Er schüttelte den Kopf, antwortete aber nicht; saß nur da, und ein Grashalm hing träge in seiner Hand. Der Mond schob sich über den Bäumen entlang, groß und golden, schief wie eine verschmierte Träne.
»Deine Mutter hat mir einmal erzählt, dass die Menschen planen, auf den Mond zu fliegen«, sagte er plötzlich. »Sie hatten es wohl noch nicht getan, aber sie hatten es vor. Weißt du etwas davon?«
Sie nickte und blickte gebannt auf den aufgehenden Mond.
»Sie haben es getan. Ich meine, sie werden es tun.« Sie lächelte schwach. »
Sie konnte das Lächeln sehen, mit dem er antwortete; der Mond stand hoch genug, um seine Strahlen auf die Lichtung zu werfen. Er drehte das Gesicht nach oben und überlegte.
»Aye? Und was haben sie darüber gesagt, die Männer, die hingeflogen sind?«
»Sie brauchten nichts zu sagen – sie haben Bilder zurückgeschickt. Ich habe dir doch vom Fernsehen erzählt?«
Er sah etwas erschrocken aus, und sie wusste, dass er wie bei den meisten Dingen, die sie ihm über ihre Zeit erzählte, die Realität bewegter, vertonter Bilder nicht wirklich fassen konnte, ganz zu schweigen von der Vorstellung, dass man sie durch den luftleeren Raum schicken konnte.
»Aye?«, sagte er etwas unsicher. »Dann hast du diese Bilder also gesehen?«
»Ja.« Sie lehnte sich leicht zurück, die Hände vor den Knien verschränkt, und blickte zu der unförmigen Kugel über ihnen auf. Sie war von einem schwachen Lichtkranz umgeben, und weiter draußen am sternklaren Himmel umrahmte sie ein perfekter Dunstring, als wäre sie ein großer, gelber Stein, der in einen schwarzen Teich geworfen worden und in dem Moment an der Oberfläche erstarrt war, als sich der erste Wellenring bildete.
»Schönes Wetter morgen«, sagte er mit einem Blick zum Mond.
»Ja?« Sie konnte die Dinge in ihrer Umgebung fast genauso deutlich wie bei Tageslicht sehen, nur dass sie jetzt farblos waren; alles war schwarz und grau – wie die Bilder, die sie jetzt beschrieb.
»Wir haben stundenlang gewartet. Niemand konnte genau sagen, wie lange sie brauchen würden, um zu landen und in ihren Raumanzügen auszusteigen – du weißt, dass es auf dem Mond keine Luft gibt?« Sie hob fragend die Augenbraue hoch, und er nickte so aufmerksam wie ein Schuljunge.
»Claire hat es mir erzählt«, murmelte er.
»Die Kamera – die Maschine, die die Bilder gemacht hat – blickte an der Seite des Schiffes heraus, so dass wir den Fuß des Schiffes sehen konnten, der sich in den Staub gegraben hatte und mit Staub bedeckt war, als ob ein Pferd mit dem Huf auftritt. Das Schiff war an einer flachen Stelle gelandet, die mit einem weichen, pudrigen Staub bedeckt war, in dem hier und dort kleine Steine verstreut waren. Dann hat sich die Kamera bewegt – oder vielleicht hat eine andere angefangen, Bilder zu senden –, und man konnte sehen, dass weiter weg Felsenriffs waren. Es ist kahl – keine Pflanzen, kein Wasser, keine Luft –, aber auf eine unheimliche Art irgendwie schön.«
»Das hört sich wie Schottland an«, sagte er. Sie lachte über seinen Witz, glaubte aber, unter dem Humor seine Sehnsucht nach diesen kahlen Bergen zu hören.
Um ihn abzulenken, wies sie mit einer Handbewegung zu den Sternen hoch, die inzwischen heller am Samthimmel leuchteten.
»Die Sterne sind in Wirklichkeit Sonnen, so wie unsere. Sie sehen nur so klein aus, weil sie so weit von uns weg sind. Sie sind so weit weg, dass es viele Jahre dauern kann, bis uns ihr Licht erreicht; manchmal ist ein Stern sogar schon tot, und wir sehen sein Licht immer noch.«
»Das hat mir Claire vor langer Zeit erzählt«, sagte er leise. Er blieb noch einen Augenblick sitzen, dann stand er auf. Er machte einen entschlossenen Eindruck.
»Na, dann komm«, sagte er. »Wir wollen uns den Bienenstock holen und nach Hause gehen.«
Die Nacht war so warm, dass wir die lederne Fensterabdeckung nicht festgesteckt, sondern zur Seite gerollt hatten. Gelegentlich taumelte eine Motte oder ein Junikäfer herein, um sich im Wasserkessel zu ertränken oder flammenden Selbstmord in der Feuerstelle zu begehen, doch die kühle, laubduftende Luft, die über uns hinwegspülte, war es wert.
In der ersten Nacht hatte Ian Brianna höflich das Rollbett überlassen und sich mit Rollo auf einem Strohlager im Kräuterschuppen schlafen gelegt, nachdem er ihr versichert hatte, dass er diese Zurückgezogenheit mochte. Mit der Bettdecke überm Arm hatte er Jamie im Hinausgehen fest auf den Rücken geklopft und ihm in einer erstaunlich erwachsenen Geste der Gratulation, über die ich lächeln musste, die Schulter gedrückt.
Jamie hatte ebenfalls gelächelt; eigentlich lächelte er schon seit Tagen ununterbrochen. Im Augenblick lächelte er nicht, sondern sein Gesicht trug einen sanften, nach innen gerichteten Ausdruck. Ein Halbmond schwebte am Himmel, und es kam so viel Licht durch das Fenster, dass ich deutlich sehen konnte, wie er neben mir auf dem Rücken lag.