Jede Bewegung hier unten würde oben das Laub schütteln und den Beobachtern seine Bewegungen punktgenau anzeigen. Das war ein grausiger Gedanke; zweifellos wussten sie, wo er sich jetzt befand, und warteten einfach nur seine nächste Bewegung ab. Die Himmelsflecken hatten die tiefblaue Farbe von Saphiren; es war immer noch Nachmittag. Also würde er die Dunkelheit abwarten, bevor er sich wieder in Bewegung setzte.
Mit auf der Brust verschränkten Händen zwang er sich dazu, sich auszuruhen, an irgendetwas jenseits seiner gegenwärtigen Lage zu denken. Brianna. An sie wollte er denken. Diesmal ohne die Wut und Verwirrung; dazu war jetzt nicht die Zeit.
Er wollte so tun, als wäre alles friedlich zwischen ihnen, so wie es in jener Nacht, ihrer Nacht gewesen war. Warm neben ihm in der Dunkelheit. Ihre Hände, so ungehemmt und neugierig, begierig auf seinem Körper. Die Großzügigkeit ihrer Nacktheit, die sie ihm freigiebig schenkte. Und seine vorübergehende, irrtümliche Überzeugung, dass mit der Welt alles für immer in Ordnung war. Nach und nach verebbte das Zittern, und er schlief ein.
Er erwachte irgendwann nach Mondaufgang; er konnte sehen, dass der Himmel von Helligkeit überflutet war, wenn auch nicht den Mond selbst. Er war steif und fror und hatte große Schmerzen. Und Hunger noch dazu, begleitet von fürchterlichem Durst. Na ja, wenn er sich nur aus diesem verfluchten Durcheinander befreien konnte, dann konnte er zumindest Wasser finden; Bäche waren überall in diesen Bergen. Er kam sich so ungeschickt vor wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken lag, und drehte sich um.
Eine Richtung war so gut wie die andere. Auf Händen und Knien machte er sich auf, schob sich durch Höhlungen, brach Äste ab, versuchte, so gut er konnte, sich geradeaus zu bewegen. Eine Möglichkeit ängstigte ihn mehr als der Gedanke an die Indianer; er konnte so leicht die Orientierung verlieren, während er sich blind durch dieses Labyrinth bewegte. Es konnte damit enden, dass er sich endlos im Kreis bewegte und für immer in der Falle saß. Die Geschichten über die Jagdhunde hatten jedes Element der Übertreibung verloren.
Irgendein kleines Tier rannte ihm über die Hand, und er fuhr auf und stieß sich den Kopf an den Zweigen über ihm. Er biss die Zähne zusammen und machte weiter, immer ein paar Zentimeter auf einmal. Grillen zirpten überall um ihn herum, und unzählige, leise Raschelgeräusche ließen ihn wissen, dass die Bewohner dieses Dickichts sein Eindringen nicht besonders schätzten. Er konnte nicht das Geringste sehen; es war fast pechschwarz hier unten. Doch ein Gutes hatte das Ganze: Die ständige Anstrengung erwärmte ihn; Schweiß biss in seine Kopfwunde und tropfte ihm vom Kinn.
Immer wenn er anhalten musste, um wieder zu Atem zu kommen, lauschte er auf einen Anhaltspunkt – entweder über seine eigene Position oder die seiner Verfolger –, doch er hörte nur gelegentlich einen Nachtvogel rufen, und um ihn herum raschelte das Laub. Er wischte sich mit dem Ärmel über das verschwitzte Gesicht und schob sich vorwärts.
Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, als er den Felsen fand. Oder ihn weniger fand, als dass er vielmehr kopfüber in ihn hineinprallte. Er taumelte rückwärts, hielt sich den Kopf und biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien.
Blinzelnd vor Schmerz, streckte er die Hand vor und fand das, woran er sich gestoßen hatte. Keinen Felsbrocken, einen Felsen mit flacher Oberfläche. Und zwar einen hohen; die harte Oberfläche erstreckte sich so hoch, wie er greifen konnte.
Er tastete seitwärts um den Felsen herum. Daneben wuchs ein dicker Stamm; seine Schultern klemmten in dem engen Zwischenraum. Er drehte sich und schob, wand sich und schoss schließlich vorwärts, wobei er das Gleichgewicht verlor und auf dem Gesicht landete.
Benommen erhob er sich erneut auf seine Hände – und stellte fest, dass er sie
Sein Kopf und seine Schultern ragten ins Freie. Nicht nur frei, sondern auch
Er stand an einer freien Stelle, einer Felsenwand gegenüber, die sich auf der anderen Seite einer kleinen Lichtung erhob. Und es war wirklich eine Lichtung; es wuchs nicht das Geringste in dem weichen Boden zu seinen Füßen. Erstaunt wandte er sich langsam um und atmete die kalte, scharfe Luft in tiefen Zügen.
»Lieber Gott im Himmel«, sagte er leise. Die Lichtung bildete ein grobes Oval, war von aufrechtstehenden Steinen umringt, und das eine Ende des Ovals wurde von der Felswand geschlossen. Die Steine waren in gleichmäßigen Abständen um den Kreis herum positioniert, ein paar von ihnen umgestürzt, ein paar andere durch den Druck der Wurzeln und Stämme hinter ihnen verschoben. Er konnte die dichte, schwarze Masse der Rhododendren sehen, die zwischen und über den Steinen aufragten, doch im Innenraum des Kreises wuchs keine einzige Pflanze.