Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Die Indianer waren abgestiegen. Sie liefen und führten ihre Ponys. Er warf einen genauen Blick auf den langhaarigen, schwarzen Skalp am Rücken des Kriegers, der das Pony führte, an das sich Roger klammerte. Mit einer Hand hielt er sich fest; die andere war damit beschäftigt, unter einer herabhängenden Segelleinenfalte den Knoten aufzuzupfen, der ihn an das Sattelzeug band.

Strähne um Strähne löste sich das Hanfseil, bis ihn nur noch ein einzelner Faden mit dem Pony verband. Er wartete, während ihm vor Angst und von der Anstrengung des Kletterns der Schweiß die Rippen heruntertropfte, verwarf eine Gelegenheit nach der anderen, sorgte sich von Augenblick zu Augenblick mehr, dass es zu spät war, dass sie anhalten würden, um das Nachtlager aufzuschlagen, dass der Krieger, der sein Pony führte, sich umdrehen und ihn sehen würde, auf die Idee kommen würde, seine Fesseln zu überprüfen.

Doch sie hielten nicht an, und der Krieger drehte sich nicht um. Da, dachte er, und sein Herz schlug schnell, als er sah, wie das erste Pony aus der Reihe trat und auf einen schmalen Wildwechsel einschwenkte, der den Abhang durchschnitt. Unterhalb des Pfades fiel der Boden steil ab und begradigte sich zwei Meter tiefer wieder. Darunter lag ein dichtbewaldeter Abhang, der ideal zum Verstecken war.

Ein Pony, dann das nächste, überwand das enge Wegstück und setzte dabei die Hufe mit geradezu übertriebener Vorsicht auf. Ein drittes, und jetzt war Roger an der Reihe. Er presste sich nah an die Flanke des Ponys und atmete dessen süßen, durchdringenden Schweißgeruch ein. Ein Schritt, dann noch einer, und sie waren auf dem engen Pfad.

Er riss das Seil durch und sprang. Er landete mit einem Ruck und ging halb in die Knie, sprang auf und rannte bergab. Er verlor seine Schuhe und ließ sie liegen. Er überquerte spritzend einen kleinen Bach, krabbelte auf Händen und Knien am Ufer hoch, arbeitete sich auf seine Beine hoch und lief weiter, noch bevor er richtig stand.

Er hörte Rufe hinter sich, dann Stille, wusste aber, dass er verfolgt wurde. Er war außer Atem; ihnen würde es genauso gehen.

Die Landschaft glitt in verschwommenen Flecken aus Laub und Felsen an ihm vorbei, als er den Kopf hin- und herdrehte, auf der Suche nach einem Ausweg, einem Versteck. Er entschied sich für einen Birkenhain, schoss hindurch, hinaus auf eine abfallende Wiese, taumelte abwärts über das schlüpfrige Gras und stieß sich die nackten Füße an Wurzeln und Steinen. Auf der anderen Seite nahm er sich eine Sekunde Zeit, um sich umzublicken. Zwei von ihnen; er sah ihre runden, dunklen Köpfe zwischen den Blättern.

Weiter in den nächsten Hain, wieder hinaus, im verrückten Zickzack durch ein Geröllfeld, schwer atmend. Eines hatte die verdammte Vergangenheit für ihn getan, dachte er grimmig, seine Atemkapazität verbessert. Dann hatte er keinen Raum mehr zum Denken – nur noch für die blinden Instinkte der Flucht.

Und weiter abwärts, ein krabbelnder Abstieg über die feuchte, rissige Oberfläche eines sieben Meter hohen Felsens, wobei er sich an den Pflanzen festhielt, an denen er halb vorbeifiel, Wurzeln, die sich lösten, Hände, die in Schlammlöchern versanken, Finger, die sich an unsichtbaren Steinen stießen. Er landete hart am Boden und bückte sich keuchend.

Einer von ihnen war direkt hinter ihm und kam rückwärts den Felsen heruntergeklettert. Er riss sich die Schlinge ab, die er immer noch um den Hals trug, und peitschte damit über die Hände des Indianers. Der Mann verlor den Halt; er ließ los, rutschte abwärts und landete schief. Roger warf ihm die Schlinge über den Kopf, versetzte ihr einen heftigen Ruck und floh. Der Mann blieb auf den Knien zurück, würgend, die Hände an dem Seil um seinen Hals.

Bäume. Er brauchte Deckung. Er sprang über einen umgestürzten Baumstamm, stolperte und überschlug sich, war wieder auf den Beinen und rannte. Bergauf, ein Fichtendickicht ein kleines Stück weiter droben. Hämmernden Herzens trat er fest mit den Füßen auf und erklomm den Abhang in großen Sätzen.

Er stürzte sich zwischen die Fichten, kämpfte sich durch eine Million Nadelstiche hindurch, blind, die Augen zum Schutz gegen die zuschlagenden Zweige geschlossen. Dann gab der Boden unter ihm nach, und er stürzte, während Himmel und Äste um ihn verschwammen.

Er blieb hängen, halb zusammengerollt, und es verschlug ihm den Atem; er hatte gerade so viel Verstand, um sich fester zusammenzurollen und weiterzukollern, prallte an Felsen und Baumschösslingen ab, löste einen Schauer aus Schmutz und Nadeln aus, polterte und purzelte abwärts.

Er kam donnernd in einem Gewirr von Holzstämmen zum Halten, blieb einen Augenblick hängen, glitt dann ganz hinab und landete mit einem dumpfen Aufprall. Schwindelig und blutend lag er einen Moment still, wälzte sich dann schmerzerfüllt auf die Seite und wischte sich den Schmutz und das Blut aus dem Gesicht.

Er blickte suchend auf. Da waren sie. Alle beide, an der Spitze des Abhangs. Sie kamen vorsichtig neben dem Felsvorsprung herunter, von dem er gefallen war.

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