Marsali machte ein entnervtes Geräusch und ließ ihre Kelle fallen. »Was hast du denn
Mit einem Schreckenslaut fiel Marsali auf die Knie und versuchte, ihm mit Gewalt den Mund aufzumachen. Germain würgte, keuchte und stolperte kopfschüttelnd rückwärts. Seine blauen Augen quollen vor, und ein dünner Speichelfaden kroch ihm über das Kinn.
»Komm her!« Brianna packte den kleinen Jungen am Arm, zog seinen Rücken an sich, presste ihm die geballten Fäuste in den Magen und riss sie scharf zurück.
Germain machte ein lautes Keuchgeräusch, und ein kleiner, runder Gegenstand schoss ihm aus dem Mund. Er gurgelte, schnappte nach Luft, sog sich die Lungen voll und fing an zu brüllen, wobei seine Gesichtsfarbe in Sekundenschnelle von dunklem Lila in gesundes Rot überging.
»Geht’s ihm gut?« Jamie warf einen ängstlichen Blick auf den kleinen Jungen, der sich in den Armen seiner Mutter ausweinte, und als er sich davon überzeugt hatte, wandte er sich an Brianna. »Das ging aber schnell, Kleine. Gut gemacht.«
»Danke. Ich – danke. Ich bin froh, dass es funktioniert hat.«
Brianna fühlte sich etwas zittrig. Sekunden. Es hatte nur ein paar Sekunden gedauert. Vom Leben zum Tod und wieder zurück in null Komma nichts. Jamie berührte sie am Arm und drückte kurz zu, und sie fühlte sich etwas besser.
»Am besten bringst du den Kleinen hinunter ins Haus«, sagte er zu Marsali. »Gib ihm sein Abendessen und leg ihn ins Bett. Wir machen hier den Rest.«
Marsali nickte. Sie sah ebenfalls verstört aus. Sie strich sich eine Strähne ihres hellen Haars aus den Augen und versuchte ziemlich erfolglos, Brianna anzulächeln.
»Danke, Schwester.«
Brianna spürte, wie sie vor Freude stolz strahlte, als man sie so bezeichnete. Sie erwiderte Marsalis Lächeln.
»Ich bin froh, dass es ihm gutgeht.«
Marsali hob ihre Tasche vom Boden auf, nickte Jamie zu, machte kehrt und schritt vorsichtig den steilen Pfad hinab. Sie hielt das Kind in den Armen, und Germains Knubbelfäuste waren fest in ihr Haar gekrallt.
»Das war gute Arbeit, Cousinchen.« Ian hatte die Gerste fertig ausgebreitet und sprang vom Podest, um ihr zu gratulieren. »Wo hast du denn so etwas gelernt?«
»Von meiner Mutter.«
Ian nickte und machte ein beeindrucktes Gesicht. Jamie bückte sich und suchte ringsum den Boden ab.
»Was war es wohl, was der Junge verschluckt hat, frage ich mich.«
»Das hier.« Brianna sah den Gegenstand, der halb unter dem Laub vergraben war, und pulte ihn heraus. »Sieht aus wie ein Knopf.« Der Gegenstand war ein eingebeulter, grob aus Holz geschnitzter Kreis, aber unzweifelhaft ein Knopf mit einem langen Schaft und Löchern für das Nähgarn.
»Lass mal sehen.« Jamie hielt ihr die Hand hin, und sie ließ den Knopf hineinfallen.
»Du vermisst doch keine Knöpfe, oder, Ian?«, fragte er und sah den kleinen Gegenstand in seiner Handfläche stirnrunzelnd an.
Ian linste über Jamies Schulter und schüttelte den Kopf. »Vielleicht Fergus?«, schlug er vor.
»Vielleicht, aber ich glaube nicht. Unser Fergus ist viel zu sehr Dandy, als dass er so etwas tragen würde. Die Knöpfe an seinem Rock sind aus poliertem Horn.« Er schüttelte langsam und immer noch stirnrunzelnd den Kopf, dann zuckte er mit den Achseln. Er hob seinen Sporran auf und steckte den Knopf hinein, bevor er ihn um seine Hüften schnallte.
»Ah, na ja. Ich werde mich umhören. Machst du hier fertig, Ian? Es ist nicht mehr viel zu tun.« Er lächelte Brianna an und deutete kopfnickend auf den Weg. »Dann komm, Kleine, wir können auf dem Heimweg noch bei Lindseys fragen.«
Es stellte sich heraus, dass Kenny Lindsey nicht zu Hause war.
»Duncan Innes hat ihn vor nicht einmal einer Stunde abgeholt«, sagte Mrs. Lindsey, die in der Haustür stand und ihre Augen gegen die späte Nachmittagssonne überschattete. »Sie sind jetzt bestimmt bei Euch zu Hause. Wollt Ihr nicht mit Eurer Tochter hereinkommen, Mac Dubh, und einen Bissen essen?«
»Äh, nein danke, Mrs. Lindsey. Meine Frau wartet mit dem Abendessen auf uns. Aber vielleicht könnt Ihr mir sagen, ob das hier von Kennys Rock stammt?«
Mrs. Lindsey blinzelte den Knopf in seiner Hand an und schüttelte dann den Kopf.
»Nein, bestimmt nicht. Bin schließlich gerade damit fertig, ihm einen ganzen neuen Satz Knöpfe anzunähen, die er aus Hirschbein geschnitzt hat. Die schönsten Knöpfe, die Ihr je gesehen habt«, erklärte sie voll Stolz auf die handwerklichen Fähigkeiten ihres Mannes. »Jeder von ihnen ist mit einem kleinen Gesicht verziert, das grinst wie ein Kobold, und jedes ist anders!«
Sie ließ den Blick abschätzend über Brianna wandern.
»Kenny hat einen Bruder«, sagte sie. »Hat ein schönes, kleines Anwesen in der Nähe von Cross Creek – zwanzig Hektar Tabak und ein schöner Bach. Er kommt zum