Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Erst, als er sich wieder dem Feuer zuwandte, folgte der schlichten Erleichterung ein Ausbruch so purer und blinder Wut, dass sie sowohl seinen Schmerz als auch seine Furcht wegbrannte. Auf seinem rechten Handgelenk war ein schwarzer, ovaler Fleck – ein Daumenabdruck, so deutlich und spottend wie eine Signatur.

»Himmel«, sagte er ganz leise. Die Wut brannte ihm heiß und schwer in der Magengrube. Er konnte ihren säuerlichen Geschmack in seinem Mund schmecken. Er blickte hinter sich den Abhang hinab, ohne zu wissen, ob er in die Richtung von Fraser’s Ridge sah oder nicht.

»Warte auf mich, du Schuft«, sagte er vor sich hin. »Alle beide – wartet auf mich. Ich komme wieder.«

Allerdings nicht sofort. Die Indianer gestatteten ihm mitzuessen – eine Art Eintopf, den sie trotz seiner fast kochenden Temperatur mit den Fingern aßen –, schenkten ihm aber ansonsten keine Beachtung. Er versuchte es auf Englisch, Französisch – sogar mit den paar Brocken Deutsch, die er kannte, bekam aber keine Antwort.

Sie fesselten ihn, als sie sich zum Schlafen niederlegten; sie banden ihm die Knöchel zusammen und legten ihm eine Schlinge um den Hals, deren anderes Ende sich einer seiner Bewacher um das Handgelenk band. Ob aus Gleichgültigkeit oder weil es keine gab, jedenfalls gaben sie ihm keine Decke, und er verbrachte die Nacht zitternd, so nah an das schwindende Feuer gedrängt, wie es möglich war, ohne dass er sich strangulierte.

Er hatte nicht geglaubt, dass er in der Lage sein würde zu schlafen, doch er tat es dennoch, vom Schmerz erschöpft. Aber es war ein unruhiger Schlaf, der mit gewalttätigen, bruchstückhaften Träumen angefüllt war und ständig unterbrochen wurde, weil er die Illusion hatte, erwürgt zu werden.

Am Morgen brachen sie wieder auf. Von Reiten war diesmal keine Rede; er lief, und zwar so schnell er konnte; man ließ ihm die Schlinge lose um den Hals hängen, doch ein kurzes Seil verband seine Hände mit dem Zaumzeug eines der Pferde. Er stolperte und fiel mehrmals hin, schaffte es aber, trotz seiner Prellungen und Muskelschmerzen immer wieder, auf die Beine zu krabbeln. Er hatte ganz klar den Eindruck, dass sie ihn ohne weiteres hinter sich herschleifen würden.

Sie hielten sich in etwa in Richtung Norden, das konnte er an der Sonne ablesen. Nicht, dass es ihm großartig weiterhalf, denn er hatte keine Ahnung, von wo sie aufgebrochen waren. Doch sie konnten noch nicht weit von Fraser’s Ridge entfernt sein; er konnte nicht mehr als ein paar Stunden bewusstlos gewesen sein. Er blickte auf die mahlenden Hufe des Pferdes neben ihm und versuchte, seine Geschwindigkeit zu schätzen. Nicht mehr als zwei oder drei Meilen pro Stunde; er konnte ohne große Anstrengung mithalten.

Landschaftsmerkmale. Es war nicht zu sagen, wohin sie ihn bringen wollten – oder warum –, doch wenn er jemals zurückkehren wollte, dann musste er sich das Aussehen des Terrains einprägen, durch das sie kamen.

Ein Felsenkliff, vielleicht fünfzehn Meter hoch und mit struppigen Pflanzen bewachsen, ein verkrümmter Dattelpflaumenbaum, der aus einer Felsspalte herausragte wie eine vorspringende Matratzenfeder, mit leuchtend orangen Troddeln übersät.

Sie gelangten auf einen Bergkamm mit einem atemberaubenden Blick auf die fernen Berge; drei steile Gipfel, vor dem flammenden Himmel zusammengedrängt, der linke höher als die beiden anderen. Das konnte er sich merken. Ein Bach – ein Fluss? –, der durch eine kleine Schlucht stürzte; sie trieben die Pferde durch eine flache Furt, und Roger wurde bis zur Taille mit Eiswasser durchnässt.

Ihre Reiseroutine blieb tagelang unverändert, immer weiter nordwärts. Seine Bewacher sprachen nicht mit ihm, und am vierten Tag erkannte er, dass er dabei war, den Überblick über die Zeit zu verlieren, und in eine traumähnliche Trance fiel, von seiner Müdigkeit und der Stille der Berge überwältigt. Er zog sich einen langen Faden aus dem Rocksaum und begann, ihn zu verknoten, einen Knoten für jeden Tag, sowohl als schwachen Kontakt mit der Wirklichkeit als auch als grobe Methode, die zurückgelegte Entfernung abzuschätzen.

Er würde zurückgehen. Wie auch immer, er würde nach Fraser’s Ridge zurückgehen.

Am achten Tag bekam er seine Gelegenheit. Jetzt waren sie tief im Gebirge. Tags zuvor hatten sie einen Pass überquert und waren einen steilen Hang hinabgestiegen. Die Ponys hatten ängstlich gewiehert und das Tempo verlangsamt, um jeden Schritt vorsichtig abzufangen, während sich die Ladung auf ihren Sätteln ächzend verschob.

Jetzt ging es wieder bergauf, und die Ponys verlangsamten ihre Schritte noch weiter, als der Weg steil in die Höhe ging. Roger konnte etwas an Boden gewinnen und das Pony einholen. Er klammerte sich an das Sattelzeug und ließ sich von dem zähen, kleinen Tier mitziehen.

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