Ich atmete mit der Andeutung eines Lachens aus.
»Nein, das ist es nicht«, versicherte ich ihm. »Aber –« Es schnürte mir die Kehle zu, und ich schluckte hastig, denn ich musste die Worte herausbringen.
»Ich – ich sage es nicht oft. Vielleicht liegt es nur daran, dass man mir nicht beigebracht hat, solche Dinge zu sagen; ich habe ja bei meinem Onkel gelebt, und er war sehr gefühlvoll, aber nicht – na ja, ich wusste nicht, wie Verheiratete –«
Er legte seine Hand leicht über meinen Mund, und der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen. Einen Moment später entfernte er sie.
Ich holte tief Luft und kräftigte meine Stimme.
»Hör mal, was ich sagen will, ist – wenn ich es nicht sage, woher
Er stand regungslos da und sah mich an, dann nickte er zustimmend.
»Ich weiß es, weil du hier bist, Sassenach«, sagte er. »Und das ist es, was du meinst, aye? Dass er ihr gefolgt ist – dieser Roger. Und dass seine Liebe also vielleicht groß genug ist?«
»Es ist keine Sache, die man nur freundschaftshalber macht.«
Er nickte erneut, doch ich zögerte, denn ich wollte ihm mehr sagen, wollte ihm die Bedeutung dieses Schrittes eindringlich klarmachen.
»Ich habe dir nie viel davon erzählt, weil – es keine Worte dafür gibt. Aber eines könnte ich dir darüber sagen, Jamie –« Ich erschauerte unwillkürlich, und es lag nicht an der Kälte. »Nicht jeder, der durch die Steine geht, kommt auch wieder heraus.«
Sein Blick wurde schärfer.
»Woher weißt du das, Sassenach?«
»Ich kann – konnte – sie hören. Ihre Schreie.«
Jetzt zitterte ich hemmungslos, von einer Mischung aus Kälte und Erinnerungen geschüttelt, und er fing meine Hände zwischen den seinen ein und zog mich an sich. Der Herbstwind klapperte in den Ästen der Weiden am Bach, ein Geräusch wie von trockenen, nackten Knochen. Er hielt mich fest, bis das Zittern aufhörte, dann ließ er mich los.
»Es ist kalt, Sassenach. Komm nach drinnen.« Er wandte sich dem Haus zu, doch ich legte meine Hand auf seine Schulter, um ihn noch einmal anzuhalten.
»Jamie?«
»Aye?«
»Soll ich – hättest du – muss ich es sagen?«
Er drehte sich um und sah zu mir herab. Das Mondlicht, das ihn von hinten erleuchtete, verlieh ihm einen Heiligenschein, doch seine Gesichtszüge waren jetzt wieder dunkel.
»Nein, das musst du nicht.« Seine Stimme war sanft. »Aber es würde mir nichts ausmachen, wenn du es gern sagen würdest. Ab und zu. Nicht zu oft, versteh mich nicht falsch; es wäre schade, wenn es aufhören würde, etwas Besonderes zu sein.« Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören und musste einfach ebenfalls lächeln, egal, ob er es sehen konnte oder nicht.
»Aber ab und zu wäre es nicht schlimm?«
»Nein.«
Ich trat dicht an ihn heran und legte meine Hände auf seine Schultern.
»Ich liebe dich.«
Er sah einen langen Moment zu mir herunter.
»Das freut mich, Claire«, sagte er und berührte mein Gesicht. »Sehr. Komm jetzt ins Bett; ich wärme dich.«
Kapitel 48
Fern in einer Krippe
Der kleine Stall befand sich in einer niedrigen Höhle unter einem felsigen Überhang und war an der Vorderseite mit ungeschälten Zedernstämmen verschlossen, die einen halben Meter tief in der festgestampften Erde versenkt waren, stabil genug, um auch dem entschlossensten Bären Widerstand zu leisten. Licht strömte durch die obere Hälfte der Stalltür, und rötlicher, lichterfüllter Rauch waberte schimmernd an den darüberliegenden Felsen hoch und lief so hell wie Wasser über den Stein.
»Wozu die unterteilte Tür?«, hatte sie gefragt. Sie sah nach viel Mühe aus, ein unangemessener Luxus für ein so roh zusammengezimmertes Bauwerk.
»Man muss den Viechern doch eine Aussicht bieten«, hatte ihr Vater gesagt, während er ihr zeigte, wie man die Türangeln aus Lederbändern fest und glatt um das gerundete Holz zog. Er kniete über dem halbfertigen Tor, griff nach dem Hammer, um das Leder festzunageln, und lächelte sie an. »Dann sind sie glücklich, verstehst du?«
Sie wusste nicht, ob die Tiere in dem Stall glücklich waren, doch sie war es. Es war dort kühl und schattig, roch durchdringend nach Stroh und dem Dung von Grasfressern, und am Tag, wenn seine Bewohner draußen weideten, war er ein friedlicher Zufluchtsort. Bei schlechtem Wetter oder in der Nacht bildete der kleine Holzverschlag ein warmes Nest; einmal war sie nach Einbruch der Dunkelheit so nah daran vorbeigegangen, dass sie den sanften, nebligen Atem der Tiere durch die Lücke zwischen Fels und Holz aufsteigen sah, als atmete die Erde selbst durch halb geöffnete Lippen, warm und schläfrig in der herbstlichen Kälte.
Heute Nacht war es kalt. Die Sterne glänzten wie Nadelspitzen in der harten, klaren Luft.
Vom Haus aus hatte sie nur fünf Minuten zu gehen, doch als Brianna die Stalltür erreichte, zitterte sie unter ihrem Umhang vor Kälte. Das Licht, das nach außen drang, kam nicht nur von einer Hängelaterne, sondern auch von einem kleinen, provisorischen Ofen, der Licht und Wärme für die Nachtwache spendete.