Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Es war, als erhöbe man seine Hand vom Pelz einer hübschen, roten Katze und sähe sich stattdessen unvermittelt Auge in Auge mit dem reglosen Blick eines Tigers. Roger konnte es sich nur knapp verkneifen, unwillkürlich einen Schritt zurückzutreten, und er dachte dabei, dass Claire nicht im Geringsten übertrieben hatte, als sie Jamie Fraser beschrieb.

»Ihr seid wohl Mr. MacKenzie«, sagte der Mann. Es war keine Frage. Die Stimme war tief, aber nicht laut; sie übertönte das Geräusch der raschelnden Blätter kaum, doch Roger hatte keine Schwierigkeiten, ihn zu hören.

»Der bin ich«, sagte er und trat einen Schritt vor. »Und Ihr seid … äh … Jamie Fraser?« Er streckte seine Hand aus, ließ sie aber schnell wieder sinken. Zwei Augenpaare ruhten kalt auf ihm.

»Der bin ich«, sagte der rothaarige Mann. »Ihr kennt mich?« Der Ton der Frage war spürbar unfreundlich.

Roger holte tief Luft und verfluchte sein heruntergekommenes Aussehen. Er wusste nicht, wie ihn Brianna ihrem Vater beschrieben haben mochte, doch Fraser hatte offensichtlich etwas sehr viel Einnehmenderes erwartet.

»Na ja, Ihr – seht Eurer Tochter ziemlich ähnlich.«

Der junge Mann schnaubte laut, doch Fraser würdigte ihn keines Blickes.

»Und was habt Ihr mit meiner Tochter zu tun?« Fraser bewegte sich zum ersten Mal und trat aus dem Schatten der Bäume heraus. Nein, Claire hatte nicht übertrieben. Er war groß, sogar noch ein paar Zentimeter größer als Roger.

Roger fühlte, wie sich ein Stich der Besorgnis unter seine Verwirrung mischte. Was zum Teufel hatte Brianna ihm erzählt? Sie konnte doch sicher nicht so wütend gewesen sein, dass – nun, das würde er in Ordnung bringen, wenn er sie sah.

»Ich bin gekommen, um Anspruch auf meine Frau zu erheben«, sagte er kühn.

In Frasers Augen veränderte sich etwas. Roger wusste nicht, was es war, doch es veranlasste ihn, seinen Hut fallen zu lassen und seine Hände instinktiv ein Stück zu heben.

»Oh, nein, das seid Ihr nicht.« Es war der Junge, der gesprochen hatte, in einem seltsamen Tonfall der Genugtuung.

Roger warf ihm einen Blick zu, und es alarmierte ihn noch mehr, die vorstehenden Fingerknöchel des Jungen weiß am Griff der Pistole zu sehen.

»Hallo, Vorsicht! Ihr wollt doch nicht, dass das Ding zufällig losgeht«, sagte er.

Der junge Mann zog verächtlich die Lippe hoch.

»Wenn es losgeht, dann wird es kein Zufall sein.«

»Ian.« Frasers Stimme blieb gleichmütig, doch die Pistole senkte sich zögernd. Der große Mann trat noch einen Schritt vor. Er blickte Roger gebannt an; seine Augen waren dunkelblau und schräg, und sie sahen Briannas verstörend ähnlich.

»Ich frage das nur einmal, und ich will die Wahrheit hören«, sagte er ganz milde. »Habt Ihr meine Tochter entjungfert?«

Roger spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, als eine warme Flut von seiner Brust bis zum Haaransatz hochspülte. Himmel, was hatte sie ihrem Vater erzählt? Und um Himmels willen, warum? Das Letzte, was er vorzufinden erwartet hatte, war ein wutentbrannter Vater, der sich vorgenommen hatte, die Ehre seiner Tochter zu rächen.

»Es ist … äh … also, es ist nicht so, wie Ihr denkt«, platzte er heraus. »Ich meine, wir … also … wir hatten vor …«

»Ja oder nein?« Frasers Gesicht war keinen halben Meter von ihm entfernt und völlig ausdruckslos, nur tief in seinen Augen brannte etwas Undefinierbares.

»Hört mir zu – ich – verdammt, ja! Sie wollte –«

Fraser boxte ihn knapp unter die Rippen.

Roger knickte in der Hüfte ein, stolperte rückwärts und schnappte nach Luft. Es schmerzte nicht – noch nicht –, doch er hatte die Kraft des Hiebes bis in seine Wirbelsäule gespürt. In der Hauptsache empfand er Erstaunen, versetzt mit Wut.

»Halt«, sagte er und versuchte, genug Luft zum Reden einzuatmen. »Halt! In Gottes Namen, ich habe doch gesagt, ich –«

Fraser schlug erneut zu, seitlich gegen seinen Kiefer. Diesmal tat es weh, ein gewaltiger Schlag, der ihm die Haut aufschürfte und seinen Kiefer pochen ließ. Roger fuhr zurück, und seine Angst verwandelte sich rapide in blinde Wut. Der verdammte Mistkerl versuchte, ihn umzubringen.

Fraser holte erneut aus, verfehlte ihn aber, weil Roger sich duckte und herumfuhr. Na dann, zum Teufel mit dem Familienfrieden!

Er trat einen Riesenschritt zurück und fuhr schulterzuckend aus seinem Rock. Zu seiner Überraschung verfolgte Fraser ihn nicht, sondern stand nur da, die Fäuste an den Seiten, und wartete.

Das Blut trommelte in Rogers Ohren, und er hatte nur noch Augen für Fraser. Wenn der Kerl einen Kampf wollte, dann sollte er eben einen bekommen.

Roger ging etwas in die Knie, Hände erhoben und bereit. Er hatte sich überrumpeln lassen, doch so würde man ihn nicht noch einmal erwischen. Er war kein Schlägertyp, doch er hatte schon so manche Kneipenrauferei hinter sich. Von ihrer Größe und Reichweite her passten sie gut zusammen, und er war über fünfzehn Jahre jünger als der Mann.

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