Vielleicht konnte Brianna es ihm sagen, doch er würde sie nicht fragen; der letzte Name, den er hier hören wollte, war Frank Randalls.
Stattdessen hustete er.
»Na ja, vielleicht ist es ja wahr«, stimmte er vorsichtig zu. »Ich kenne Frauen – und auch ein paar Männer –, die den Klang ihrer eigenen Gedanken nicht ertragen können, und vielleicht passen sie einfach nicht so gut zu denen, die es können.«
»Nein«, sagte sie nachdenklich. »Vielleicht nicht.«
Das leise Stechen der Eifersucht ließ nach. Also hatte sie ihre Zweifel über diesen Wakefield, oder? Sie hatte ihm und Claire alles erzählt über ihre Suche, die Todesanzeige, ihre Überfahrt aus Schottland, ihren Besuch auf Lallybroch – verfluchte Laoghaire! – und über Wakefield, den Mann, der ihr gefolgt war. Hier hatte sie nicht alles gesagt, dachte er, aber das war ihm auch recht; er wollte es nicht hören. Die Aussicht eines fernen Feuertodes beunruhigte ihn weniger als die drohende Unterbrechung seiner Idylle mit seiner verloren geglaubten Tochter.
Er zog die Knie hoch und saß still da. So gern er seine Ruhe wiedergefunden hätte, er konnte Randall nicht mehr aus seinen Gedanken verbannen.
Er hatte gewonnen. Claire gehörte ihm, genau wie dieses wunderbare Kind – diese junge Frau, verbesserte er sich, als er sie ansah. Doch Randall hatte sie zwanzig Jahre lang in seiner Obhut gehabt; es gab keinen Zweifel daran, dass er sie geprägt hatte. Aber wie?
»Sieh mal.« Briannas Hand drückte seinen Arm, als sie die Worte hinhauchte.
Er folgte ihrer Blickrichtung und sah sie; zwei Ricken, die kaum mehr als fünf Meter von ihnen entfernt gerade eben im Schatten der Bäume standen. Er bewegte sich nicht, sondern atmete still. Er konnte Brianna neben sich spüren, ebenfalls still und verzaubert.
Die Tiere sahen sie; die zarten Köpfe erhoben, die dunklen, feuchten Nüstern witternd gebläht. Doch einen Augenblick später trat die erste Ricke zaghaft vor, und ihre nervösen Schritte hinterließen Streifen im taufeuchten Gras. Die andere folgte ihr vorsichtig, und sie ästen an den Grasstreifen zwischen den Felsen entlang und hoben nur dann und wann die Köpfe, um seelenruhig einen Blick auf die fremden, aber harmlosen Geschöpfe auf dem Felsvorsprung zu werfen.
In Schottland wäre er niemals auch nur bis auf eine Meile an einen Rothirsch herangekommen, der ihn gewittert hatte. Die Hirsche wussten genau, was ein Mensch war.
Er sah zu, wie die Tiere mit der Unschuld vollkommener Wildheit grasten, und spürte den Segen der Sonne auf seinem Kopf. Dies war neues Land, und er war es zufrieden, mit seiner Tochter hier allein zu sein.
»Was jagen wir denn, Pa?« Er war stehen geblieben und ließ seine zusammengekniffenen Augen über den Horizont schweifen, doch sie war sich einigermaßen sicher, dass er kein Tier beobachtete; sie konnte sprechen, ohne das Wild zu verscheuchen.
Im Lauf des Tages hatten sie eine ganze Anzahl von Tieren gesehen; die beiden Ricken in der Dämmerung, einen roten Fuchs, der wachsam auf einem Felsen saß, sich die zierlichen, schwarzen Pfoten leckte, bis sie ihm zu nah kamen, und dann verschwand wie eine ausgepustete Flamme. Eichhörnchen, die – zu Dutzenden – schwatzend durch die Wipfel turnten und hinter den Baumstämmen Verstecken spielten. Sogar eine Schar wilder Puter mit zwei Hähnen, die zur Erbauung ihres knabbernden Harems mit aufgeplusterter Brust und gespreizten Schwanzfedern umherstolzierten.
Keines davon war die auserwählte Beute gewesen, und sie war froh darüber. Sie hatte nichts dagegen, Tiere zu töten, um sie zu essen, doch es hätte ihr leidgetan, die Schönheit des Tages durch Blut verdorben zu sehen.
»Bienen«, sagte er.
»
Er hob sein Gewehr und lächelte sie an, während er kopfnickend auf einen leuchtend gelben Fleck wies.
»Indem man sich Blumen sucht.«
Es waren in der Tat Bienen in den Blumen; ganz in der Nähe, und sie konnte ihr Summen hören. Es gab verschiedene Sorten: riesige, schwarze Hummeln, eine kleinere Sorte mit schwarz-gelb gestreiftem Flaum, und die glatten, tödlichen Gestalten der Wespen mit ihren dolchförmigen Bäuchen.
»Wie man es anstellt«, sagte ihr Vater zu ihr, während er die Pflanzen langsam umkreiste, »ist, sie zu beobachten und festzustellen, in welche Richtung die Honigbienen fliegen. Und sich nicht stechen zu lassen.«
Sie verloren die kleinen Boten bei der Verfolgung ein Dutzend Mal aus den Augen, weil sie ihnen im gebrochenen Licht über einem Bach abhandenkamen oder in einem Gebüsch verschwanden, das zu dicht war, um ihnen zu folgen. Jedes Mal suchte Jamie kreuz und quer, bis er eine neue Stelle mit Blumen fand.
»Da sind welche!«, rief sie und zeigte auf einen leuchtend roten Blitz in einiger Entfernung.
Er blinzelte in die angegebene Richtung und lächelte kopfschüttelnd.