Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Schätze nicht, dass sie glaubt, dass sie den Mann finden, um’s ehrlich zu sagen. Miss Jo, sie weiß einiges über die Indianer; wir haben alle Mr. Myers’ Geschichten über die Irokesen gehört.«

Es war frisch im Zimmer, doch Brianna brach an Haaransatz und Kinn der Schweiß aus.

»Außerdem«, fuhr Phaedre fort, während sie ein blaues Seidenband mit dem Zopf verwob, »kennt Miss Jo diesen Wakefield nicht. Vielleicht ist er ja kein guter Geschäftsmann. Besser – glaubt sie –, Euch mit einem Mann zu verheiraten, von dem sie weiß, dass er sich gut um ihre Plantage kümmert; sie vielleicht mit seiner eigenen zusammenschließt und ein wirklich großes Anwesen für Euch erschafft.«

»Ich will kein großes Anwesen! Und dieses Anwesen will ich auch nicht!« Panik folgte jetzt der Empörung.

Phaedre befestigte das Ende des Bandes in einer kleinen Schleife.

»Na ja, wie gesagt – es geht nicht so sehr darum, was Ihr wollt. Es geht darum, was Miss Jo will. Und jetzt wollen wir mal das Kleid anprobieren.«

Im Flur erklang ein Geräusch, und Brianna schlug hastig das Blatt ihres Skizzenblocks zu einer halbfertigen Kohlezeichnung des Flusses mit seinen Bäumen um. Doch die Schritte gingen vorbei, und sie entspannte sich und blätterte wieder zurück.

Sie arbeitete nicht daran; die Zeichnung war fertig. Sie wollte sie nur ansehen.

Sie hatte ihn im Dreiviertelprofil gezeichnet, den Kopf zum Zuhören umgewandt, während er seine Gitarrensaiten stimmte. Es war nicht mehr als eine Skizze, doch sie erfasste die Linien von Kopf und Körper mit einer Treffsicherheit, die von ihrer Erinnerung bestätigt wurde. Sie konnte sie ansehen und ihn dabei heraufbeschwören, ihn so nah heranholen, dass sie ihn fast berühren konnte.

Es gab andere; manche nur ein Durcheinander aus Klecksen, manche, die der Sache nahekamen. Ein paar, die, für sich betrachtet, gute Zeichnungen waren, denen es aber nicht gelang, den Mann hinter den Strichen einzufangen. Eine oder zwei wie diese hier, die sie benutzen konnte, um sich selbst an den langen, grauen Nachmittagen zu trösten, wenn das Licht zu verlöschen begann und die Feuer schwach brannten.

Das Licht verblasste gerade über dem Fluss, und das Wasser stumpfte von leuchtendem Silber zu einem sanfteren Zinnglänzen ab.

Es gab noch andere, Skizzen von Jamie Fraser, von ihrer Mutter, von Ian. Sie hatte aus Einsamkeit angefangen, sie zu zeichnen, und sah sie jetzt angstvoll an. Sie hoffte verzweifelt, dass diese Papierfragmente nicht die einzigen Überbleibsel der Familie waren, die sie nur so kurz gekannt hatte.

Um’s ehrlich zu sagen, schätze nicht, dass Miss Jo glaubt, dass sie den Mann finden … Miss Jo weiß einiges über Indianer.

Ihre Hände waren feucht; am Rand des Papiers verschmierte die Holzkohle. Sie hörte einen leisen Schritt genau vor der Tür des Salons und schloss augenblicklich ihr Buch.

Ulysses kam herein, eine brennende Wachskerze in der Hand, und begann, die Arme des großen Kandelabers zu entzünden.

»Du brauchst sie meinetwegen nicht alle anzuzünden.« Brianna sprach genauso aus dem Wunsch heraus, die stille Melancholie des Zimmers nicht zu stören, wie aus Bescheidenheit. »Die Dunkelheit stört mich nicht.«

Der Butler lächelte sacht und fuhr mit seiner Arbeit fort. Er berührte präzise jeden Docht, und sofort sprangen kleine Flammen auf, von Zauberhand herbeigerufene Flaschengeister.

»Miss Jo kommt bald herunter«, sagte er. »Sie kann die Flammen sehen – und das Feuer – und erkennt daran, wo sie sich im Zimmer befindet.«

Als er fertig war, blies er die Kerze aus, dann bewegte er sich auf den üblichen leisen Sohlen durch das Zimmer, während er die leichte Unordnung richtete, die die Gäste des Nachmittags hinterlassen hatten, und Holz auf das Feuer legte, dem er mit einem Blasebalg knisterndes Leben einhauchte.

Sie beobachtete ihn; die kleinen, präzisen Bewegungen seiner gepflegten Hände, seine vollständige Hingabe an die korrekte Plazierung der Whiskykaraffe und ihrer Gläser. Wie oft hatte er dieses Zimmer schon aufgeräumt? Jedes Möbelstück, jeden winzigen Dekorationsgegenstand wieder präzise an seinen Platz geschoben, so dass sich die Hand seiner Herrin ohne Umhertasten darauf senken konnte?

Ein ganzes Leben, das den Bedürfnissen eines anderen Menschen gewidmet war. Ulysses konnte sowohl Französisch als auch Englisch schreiben; konnte rechnen, konnte singen und Cembalo spielen. All diese Fähigkeiten, all dieses Wissen – allein zur Unterhaltung einer autokratischen, alten Dame eingesetzt.

»Komm« zu einem Mann zu sagen, und er kam, »Geh« zu einem anderen, und er ging. Ja, so ging es bei Jocasta.

Und wenn es nach Jocasta ging … würde dieser Mann Brianna gehören.

Diese Vorstellung war unverantwortlich. Schlimmer noch, sie war lächerlich! Brianna rutschte ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her und versuchte, sie zu verdrängen. Er bemerkte die leichte Bewegung und wandte sich fragend um, um nachzusehen, ob es an etwas fehlte.

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