Er wand sich krampfhaft, riss an seinen Handgelenken, die Zähne vor Schmerz zusammengebissen. Das Deck kam schnaubend unter ihm zum Halten, und er wurde fest zu Boden gedrückt.
Er übergab sich erneut, doch sein Magen war leer. Er würgte, und mit jedem Krampf scheuerten sich seine Rippen an den in Segeltuch gehüllten Bündeln, auf denen er lag. Keine Segel; kein Zwischendeck. Nicht die
Das Pferd ging noch ein paar stoßende Schritte weiter und kam dann zum Halten. Es erklang Stimmengemurmel, Hände fummelten an ihm herum, dann wurde er unsanft heruntergezogen und auf seine Füße geworfen. Er fiel sofort zu Boden, denn er konnte weder stehen noch seinen Fall bremsen.
Er lag halb zusammengekauert auf dem Boden und konzentrierte sich auf seine Atmung. Ohne das Geschüttel war es einfacher. Niemand störte sich an ihm, und nach und nach wurde er sich seiner Umgebung bewusst.
Dieses Bewusstsein war nicht besonders hilfreich. Unter seiner Wange waren feuchte Blätter, kühl und nach süßlicher Fäule duftend. Vorsichtig öffnete er das Auge einen Spaltbreit. Himmel über ihm, eine unmögliche, tiefe Farbe irgendwo zwischen Blau und Lila. Das Geräusch von Bäumen, Wasserrauschen in der Nähe.
Alles schien sich langsam, mit schmerzender Intensität um ihn zu drehen. Er schloss die Augen und presste seine Hände flach auf den Boden.
Er hatte eine große, empfindliche Beule hinter dem einen Ohr, eine weitere am Hinterkopf, und er verspürte einen Schmerz, der seine Schläfen pochen ließ; ein harter Schlag hatte ihn getroffen – doch wann? Hatten die Schläge irgendwelche Blutgefäße in seinem Gehirn verletzt, ihm die Sprache geraubt? Er öffnete seine Augen ganz und wälzte sich – mit unendlicher Vorsicht – auf den Rücken.
Ein quadratisches, braunes Gesicht blickte auf ihn herab, ohne einen besonderen Ausdruck des Interesses zu zeigen, und wandte sich dann wieder dem Pferd zu, um das sich der Mann gerade kümmerte.
Das Ächzen von Planken und der Geruch des Kielraumes. Blendendes Sonnenlicht durch Glasscheiben. Bonnets Gesicht und Walatem im Nebel und ein kleiner Junge namens … namens …
Im Dunkeln verschränkte Hände und Hopfengeruch.
Brianna. Kalter Schweiß lief ihm über die Wangen, und seine Kiefermuskeln waren so angespannt, dass es schmerzte. Die Bilder hüpften in seinem Kopf herum wie Flöhe. Ihr Gesicht, ihr Gesicht, er durfte es nicht loslassen!
Nicht sanft, kein sanftes Gesicht. Eine tödlich gerade Nase und kalte, blaue Augen … nein, nicht kalt …
Eine Hand auf seiner Schulter riss ihn aus seiner gequälten Suche nach seinen Erinnerungen in die viel zu unmittelbare Gegenwart zurück. Es war ein Indianer mit einem Messer in der Hand. Betäubt vor Verwirrung, starrte Roger den Mann einfach nur an.
Der Indianer, ein Mann mittleren Alters mit einem Knochen in seinem hochgekämmten Haar und einer ernsten Ausstrahlung, ergriff Roger beim Haar und neigte seinen Kopf kritisch vor und zurück. Rogers Verwirrung verdampfte, als ihm der Gedanke kam, dass er im Begriff war, so, wie er dasaß, skalpiert zu werden.
Er warf sich rückwärts, holte mit den Füßen aus und erwischte den Indianer an den Knien. Der Mann ging mit einem Aufschrei der Überraschung zu Boden, und Roger drehte sich um, sprang stolpernd auf und lief um sein Leben.
Er rannte mit gespreizten Beinen wie eine betrunkene Spinne und stolperte auf die Bäume zu. Schatten, Zuflucht. Hinter ihm erschollen Rufe und das Geräusch schneller Füße, die tote Blätter um sich streuten. Dann riss ihm etwas die Füße weg, und er fiel mit einem markerschütternden Knall kopfüber zu Boden.
Sie hatten ihn auf den Beinen, noch ehe er wieder Luft bekam. Sinnlos, sich zu wehren; sie waren zu viert einschließlich des Mannes, den Roger umgeworfen hatte. Dieser trat jetzt auf sie zu, humpelnd, das Messer immer noch in der Hand.