Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ich konnte spüren, wie die Wut knapp unter seiner Haut brodelte. Völlig verständlich, doch Wut ist so flüchtig wie Kerosin – das man unter Druck in Flaschen gefüllt hat, ohne ein Ziel, auf das man es loslassen könnte. Ein unvorsichtiges Wort meinerseits konnte schon ausreichen, um eine Explosion auszulösen. Und wenn sie mir um die Ohren flog, würde ich entweder in Tränen ausbrechen oder ihm an die Kehle gehen – meine eigene Stimmung war alles andere als stabil.

Wir wanderten ziemlich lange, zwischen den Bäumen hindurch bis zu dem toten Maisfeld, an dessen Rand entlang und zurück, und bewegten uns die ganze Zeit auf leisen Sohlen durch ein Minenfeld des Schweigens.

»Jamie«, sagte ich schließlich, als wir am Rand des Feldes ankamen, »was hast du mit deinen Händen gemacht?«

»Was?« Er fuhr erschrocken zu mir herum.

»Deine Hände.« Ich fing eine von ihnen auf und nahm sie zwischen meine eigenen. »So verletzt man sich nicht beim Schornsteinmauern.«

»Ah.« Er blieb still stehen und ließ mich die geschwollenen Knöchel seiner Hand berühren.

»Brianna«, sagte er. »Sie – sie hat dir nichts von dem Mann erzählt? Hat sie dir seinen Namen gesagt?«

Ich zögerte – und war verloren. Er kannte mich sehr gut.

»Sie hat ihn dir gesagt, oder?« In seiner Stimme drohte Gefahr.

»Ich musste ihr versprechen, ihn dir nicht zu sagen«, platzte ich heraus. »Ich habe ihr gesagt, dass du merken würdest, dass ich etwas vor dir verberge; aber Jamie, ich hab’s versprochen – zwing mich bitte nicht, ihn dir zu sagen!«

Er schnaubte wieder, von halb belustigtem Abscheu erfüllt.

»Aye, ich kenne dich gut, Sassenach; du könntest nichts vor irgendjemandem geheim halten, der dich auch nur im Geringsten kennt. Sogar unser kleiner Ian kann dich lesen wie ein Buch.«

Er winkte ab.

»Belaste dein Gewissen nicht. Sie soll es mir selbst sagen, wenn sie will.« Seine verletzte Hand krümmte sich langsam auf seinem Kilt, und ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken.

»Deine Hände«, sagte ich noch einmal.

Er holte tief Luft und hielt sie mit dem Handrücken nach oben vor sich. Er spannte sie langsam an.

»Erinnerst du dich, Sassenach, als wir uns anfangs kennengelernt haben? Dougal hat mich so gereizt, dass ich dachte, ich müsste auf ihn loshämmern, doch zu dem Zeitpunkt konnte ich es nicht. Du hast mir gesagt, ›Schlag auf irgendetwas ein, dann geht’s dir besser‹.« Er lächelte mich schief und ironisch an. »Und ich habe gegen einen Baum geschlagen. Es hat weh getan, aber du hattest recht, nicht wahr? Es ging mir besser, zumindest fürs Erste.«

»Oh.« Ich atmete auf, erleichtert, dass er nicht vorhatte, weiter in mich zu dringen. Sollte er doch warten; ich bezweifelte, dass ihm schon aufgegangen war, dass seine Tochter genauso stur sein konnte, wie er selbst war.

»Hat sie – hat sie dir erzählt, was passiert ist?« Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, doch das Zögern in seiner Stimme war unüberhörbar. »Ich meine –« Er holte mit einem kräftigen Zischen Luft. »Hat der Mann ihr weh getan?«

»Nein, nicht körperlich.«

Ich zögerte meinerseits und bildete mir ein, ich könnte das Gewicht des Ringes in meiner Tasche spüren, obwohl das natürlich nicht stimmte. Brianna hatte mich nur gebeten, Bonnets Namen für mich zu behalten, doch ich würde Jamie auch die Details nicht weitersagen, die sie mir erzählt hatte, es sei denn, er fragte danach. Und ich glaubte nicht, dass er fragen würde; es war das Letzte, was er hören wollte.

Er fragte nicht; murmelte nur auf Gälisch vor sich hin und ging mit gesenktem Kopf weiter.

Nachdem die Stille einmal gebrochen war, stellte ich fest, dass ich sie nicht mehr ertragen konnte. Besser, zu explodieren als zu ersticken. Ich nahm meine Hand von seinem Arm.

»Was denkst du gerade?«

»Ich frage mich – ob es genauso schlimm ist – vergewaltigt zu werden … wenn es – wenn es nicht … wenn man nicht … verletzt wird.« Er zuckte unruhig mit den Schultern, als wäre ihm sein Rock zu eng.

Ich wusste genau, woran er dachte. Das Gefängnis von Wentworth und die verblichenen Narben, die seinen Rücken überzogen, ein Netz aus furchtbaren Erinnerungen.

»Schlimm genug, schätze ich«, sagte ich. »Obwohl ich denke, dass du recht hast, es ist vielleicht einfacher zu ertragen, wenn man keine körperlichen Spuren davonträgt. Andererseits trägt sie eine«, fühlte ich mich verpflichtet hinzuzufügen. »Und zwar eine ziemlich unübersehbare, was das angeht!« Seine rechte Hand rollte sich an seiner Seite ein und ballte sich unwillkürlich.

»Aye, das stimmt«, brummte er. Er sah mich unsicher an, und das Licht des Halbmondes vergoldete die Flächen seines Gesichtes. »Aber trotzdem – er hat ihr nicht weh getan, das ist immerhin etwas. Wenn er es getan hätte … dann wäre der Tod viel zu gut für ihn«, schloss er abrupt.

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