«, verkündete er, »gezeichnet von Seiner Exzellenz, William Tryon.«

»Woher habt Ihr das?«, entfuhr es Berowne. »Es war nicht genug Zeit, um nach New Bern hin- und zurückzureiten!« Dann wich ihm alles Blut aus dem Gesicht. Brianna sah den Offizier an; in seinem aufgeschwemmten Gesicht schien sich das Blut gesammelt zu haben, das Berowne verloren hatte.

Der Richter warf ihm einen scharfen Blick zu, sagte aber nur: »Da jetzt der schriftliche Beweis erbracht wurde, befinden wir den Angeklagten eindeutig des Diebstahls für unschuldig, da die fraglichen Güter sein Eigentum waren. Was allerdings den tätlichen Angriff angeht …« An diesem Punkt bemerkte er, dass Jamie sich nicht hingesetzt hatte, sondern immer noch vor dem Richtertisch stand.

»Ja, Mr. Fraser? Wolltet Ihr dem Gericht noch etwas mitteilen?« Richter Conant betupfte ein Schweißrinnsal, das ihm unter der Perücke hervorlief; mit so vielen Menschen vollgestopft, ähnelte der kleine Raum einem Schwitzbad.

»Ich bitte das Gericht, meine Neugier zu verzeihen, Eure Lordschaft. Beschreibt Mr. Berownes ursprüngliche Anklage die Tätlichkeiten gegen ihn auch genauer?«

Der Richter zog beide Augenbrauen hoch, blätterte aber schnell die vor ihm auf dem Tisch liegenden Papiere durch und reichte dann eines davon dem Gerichtsdiener, wobei er auf eine Stelle auf der Seite wies.

»Der Kläger behauptet, dass ein gewisser Fergus Fraser ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat, worauf der Kläger betäubt zu Boden fiel, wohingegen der Angeklagte das Zaumzeug des Pferdes ergriff, hinaufsprang und fortritt, wobei er Bemerkungen beleidigender Natur in französischer Sprache ausrief …«

Ein lautes Husten von der Anklagebank zog alle Augen auf den Angeklagten, der Richter Conant freundlich anlächelte, ein Taschentuch aus seiner Tasche zog und sich damit ausgiebig das Gesicht abwischte – wozu er den Haken am Ende seines linken Arms benutzte.

»Oh!«, sagte der Richter und ließ seinen kalten Blick zum Zeugenstand schweifen, wo Berowne sich in puterroter Agonie wand.

»Und würdet Ihr mir bitte erklären, Sir, wie Ihr an Eurer rechten Gesichtshälfte durch einen Schlag der linken Faust eines Mannes verletzt wurde, der keine hat?«

»Ja, Crottin«, sagte Fergus fröhlich. »Erklärt das mal.«

Vielleicht hielt Richter Conant es für besser, sich Berownes Erklärungsversuche unter Ausschluss der Öffentlichkeit anzuhören – jedenfalls wischte er sich den Hals ab und zog einen Schlussstrich unter das Verfahren, indem er Fergus Fraser unbefleckten Charakters entließ.

»Ich war es«, sagte Marsali stolz und klammerte sich bei der Siegesfeier, die dem Prozess folgte, an den Arm ihres Mannes.

»Du?« Jamie warf ihr einen belustigten Blick zu. »Die unseren guten Hilfssheriff ins Gesicht geboxt hat, meinst du?«

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