»Himmelherrgottsakrament.« Der abgetragene, goldene Ehering glitzerte in der Sonne, und meine Hand umschloss ihn automatisch. Er war warm, weil sie ihn an ihrem Körper getragen hatte, doch ich spürte, wie mir Eiseskälte in die Finger sickerte.
»Bonnet?«, sagte ich. »Stephen
Ihre Kehle bewegte sich krampfhaft. Sie schluckte, und ihr Kopf ruckte in einem kurzen Nicken.
»Ich hatte nicht vor, es dir zu erzählen – ich konnte es nicht; nicht, nachdem Ian mir erzählt hat, was auf dem Fluss passiert ist. Zuerst wusste ich nicht, was Pa tun würde; ich hatte Angst, er würde mir Vorwürfe machen. Und dann, als ich ihn etwas besser kannte – da wusste ich, dass er versuchen würde, Bonnet zu finden – das ist es jedenfalls, was Papa getan hätte. Das konnte ich nicht zulassen. Du bist dem Mann doch begegnet, du weißt, wie er ist.« Sie saß in der Sonne, doch ein Schauer überlief sie, und sie rieb sich die Arme, als wäre ihr kalt.
»Das stimmt«, sagte ich. Meine Lippen waren steif. Ihre Worte hallten in meinen Ohren wider.
»Was hat er mit dir gemacht?«, fragte ich und war überrascht über den ruhigen Klang meiner Stimme. »Hat er dir weh getan, Baby?«
Sie zog eine Grimasse, winkelte die Knie an und presste sie mit den Armen an sich.
»Nenn mich nicht so, okay? Nicht jetzt.«
Ich streckte die Hand aus, um sie zu berühren, doch sie kuschelte sich noch fester in sich selbst, und ich ließ meine Hand sinken.
»Willst du es mir erzählen?« Ich wollte es nicht hören; auch ich hätte gern so getan, als wäre es nicht geschehen.
Sie sah mich an, die Lippen zu einer geraden, weißen Linie zusammengepresst.
»Nein«, sagte sie. »Nein, das will ich nicht. Aber ich denke, ich tue es besser.«
Sie war am helllichten Tag an Bord der
Er trug dieselben Kleider wie in der vorigen Nacht; bei Tageslicht konnte sie sehen, dass sie von guter Qualität waren, aber fleckig und furchtbar zerknittert. Ihm war fettiges Kerzenwachs auf die Seidenmanschette seines Rockes getropft, und in seinem Spitzenkragen hingen Krümel.
Bonnet selbst sah weniger heruntergekommen aus als seine Kleider; er war frisch rasiert, und seine grünen Augen waren hell und wachsam. Sie überflogen sie rasch und leuchteten interessiert auf.
»Ich fand dich ja bei Kerzenlicht schon ganz hübsch«, sagte er, indem er ihre Hand ergriff und sie an seine Lippen hob. »Aber wenn der Alkohol fließt, kommt es einem oft so vor. Es ist sehr viel seltener, dass man eine Frau in der Sonne hübscher findet, als sie im Mondschein war.«
Brianna versuchte, ihre Hand aus seinem Griff zu ziehen, und lächelte ihn höflich an.
»Danke. Habt Ihr den Ring noch?« Das Herz schlug ihr schnell im Hals. Selbst wenn er ihn beim Glücksspiel verloren hatte, konnte er ihr immer noch von dem Ring erzählen – von ihrer Mutter. Aber sie hätte ihn furchtbar gern in ihren Händen gehalten. Sie unterdrückte die Furcht, die sie die ganze Nacht über heimgesucht hatte; dass der Ring alles sein könnte, was von ihrer Mutter geblieben war. Es konnte nicht sein, nicht, wenn der Zeitungsausschnitt stimmte, aber …
»Oh, in der Tat. Danu, die Glücksbringerin, hat mir in jener Nacht zur Seite gestanden – und wie es aussieht, tut sie das immer noch.« Er lächelte sie charmant an und hielt nach wie vor ihre Hand fest.
»Ich – äh, ich frage mich, ob Ihr ihn mir verkaufen würdet.« Sie hatte fast ihr ganzes Geld dabei, doch sie hatte keine Ahnung, was so ein Goldring kosten konnte.
»Warum?« Die direkte Frage überrumpelte sie, und sie suchte angestrengt nach einer Antwort.
»Er – er sieht aus wie ein Ring, den meine Mutter hatte«, antwortete sie, denn sie war nicht in der Lage, eine bessere Antwort als die Wahrheit zu erfinden. »Woher habt Ihr ihn?«
Irgendetwas regte sich in seinen Augen, obwohl er sie immer noch anlächelte. Er wies auf die dunkle Kajütentreppe und steckte ihre Hand in seine Ellenbeuge. Er war größer als sie, ein kräftiger Mann. Sie zog vorsichtig, doch er hielt ihre Hand fest.
»Du willst also den Ring? Komm in meine Kajüte, Schätzchen, und dann sehen wir, ob wir uns einig werden können.«
Unten goss er ihr Brandy ein; sie nahm nur ein winziges Schlückchen, doch er trank in vollen Zügen, leerte das erste Glas und goss sich ein neues ein.
»Woher?«, sagte er sorglos als Antwort auf ihr hartnäckiges Fragen. »Ah, nun, ein Herr sollte keine Geschichten über seine Eroberungen erzählen, oder?« Er blinzelte ihr zu. »Ein Liebespfand«, flüsterte er.