Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Es ist fast November. Von Ende November bis März fährt kein Schiff. Und du kannst nicht bis März warten – das würde bedeuten, dass du im sechsten oder siebten Monat eine zweimonatige Atlantiküberfahrt machst. Und wenn du nicht auf dem Schiff entbinden würdest – was dich oder das Baby oder euch beide wahrscheinlich umbringen würde –, müsstest du immer noch die dreißig Meilen bis zu dem Kreis reiten, die Passage schaffen und dir auf der anderen Seite Hilfe suchen … Brianna, das geht nicht! Du musst jetzt gehen, so schnell wir es arrangieren können.«

»Und wenn ich jetzt gehe – wie kann ich sichergehen, dass ich in der richtigen Zeit herauskomme?«

Sie sprach ruhig, doch ihre Finger kneteten den Stoff ihres Rockes.

»Du – meinst – na ja, ich habe es doch auch getan«, sagte ich, während meine ursprüngliche Panik langsam rationalen Gedanken wich.

»Du hattest Papa am anderen Ende.« Sie sah mich scharf an. »Ob du zu ihm gehen wolltest oder nicht, du hattest starke Empfindungen für ihn – er hätte dich angezogen. Oder mich. Aber er ist nicht mehr da.« Ihr Gesicht verkrampfte sich und entspannte sich dann wieder.

»Roger wusste – weiß –, wie«, verbesserte sie sich. »In Geillis Duncans Buch stand, dass man Edelsteine für die Passage benutzen kann – als Schutz und zur Navigation.«

»Aber das sind doch nur Vermutungen von Roger und von dir!«, wandte ich ein. »Und von der verflixten Geillis Duncan! Vielleicht braucht man weder Edelsteine noch eine starke Bindung. In den alten Märchen sind es immer zweihundert Jahre, wenn jemand einen Feenhügel betritt und dann zurückkehrt. Wenn das das normale Muster ist, dann …«

»Würdest du das Risiko eingehen, herauszufinden, dass es das nicht ist? Und es stimmt nicht – Geillis Duncan ist mehr als zweihundert Jahre zurückgegangen.«

Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass sie selbst schon über all dies nachgedacht hatte. Nichts von dem, was ich sagte, überraschte sie. Und das bedeutete, dass sie auch schon zu ihrem eigenen Schluss gekommen war – und dieser beinhaltete keine Schiffsreise zurück nach Schottland.

Ich rieb mir die Stelle zwischen den Augenbrauen und bemühte mich um dieselbe Ruhe, die sie selbst ausstrahlte. Die Erwähnung von Geillis’ Namen hatte mir eine andere Erinnerung ins Gedächtnis gerufen – allerdings eine, die ich versucht hatte zu vergessen.

»Es gibt noch einen Weg«, sagte ich und rang um Ruhe. »Noch eine Passage, meine ich. Sie ist auf Haiti – jetzt nennt man es Hispaniola. Dort ist ein Steinkreis auf einem Hügel im Dschungel, doch der Spalt, die Passage, ist darunter in einer Höhle.«

Die Waldluft war kühl, doch es war nicht der Schatten, der mir eine Gänsehaut verursachte. Ich rieb mir die Unterarme und versuchte, die Kälte zu vertreiben. Ich hätte gern auch alle Erinnerungen an die Höhle von Abandawe vertrieben – ich hatte es versucht –, doch sie war kein Ort, den man einfach so vergaß.

»Du bist da gewesen?« Sie beugte sich gebannt vor.

»Ja. Es ist schrecklich dort. Aber die Westindischen Inseln sind viel näher als Schottland, und es fahren fast das ganze Jahr über Schiffe von Charleston nach Jamaika.« Ich holte tief Luft und fühlte mich schon etwas besser. »Der Weg durch den Dschungel wäre nicht einfach – aber dir bliebe etwas mehr Zeit – genug, damit wir Roger suchen können.« Wenn er noch zu finden war, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Mit dieser Befürchtung konnten wir uns später befassen.

Eins der Kastanienblätter fiel Brianna kreiselnd in den Schoß, ein lebhafter Gelbton auf dem sanften Braun des handgesponnenen Stoffes. Sie nahm es in die Hand und strich die wachsartige Oberfläche geistesabwesend mit dem Daumen glatt. Sie sah mich mit gebannten, blauen Augen an.

»Funktioniert die Stelle genauso wie die andere?«

»Ich habe keine Ahnung, wie sie funktionieren! Es hat sich anders angehört, ein Glockenklang anstelle des Summens. Doch es war eindeutig eine Passage.«

»Du bist da gewesen«, sagte sie und sah mich unter gesenkten Lidern an. »Warum? Wolltest du zurückgehen? Nachdem du – ihn gefunden hattest?« Es lag immer noch ein leichtes Zögern in ihrer Stimme, sie konnte sich noch nicht ganz dazu durchringen, Jamie als »mein Vater« zu bezeichnen.

»Nein. Es hing mit Geillis Duncan zusammen. Sie hat die Stelle entdeckt.«

Briannas Augenlider flogen hoch.

»Sie ist hier?«

»Nein. Sie ist tot.«

Ich holte tief Luft und spürte in Gedanken den Aufprall eines Axthiebs, und ein Kribbeln durchlief meinen Arm. Manchmal dachte ich an sie, an Geillis, wenn ich allein im Wald war. Manchmal glaubte ich, ihre Stimme hinter mir zu hören, und drehte mich rasch um, sah aber nur Hemlockzweige, die im Wind rauschten. Doch dann und wann spürte ich ihren Blick auf mir, grün und leuchtend wie der Wald im Frühling.

»Wirklich tot«, sagte ich nachdrücklich und wechselte das Thema. »Wie ist es überhaupt passiert?«

Sie versuchte gar nicht erst, so zu tun, als wüsste sie nicht, wovon ich sprach. Sie sah mich geradeheraus an, eine Augenbraue hochgezogen.

»Du bist die Ärztin. Wie viele Möglichkeiten gibt es denn?«

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