Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ja«, sagte ich und stellte dem verärgerten Lindsey einen frischen Becher hin. »Wenn du dich nach Hodgepile und Brees jungem Freund erkundigst, könntest du da auch nach einem Mann namens Joseph Wemyss fragen? Er dürfte ein Zwangsarbeiter sein.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lizzies schmale Schultern erleichtert zusammensackten.

Duncan nickte und gewann die Fassung wieder, als Brianna in der Vorratskammer verschwand, um Butter zu holen. Kenny Lindsey sah ihr interessiert nach.

»Bree? So nennt Ihr Eure Tochter?«, fragte er.

»Ja, manchmal«, sagte ich. »Warum?«

Ein kurzes Lächeln erschien in Lindseys Gesicht. Dann sah er Jamie an, hustete und vergrub sein Lächeln in seinem Becher.

»Es ist ein schottisches Wort, Sassenach«, sagte Jamie, und auch in seinem Gesicht zeigte sich jetzt ein ziemlich ironisches Lächeln. »Ein bree ist ein großes Ärgernis.«




Kapitel 44

Unterhaltung um drei Ecken


Oktober 1769

Der Schock des Aufpralls vibrierte in seinen Armen. Mit dem Rhythmusgefühl, das langjähriger Übung entstammte, riss Jamie die Beilklinge frei, schwang sie zurück und ließ sie wieder herabsausen. Mit einem Tschunk! flogen Rindensplitter und gelbe Holzspäne umher. Er schob seinen Fuß auf dem Baumstamm ein Stück zur Seite und schlug erneut zu, ein genau gezielter Axthieb, der das scharfe Metall knappe fünf Zentimeter neben seinen Zehen im Holz versenkte.

Er hätte Ian das Holzhacken auftragen und selbst das Mehl in der kleinen Mühle am Woolams Point abholen können, doch der Woolam-Junge verdiente den Besuch bei den drei unverheirateten Töchtern, die zusammen mit ihrem Vater in der Mühle arbeiteten. Sie waren Quäkermädchen, grau gekleidet wie Kirchenmäuse, jedoch intelligent und hübsch, und sie verwöhnten Ian und übertrafen sich gegenseitig darin, ihm bei seinen Besuchen Bier und Fleischpasteten anzubieten.

Besser, der Junge flirtete mit tugendsamen Quäkerinnen als mit den aufdringlichen Indianermädchen auf der anderen Seite des Berges, dachte er etwas grimmig. Er hatte nicht vergessen, was Myers über die Indianerfrauen erzählt hatte, die sich die Männer ins Bett holten, wie es ihnen gefiel.

Er hatte das kleine Dienstmädchen mit Ian losgeschickt, weil er hoffte, dass die kühle Herbstluft vielleicht ein wenig Farbe in das Gesicht des Mädchens bringen würde. Die Haut des Mädchens war so hell wie Claires, hatte aber den kränklichen, blauweißen Schimmer entrahmter Milch, nicht Claires blasses Leuchten, so satt und fehlerlos wie das seidenweiße Kernholz einer Pappel.

Das Holzstück war fast gespalten; noch ein Hieb und ein kräftiger Ruck an der Axt, und zwei ordentliche Scheite, die einen klaren, scharfen Harzgeruch ausströmten, lagen für die Feuerstelle bereit. Er legte sie sorgfältig auf den wachsenden Holzstapel neben der Vorratskammer und rollte sich das nächste Holzstück unter den Fuß.

Eigentlich hackte er gerne Holz. Es war etwas ganz anderes als die feuchte, mörderische, fußerfrierende Arbeit des Torfstechens, brachte aber dieselbe tiefe Genugtuung über einen anständigen Brennstoffvorrat mit sich, die nur derjenige kennt, der einmal einen Winter in dünnen Kleidern durchgezittert hat. Der Holzstapel reichte jetzt fast bis an die Traufen des Hauses, trockene Scheite aus Kiefernholz und Eiche, Hickory und Ahorn, deren Anblick ihm die Seele genauso erwärmte, wie ihm später das Holz den Körper wärmen würde.

Apropos Wärme; dafür, dass es später Oktober war, war es ein warmer Tag, und sein Hemd klebte ihm schon an den Schultern. Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und betrachtete den feuchten Fleck kritisch.

Wenn es so nass wurde, dass man es auswringen konnte, würde Brianna darauf bestehen, es wieder zu waschen, auch wenn er noch so sehr einwandte, dass der Schweiß ganz sauber war. »Puh«, würde sie mit tadelnd geblähten Nasenlöchern sagen und wie ein Opossum ihre lange Nase kräuseln. Er hatte laut gelacht, als er das zum ersten Mal gesehen hatte; vor Überraschung genauso wie aus Belustigung.

Seine Mutter war vor langer Zeit gestorben, als er noch ein Kind war, und obwohl er sich manchmal in seinen Träumen an sie erinnerte, hatte er ihre Gegenwart zum Großteil durch statische Bilder, Augenblicke ersetzt, die in seinem Gedächtnis erstarrt waren. Aber sie hatte auch immer »Puh!« zu ihm gesagt, wenn er schmutzig nach Hause kam, und ihre lange Nase ganz genauso gekräuselt – er hatte sich blitzartig daran erinnert, als er es bei Brianna sah.

Was für ein Rätsel doch die Blutsverwandtschaft war – wie konnte eine winzige Geste, ein Tonfall die Generationen genauso überdauern wie die handfesteren körperlichen Wahrheiten? Er hatte es schon oft beobachtet, während er seine Nichten und Neffen aufwachsen sah, und hatte ohne großes Nachdenken die Echos der Eltern und Großeltern hingenommen, die sich für kurze Augenblicke zeigten, den Schatten eines Gesichtes, das durch die Jahre hindurch zurückblickte – und wieder im Gesicht der Gegenwart verschwand.

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