Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Nein«, sagte er und musste husten, um seinen Hals vom Ruß zu befreien. »Nein, das werden sie nicht.«

Alexandre machte sich nicht die Mühe, ihm zu widersprechen. Bewegte sich nicht. Er saß nackt da, ohne die Kälte der Morgenluft zu beachten, und blickte empor. Schließlich senkte er seinen Blick und wandte Roger den Kopf zu.

»Könntet Ihr mir die Beichte abnehmen?«

»Ich bin doch kein Priester.« Roger kämpfte sich auf die Knie hoch und rutschte über den Boden, wobei er das Fell umständlich vor sich hielt. »Hier, Ihr erfriert noch. Deckt Euch damit zu.«

»Es spielt keine Rolle.«

Roger war sich nicht sicher, ob er meinte, es spielte keine Rolle, dass er fror, oder es spielte keine Rolle, dass Roger kein Priester war. Er legte eine Hand auf Alexandres nackte Schulter. Ob es eine Rolle spielte oder nicht, der Mann war eiskalt.

Roger setzte sich so dicht wie möglich neben Alexandre und breitete das Fell über sie beide. Er fühlte, wie ihm eine Gänsehaut an den Stellen ausbrach, wo ihn die eisige Haut des anderen Mannes berührte, doch es störte ihn nicht; er rückte näher, denn es drängte ihn, Alexandre etwas von seiner eigenen Wärme abzugeben.

»Euer Vater«, sagte Alexandre. Er hatte den Kopf gedreht; sein Atem streifte Rogers Gesicht, und seine Augen waren schwarze Löcher in seinem Gesicht. »Ihr habt mir erzählt, er sei Priester gewesen.«

»Pastor. Ja, aber ich nicht.«

Er spürte die abwinkende Geste des anderen Mannes mehr, als dass er sie sah.

»In Notlagen kann jeder Mensch das Amt eines Priesters erfüllen«, sagte Alexandre. Seine kalten Finger berührten kurz Rogers Oberschenkel. »Werdet Ihr mir die Beichte abnehmen?«

»Wenn es – ja, wenn Ihr es wünscht.« Es war ihm unangenehm, doch es konnte nicht schaden, und wenn es dem anderen Mann irgendwie half … Die Hütte und das Dorf vor der Tür lagen still um sie herum. Es erklang kein Geräusch bis auf den Wind in den Kiefern.

Er räusperte sich. Würde Alexandre anfangen, oder musste er zuerst etwas sagen?

Als wäre das Geräusch ein Signal gewesen, drehte sich der Franzose zu ihm um und senkte den Kopf, so dass das goldene Haar auf seinem Scheitel in sanftes Licht getaucht wurde.

»Segne mich, Bruder, denn ich habe gesündigt«, begann Alexandre leise. Und mit gesenktem Kopf, die Hände in seinem Schoß gefaltet, legte er seine Beichte ab.

Mit einer Huroneneskorte von Detroit ausgesandt, war er flussabwärts bis zur Siedlung Ste. Berthe de Ronvalle gereist, wo er den betagten Priester der Missionsstation ablösen sollte, dessen Gesundheit versagt hatte.

»Ich war dort glücklich«, sagte Alexandre in dem halb verträumten Tonfall, mit dem die Menschen von Ereignissen erzählen, die Jahrzehnte zurückliegen. »Es war mitten in der Wildnis, aber ich war jung und voll unverbrüchlicher Zuversicht. Strapazen waren mir willkommen.«

Jung? Der Priester konnte nicht viel älter sein als er selbst.

Alexandre zuckte mit den Achseln und schüttelte die Vergangenheit ab.

»Ich habe zwei Jahre bei den Huronen verbracht und viele von ihnen bekehrt. Dann habe ich eine Gruppe von ihnen nach Fort Stanwix begleitet, wo eine große Versammlung der Stämme der Region stattfand. Dort traf ich Kennyanisi-t’ago, einen Kriegshäuptling der Mohawk. Er hörte mich predigen, und da ihn der Heilige Geist anrührte, lud er mich ein, mit ihm in sein Dorf zurückzukehren.«

Die Mohawk waren berüchtigt für ihren Argwohn gegenüber der Bekehrung; es war ihm wie eine vom Himmel gesandte Gelegenheit vorgekommen. Also war Père Alexandre in Begleitung von Kennyanisi-t’ago und seinen Kriegern per Kanu den Fluss hinabgefahren.

»Das war meine erste Sünde«, sagte er. »Stolz.« Er hob einen Finger in Rogers Richtung, als wollte er vorschlagen, dass dieser mitzählte. »Doch Gott war mit mir.« Die Mohawk hatten während des letzten französischen Indianerkrieges aufseiten der Engländer gestanden und waren dem jungen, französischen Priester gegenüber mehr als misstrauisch gewesen. Er hatte sich nicht entmutigen lassen und die Mohawksprache gelernt, um in ihrer eigenen Sprache zu ihnen predigen zu können.

Es war ihm gelungen, eine Anzahl der Dorfbewohner zu bekehren, aber längst nicht alle. Allerdings hatte sich der Kriegshäuptling unter den Bekehrten befunden, so dass er vor Übergriffen geschützt war. Unglücklicherweise nahm der Sachem des Dorfes Anstoß an seinem Einfluss, und es herrschte eine fortgesetzte Spannung zwischen den Christen und den Nichtchristen im Dorf.

Der Priester leckte sich die trockenen Lippen, dann hob er den Wasserkrug hoch und trank.

»Und dann«, sagte er und holte tief Luft. »Dann habe ich meine zweite Sünde begangen.«

Er hatte sich in eine der von ihm Bekehrten verliebt.

»Hattet Ihr schon einmal mit einer Frau –?« Roger würgte die Frage ab, doch Alexandre antwortete schlicht und ohne Zögern.

»Nein, noch nie.« Es lag ein Hauch, beinahe ein Lachen, von bitterer Selbstironie darin. »Ich hatte geglaubt, ich wäre dieser Versuchung gegenüber immun. Doch der Mensch ist schwach im Angesicht von Satans fleischlichen Verlockungen.«

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