Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ist was?«, fragte ich aufgeschreckt.

»Die Schöne Frau«, erklärte er und wischte sich die laufende Nase an seinem Ärmel ab. »Eine einflussreiche Frau im Dorf hat die Macht zu entscheiden, was mit Gefangenen geschehen soll; sie nennen sie die Schöne Frau, egal, wie sie aussieht. Du verstehst also, es ist zu unserem Vorteil, wenn wir Tewaktenyonh zu der Überzeugung bringen können, dass der Tausch, den wir anbieten, ein guter ist.«

»Ich schätze, einem freigelassenen Gefangenen kommt die Frau in jedem Fall schön vor«, sagte Jamie spöttisch. »Aye, ich verstehe. Mach nur; kannst du den Whisky allein holen?«

Ian nickte und wandte sich zum Gehen.

»Einen Moment, Ian«, sagte ich und zeigte ihm den Opal, als er sich zu mir zurückdrehte. »Könntest du Emily fragen, ob sie irgendwas über dies hier weiß?«

»Aye, Tante Claire, ich werd’s erwähnen. Rollo!« Er pfiff scharf durch die Zähne, und Rollo, der argwöhnisch unter einem Felsvorsprung herumgeschnüffelt hatte, ließ davon ab und sprang seinem Herrn hinterher. Jamie sah zu, wie sie gingen, ein leichtes Stirnrunzeln zwischen den Augenbrauen.

»Weißt du, wo Ian seine Nächte verbringt, Sassenach?«

»Wenn du meinst, in welchem Langhaus, ja. Wenn du meinst, in wessen Bett, nein. Ich könnte es mir aber denken.«

»Mmpfm.« Er streckte sich und schüttelte sein Haar zurück. »Komm, Sassenach, ich bringe dich ins Dorf zurück.«

Ians Ceilidh begann kurz nach Einbruch der Dunkelheit; unter den geladenen Gästen waren die prominentesten Mitglieder des Rates, die einzeln in Tewaktenyonhs Langhaus kamen und dem Sachem, Zwei Speere, ihren Respekt erwiesen, der von Jamie und Ian flankiert an der Hauptfeuerstelle saß. Ein schmales, hübsches Mädchen, von dem ich annahm, dass es Ians Emily sein musste, saß still hinter ihm auf dem Whiskyfass.

Außer Emily nahm keine Frau an der Whiskyprobe teil. Ich war allerdings mitgekommen, um zuzusehen, und saß an einer der kleineren Feuerstellen und hatte ein Auge auf die Vorgänge, während ich zweien der Frauen half, Zwiebelzöpfe zu flechten, und in einer stockenden Mischung aus Tuscarora, Englisch und Französisch gelegentliche Höflichkeiten mit ihnen austauschte.

Die Frau, an deren Feuerstelle ich saß, bot mir einen Kürbisbecher mit Sprossenbier und eine Art Maismehlbrei als Erfrischung an. Ich tat mein Bestes, es freundlich entgegenzunehmen, doch mein Magen war so verkrampft, dass ich nur anstandshalber den Versuch machte zu essen.

Zu viel hing von dieser spontanen Feierlichkeit ab. Roger war hier; irgendwo im Dorf, das wusste ich. Er lebte; ich konnte nur hoffen, dass es ihm gutging – zumindest gut genug zum Reisen. Ich blickte zum anderen Ende des Lagerhauses, zur größten Feuerstelle. Ich konnte nicht mehr von Tewaktenyonh sehen als die Rundung ihres weiß gesträhnten Kopfes; ein seltsamer Stoß durchfuhr mich bei dem Anblick, und ich berührte Nayawennes Amulett, das als kleine Verdickung unter meinem Hemd hing.

Sobald die Gäste versammelt waren, wurde ein grober Kreis um die Feuerstelle herum gebildet und das geöffnete Whiskyfass in dessen Mitte gestellt. Zu meiner Überraschung kam auch das Mädchen in den Kreis und nahm neben dem Fass Platz, einen Schöpfbecher in der Hand.

Nach ein paar Worten von Zwei Speere nahmen die Festivitäten ihren Lauf, wobei das Mädchen die Whiskyportionen abmaß. Dies tat sie nicht etwa, indem sie den Whisky in die Becher goss, sondern indem sie ihn schluckweise aus dem Kürbisbecher in den Mund nahm und sorgfältig drei Schlucke in jeden Becher spuckte, bevor sie ihn einem der Männer aus dem Kreis gab. Ich blickte zu Jamie, der zunächst ein verblüfftes Gesicht machte, seinen Becher aber höflich entgegennahm und ohne Zögern trank.

Ich fragte mich, wie viel Whisky das Mädchen wohl durch ihre Mundschleimhaut absorbierte. Nicht annähernd so viel wie die Männer, wobei ich glaubte, dass es einer Menge bedurfte, um Zwei Speere aufzuheitern, der ein verschwiegener alter Schurke war und dessen Gesicht wie eine missmutige Pflaume aussah. Doch bevor die Feier richtig in Gang gekommen war, wurde ich durch die Ankunft eines kleinen Jungen abgelenkt, Sprössling einer meiner Begleiterinnen. Er kam schweigend herein, setzte sich neben seine Mutter und lehnte sich schwer an sie. Sie sah ihn scharf an, legte dann ihre Zwiebeln hin und erhob sich mit einem Ausruf der Besorgnis.

Der Schein des Feuers fiel auf den Jungen, und ich konnte sofort sehen, dass er auf merkwürdig zusammengekauerte Weise dasaß. Ich erhob mich hastig auf die Knie und schob den Zwiebelkorb beiseite. Ich beugte mich vor, ergriff seinen andern Arm und drehte ihn zu mir hin. Seine linke Schulter war leicht ausgerenkt; er schwitzte, die Lippen vor Schmerzen fest zusammengepresst.

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