Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

So sorgfältig, wie ich konnte, beschrieb ich die Körperbemalung des Mannes, den ich gesehen hatte. Das war nicht schwierig; wenn ich die Augen schloss, konnte ich ihn noch genauso deutlich sehen, wie er mir auf dem Berghang erschienen war.

»Und sein Gesicht war schwarz von der Stirn bis zum Kinn«, schloss ich und öffnete die Augen.

Die Dolmetscherin wurde sichtlich nervös, während ich den Mann beschrieb; ihre Lippen zitterten, und sie blickte angstvoll von mir zu ihrer Großmutter. Doch die alte Frau hörte aufmerksam zu, mit suchendem Blick, denn sie versuchte, den Sinn in meinem Gesicht abzulesen, bevor die Worte verzögert ihre Ohren erreichen konnten.

Als ich fertig war, blieb sie still sitzen, den dunklen Blick in meine Augen versenkt. Schließlich nickte sie, hob ihre faltige Hand und berührte die Wampumstränge, die ihr über die Schulter hingen. Myers hatte mir davon erzählt, so dass ich die Geste erkannte. Das Wampum war ihre Familiengeschichte, ihr Amtszeichen; wenn sie es beim Sprechen festhielt, dann war das wie ein Zeugnis, das auf die Bibel abgelegt wurde.

»Am Grünen Maisfest vor so vielen Jahren« – die Dolmetscherin zeigte mir viermal alle zehn Finger – »kam ein Mann aus dem Norden zu uns. Seine Sprache war seltsam, aber wir konnten ihn verstehen, er sprach wie ein Canienga oder vielleicht Onondaga, wollte uns aber seinen Stamm oder sein Dorf nicht nennen – nur seinen Clan, den der Schildkröte. Er war ein wilder Mann, aber auch ein tapferer. Er war ein guter Jäger und ein Krieger. Oh, ein schöner Mann; alle Frauen haben ihn gern angesehen, aber wir hatten Angst, ihm zu nahe zu kommen.« Tewaktenyonh hielt einen Augenblick inne, und der entfernte Blick in ihrem Gesicht ließ mich zurückrechnen; sie musste damals eine erwachsene Frau gewesen sein, aber immer noch jung genug, um sich von dem furchterregenden, faszinierenden Fremden beeindrucken zu lassen.

»Die Männer waren nicht so vorsichtig; Männer sind nicht so.« Sie warf einen kurzen, sardonischen Blick auf das Ceilidh, das von Minute zu Minute lauter wurde. »Also setzten sie sich mit ihm zusammen und rauchten mit ihm, tranken Sprossenbier und hörten ihm zu. Er redete vom Mittag bis zur Dämmerung und weiter in der Nacht am Feuer. Sein Gesicht war immer wild, weil er vom Krieg sprach.«

Sie seufzte, und ihre Finger schlossen sich um die purpurfarbenen Muschelstränge.

»Immer Krieg. Nicht gegen die Froschesser aus dem Nachbardorf oder die, die Elchdung essen. Nein, wir sollten unsere Tomahawks gegen die O’seronni erheben. Bringt sie alle um, sagte er, von den Ältesten bis zu den Jüngsten, von der Vertragsgrenze bis zum großen Wasser. Geht zu den Cayuga, schickt Boten zu den Seneca, lasst den Irokesenbund vereint ausziehen. Geht, bevor es zu spät ist, sagte er.«

Eine ihrer zerbrechlichen Schultern hob und senkte sich.

»›Zu spät wozu?‹, fragten die Männer. ›Und warum sollen wir ohne Grund einen Krieg beginnen? Wir brauchen nichts in diesem Jahr; wir haben keinen Vertrag‹ – dies war vor der Zeit der Franzosen, versteht Ihr? ›Es ist eure letzte Chance‹, sagte er zu ihnen. ›Vielleicht ist es schon zu spät. Sie verführen uns mit ihrem Metall, locken uns mit der Hoffnung auf Messer und Gewehre in ihre Nähe und zerstören uns im Tausch für ein paar Kochtöpfe. Kehrt um, Brüder! Ihr habt Bräuche aufgegeben, die so alt sind, dass man die Jahre nicht zählen kann. Kehrt um, sage ich – oder es wird euer Ende sein. Eure Geschichten werden in Vergessenheit geraten. Tötet sie jetzt, oder sie werden euch fressen.‹

Und mein Bruder – er war damals Sachem, und mein anderer Bruder war der Häuptling – sagte, das sei dummes Zeug. Uns mit Werkzeugen zerstören? Uns fressen? Die Weißen verspeisen nicht einmal in der Schlacht die Herzen ihrer Feinde.

Die jungen Männer hörten ihm zu; sie hören auf jeden, der eine laute Stimme hat. Aber die Alten sahen den Fremden skeptisch an und sagten nichts.

Er wusste es«, sagte sie, und die Alte nickte zustimmend. Sie sprach beinahe schneller, als ihre Enkeltochter übersetzen konnte. »Er wusste, was geschehen würde – dass die Briten und die Franzosen einander bekriegen würden und uns um unsere Hilfe ersuchen würden, jeder gegen den anderen. Er sagte, das würde der Zeitpunkt sein; wenn sie einander bekämpften, dann müssten wir uns gegen sie beide erheben und sie auslöschen.

Tawineonawira – Otterzahn – das war sein Name – sagte zu mir: ›Ihr lebt für den Augenblick. Ihr kennt die Vergangenheit, doch ihr seht nicht in die Zukunft. Eure Männer sagen, wir brauchen nichts in diesem Jahr, also rühren sie sich nicht. Eure Frauen finden es leichter, in einem Eisenkessel zu kochen, als Tontöpfe herzustellen. Ihr seht nicht, was wegen eurer Faulheit, eurer Gier geschehen wird.‹

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