Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Er griff in die Brusttasche seines Rockes, zog den Opal heraus und ließ ihn in meine Hand fallen.

»Am besten nimmst du ihn, Sassenach. Aber ich denke, du solltest ihn niemandem zeigen.«

»Wie merkwürdig.« Ich sah auf den Stein herunter, dessen spiralförmiger Petroglyph farbig schimmerte. »Also hatte er eine Bedeutung für sie.«

»Oh ja«, versicherte er mir. »Ich könnte nicht sagen, welche, aber was auch immer es gewesen ist, sie waren nicht besonders glücklich darüber. Der Kriegshäuptling wollte wissen, wo ich ihn herhatte, und ich habe ihnen gesagt, du hättest ihn gefunden. Daraufhin haben sie sich etwas zurückgenommen, aber sie waren wie ein Kessel kurz vor dem Überkochen.«

»Warum willst du, dass ich ihn nehme?« Der Stein war warm von seinem Körper und fühlte sich in meiner Hand glatt und angenehm an. Mein Daumen fuhr automatisch wieder und wieder an der spiralförmigen Gravur entlang.

»Wie gesagt, sie sind erschrocken, als sie ihn gesehen haben – und dann wurden sie wütend. Ein oder zwei sahen aus, als wollten sie auf mich einschlagen, aber sie haben sich zurückgehalten. Ich habe sie eine Zeitlang beobachtet, den Stein in der Hand, und dabei ist mir klargeworden, dass sie Angst davor hatten; dass sie mich nicht anrühren würden, solange ich ihn hatte.«

Er streckte die Hand aus und schloss meine Faust um den Stein.

»Halt ihn bei dir. Sollte sich eine Gefahr ergeben, hol ihn hervor.«

»Es ist doch viel wahrscheinlicher, dass du in Gefahr gerätst«, protestierte ich und versuchte, ihm den Stein zurückzugeben.

Doch er schüttelte den Kopf, und seine Haarspitzen hoben sich im Wind.

»Nein, nicht mehr jetzt, wo sie von dem Whisky wissen. Sie würden mir niemals etwas antun, solange sie nicht gehört haben, wo er ist.«

»Aber warum sollte mir Gefahr drohen?« Diese Vorstellung war beunruhigend; die Frauen waren zurückhaltend, aber nicht feindselig gewesen, und die Männer des Dorfes hatten mich mehr oder weniger ignoriert.

Er runzelte die Stirn und sah zum Dorf herunter. Von hier aus war kaum etwas zu sehen außer den äußeren Palisaden und den Rauchsäulen aus den unsichtbaren Langhäusern, die über ihnen aufschwebten.

»Ich kann es nicht sagen, Sassenach. Nur, dass ich schon lange Jäger bin – und schon gejagt worden bin. Du weißt, wie die Vögel aufhören zu singen und Stille im Wald herrscht, wenn etwas Ungewohntes in der Nähe ist?«

Er nickte zum Dorf hinüber, den Blick gebannt auf den Rauchwirbel gerichtet, als könnte eine Gestalt daraus hervorkommen.

»Hier herrscht eine solche Stille. Es geht etwas vor, das ich nicht sehen kann. Ich glaube nicht, dass es etwas mit uns zu tun hat – und doch … ist mir unwohl«, schloss er abrupt. »Und ich lebe schon zu lange, um ein solches Gefühl einfach so abzutun.«

Ian, der nach kurzer Zeit am Treffpunkt zu uns stieß, schloss sich dieser Meinung an.

»Aye, es ist, als ob man den Rand eines Fischernetzes festhält, das unter Wasser ist«, sagte er stirnrunzelnd. »Man kann das Gezappel in den Fingern spüren, und man weiß, dass da Fische sind – aber man kann nicht sehen, wo.« Der Wind zerzauste sein dichtes, braunes Haar; wie üblich war es halb geflochten, und einzelne Strähnen lösten sich. Er strich sich eine davon geistesabwesend hinter sein Ohr.

»Irgendetwas geht bei den Leuten vor sich; irgendeine Zwistigkeit, glaube ich. Und irgendetwas ist letzte Nacht im Haus des Rates passiert. Emily weigert sich, mir zu antworten, wenn ich sie danach frage; sie wendet nur den Blick ab und sagt, dass es nichts mit uns zu tun hat. Ich glaube aber schon, irgendwie.«

»Emily?« Jamie zog eine Augenbraue hoch, und Ian grinste.

»So nenne ich sie kurz«, sagte er. »Eigentlich heißt sie Wakyo’teyehsnonhsa; das heißt Die-mit-den-Händen-arbeitet. Sie kann ausgezeichnet schnitzen, unsere Emily. Wollt ihr sehen, was sie für mich gemacht hat?« Er griff in seinen Beutel und brachte stolz einen winzigen Otter zum Vorschein, der aus weißem Speckstein geschnitten war. Das Tier stand hellwach da, den Kopf erhoben und zu jedem Streich bereit; ich musste einfach lächeln, als ich es ansah.

»Sehr hübsch.« Jamie begutachtete die Schnitzerei anerkennend und strich über den geschwungenen Körper. »Das Mädchen scheint dich zu mögen, Ian.«

»Aye, tja, ich mag sie auch, Onkel Jamie.« Ian klang ganz beiläufig, doch seine mageren Wangen waren etwas röter, als man es dem kalten Wind zuschreiben konnte. Er hustete und lenkte leicht vom Thema ab.

»Sie hat zu mir gesagt, sie glaubt, dass es den Rat zu unseren Gunsten beeinflussen könnte, wenn du einige von ihnen den Whisky kosten lassen würdest, Onkel Jamie. Wenn du nichts dagegen hast, hole ich ein Fass, und heute Abend gibt es ein kleines Ceilidh. Emily sorgt für alles Nötige.«

Jetzt zog Jamie beide Augenbrauen hoch, nickte aber einen Augenblick später.

»Ich vertraue auf dein Urteilsvermögen, Ian«, sagte er. »Im Haus des Rates?«

Ian schüttelte den Kopf.

»Nein. Emily sagt, es ist besser, wenn wir es im Langhaus ihrer Tante machen – die alte Tewaktenyonh ist die Schöne Frau.«

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