Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Roger beugte den Kopf vor und trank aus seinen Händen. Glückssache, dieses grüne Aufblitzen, auf das das Sonnenlicht, das durch die Bäume fiel, ihn mit der Nase gestoßen hatte. Sonst hätte er die Quelle nie gesehen, dazu war sie zu weit vom Weg entfernt.

Aus einer Felsspalte rieselte ein klares Rinnsal, das ihm Hände und Gesicht kühlte. Der Fels selbst war glatt und schwärzlich grün, der Boden ringsum sumpfig, von Baumwurzeln zerwühlt und mit einem Pelz aus Moos überzogen, das smaragdgrün leuchtend auf dem flüchtigen Sonnenflecken wuchs.

Das Bewusstsein, dass er Brianna bald sehen würde – womöglich innerhalb der nächsten Stunde –, dämpfte seinen Ärger genauso wirksam, wie das kühle Wasser der Trockenheit in seiner Kehle abhalf. Wenn er sich schon das Pferd stehlen lassen musste, so war es doch ein Trost, dass er seinem Ziel nah genug gewesen war, um es zu Fuß zu erreichen.

Das Pferd selbst war ein uralter Klepper gewesen, den zu stehlen sich kaum lohnte. Immerhin hatte er so viel Verstand gehabt, seine Wertgegenstände bei sich zu tragen und sie nicht in den Satteltaschen aufzubewahren. Er schlug sich mit der Hand an die Seitennaht seiner Kniehosen, beruhigt, die kleine, harte Verdickung an seinen Oberschenkel geschmiegt zu fühlen.

Außer dem Pferd selbst hatte er nur eine Pistole verloren – fast genauso alt wie das Pferd und nicht halb so verlässlich –, etwas zu essen und eine lederne Wasserflasche. Der Verlust der Flasche hatte ihm während der letzten paar Meilen seines heißen, staubigen Weges Kummer bereitet, doch jetzt war auch diese kleine Unannehmlichkeit ausgebügelt.

Seine Füße sanken in den feuchten Boden ein, als er aufstand, und hinterließen dunkle Streifen im smaragdfarbenen Moos. Er trat zurück und wischte sich auf dem Teppich aus trockenen Blättern und verkrusteten Nadeln den Schmutz von den Schuhen. Dann entstaubte er seine Rockschöße, so gut er konnte, und rückte sich die schmutzige Halsbinde zurecht. Seine Knöchel kratzten über die Stoppeln auf seinem Kinn; seine Rasierklinge war in der Satteltasche gewesen.

Er sah wie ein rechter Schurke aus, dachte er reuevoll. Nicht die feine Art, seinen Schwiegereltern gegenüberzutreten. Doch in Wahrheit kümmerte es ihn nicht besonders, was Claire und Jamie Fraser von ihm halten würden. Seine Gedanken galten nur Brianna.

Jetzt hatte sie ihre Eltern gefunden; er konnte nur hoffen, dass das Wiedersehen so zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen war, dass sie geneigt war, ihm seinen Verrat zu verzeihen. Himmel, war er dumm gewesen!

Er ging zum Weg zurück, und seine Füße sanken in der weichen Laubschicht ein. Dumm, ihre Sturheit zu unterschätzen, dumm, nicht ehrlich gewesen zu sein, verbesserte er. Dumm, sie zur Geheimniskrämerei getrieben zu haben. Zu versuchen, sie in der Zukunft in Sicherheit zu behalten – nein, das war überhaupt nicht dumm gewesen, dachte er und zog eine Grimasse angesichts der Dinge, die er in den letzten Monaten gesehen und gehört hatte.

Er schob den herabhängenden Ast einer Weihrauchkiefer zur Seite und duckte sich dann mit einem Ausruf des Erschreckens, als etwas Schwarzes an seinem Kopf vorbeischoss.

Ein heiseres Kraak! verkündete, dass der Angreifer ein Rabe war. Ähnliche Rufe teilten ihm mit, dass sich auf den umliegenden Bäumen Verstärkung eingefunden hatte, und Sekunden später sauste das nächste schwarze Geschoss nur ein paar Zentimeter an seinem Ohr vorbei.

»Hey, verpiss dich!«, rief er aus, während er sich vor der nächsten Fliegerbombe duckte. Er befand sich offensichtlich in der Nähe eines Nestes, und das gefiel den Raben überhaupt nicht.

Der erste Rabe schwebte zum nächsten Versuch heran. Diesmal hieb er ihm den Hut zu Boden. Dieser Gruppenangriff machte ihn nervös, da der spürbare Hass in keinerlei Verhältnis zu der Größe seiner Gegner stand. Der nächste kam angeflogen, näherte sich im Tiefflug und verpasste Roger einen kräftigen Schlag, indem er mit seinen Krallen an seiner Rockschulter riss. Roger hob seinen Hut auf und ergriff die Flucht.

Hundert Meter weiter verlangsamte er zum Schritttempo und sah sich um. Die Vögel waren nicht zu sehen; also hatte er ihren Nistplatz hinter sich gelassen.

»Und wo ist Alfred Hitchcock, wenn man ihn braucht?«, brummte er vor sich hin und versuchte, das Gefühl der Gefahr abzuschütteln.

Seine Stimme wurde augenblicklich durch die dichte Vegetation gedämpft; es war, als spräche man in ein Kissen. Er atmete schwer, und sein Gesicht fühlte sich erhitzt an. Auf einmal schien es im Wald ganz still zu sein. Mit dem Ende des Rabengeschreis schienen auch alle anderen Vögel verstummt zu sein. Es war kein Wunder, dass die alten Schotten Raben für Unglücksbringer hielten; wenn er noch sehr lange hierblieb, dann würden all die alten Bräuche, die bislang nicht mehr als Merkwürdigkeiten für ihn gewesen waren, in seinen Gedanken fröhliche Urständ feiern.

Перейти на страницу:

Похожие книги