Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Am anderen Ende wurde das Trinkgelage langsam laut; alle Männer lachten jetzt und schwankten vor Belustigung hin und her. Ich konnte die Stimme des Mädchens Emily hören, höher, ebenfalls lachend. Tewaktenyonh blickte mit einem leichten Stirnrunzeln in diese Richtung.

Mir lief es eiskalt über den Rücken. Ein Fremder. Ein Indianer, seinem Gesicht nach zu urteilen, seiner Sprache nach; seiner etwas seltsamen Aussprache. Ein Indianer – mit Silberfüllungen in den Zähnen. Nein, er hatte es nicht verstanden. Er hatte gedacht, sie wären trotz allem sein Volk. Da er ihre Zukunft kannte, war er gekommen, um sie zu retten. Wie hätte er ernstlich glauben können, dass sie ihm etwas tun würden?

Doch sie hatten es ernst gemeint. Sie hatten ihn entkleidet, sagte Tewaktenyonh, und ihr Gesichtsausdruck war abwesend. Sie hatten ihn an einen Pfahl in der Dorfmitte gebunden und sein Gesicht mit einer Tinte bemalt, die aus Ruß und Eichengalle bestand.

»Schwarz bedeutet Tod; alle Gefangenen, die getötet werden sollen, werden so angemalt«, sagte das Mädchen. Sie zog die Augenbraue ein wenig in die Höhe. »Habt Ihr das gewusst, als Ihr dem Mann auf dem Berg begegnet seid?«

Ich schüttelte stumm den Kopf. Der Opal war in meiner Hand warm geworden, schlüpfrig vom Schweiß.

Sie hatten ihn eine Zeitlang gefoltert; mit angespitzten Stöcken auf seinen nackten Körper eingestochen, dann mit glühenden Kohlen, so dass Blasen entstanden, die dann aufplatzten, so dass ihm die Haut in Fetzen herabhing. Er hatte es gefasst ertragen, ohne aufzuschreien, und das hatte ihnen gefallen. Er machte immer noch einen kräftigen Eindruck, daher ließen sie ihn über Nacht stehen, immer noch an den Pfahl gefesselt.

»Am Morgen war er fort.« Das glatte Gesicht der Frau war voller Geheimnisse. Niemand würde je erfahren, ob sie erfreut, erleichtert oder besorgt über sein Entkommen gewesen war.

»Ich sagte, sie sollten ihm nicht folgen, aber mein Bruder hielt es für falsch; er würde nur zurückkommen, wenn wir es nicht zu Ende brächten.«

Also war eine Gruppe von Kriegern aus dem Dorf aufgebrochen und hatte sich auf Otterzahns Spur begeben. Da sie so blutig war, war sie nicht schwierig zu verfolgen gewesen.

»Sie sind ihm gen Süden hinterhergejagt. Wieder und wieder dachten sie, sie hätten ihn, doch er war stark. Er rannte weiter. Vier Tage lang sind sie ihm gefolgt, und schließlich spürten sie ihn in einem Espenhain auf, blattlose Bäume im Schnee mit Ästen so weiß wie Fingerknochen.«

Sie sah die Frage, die bei diesen Worten in meinen Augen aufleuchtete, und nickte.

»Mein Bruder, der Kriegshäuptling, ist dabei gewesen. Er hat es mir hinterher erzählt.

Er war allein und unbewaffnet. Er hatte keine Chance, und er wusste es. Aber er stellte sich ihnen dennoch entgegen – und er redete. Selbst nachdem einer der Männer seinen Mund mit einem Keulenhieb getroffen hatte, sprach er trotz des Blutes, spuckte die Worte mit seinen zertrümmerten Zähnen aus.

Er war ein tapferer Mann«, sagte sie sinnierend. »Er hat nicht gebettelt. Er hat dieselben Dinge wie zuvor zu ihnen gesagt, aber mein Bruder hat gesagt, diesmal war es anders. Vorher war er so heiß wie Feuer gewesen; im Sterben war er so kalt wie Schnee – und weil sie so kalt waren, jagten seine Worte den Kriegern Angst und Schrecken ein.

Auch, als der Fremde schon tot im Schnee lag, schienen seine Worte den Kriegern weiter in den Ohren zu klingen. Sie legten sich schlafen, doch seine Stimme sprach in ihren Träumen zu ihnen und hielt sie wach. Ihr werdet in Vergessenheit geraten. Es wird die Nationen der Irokesen nicht mehr geben. Niemand wird mehr eure Geschichten erzählen. Alles, was ihr seid und gewesen seid, wird verlorengehen.

Sie wandten sich heimwärts, doch seine Stimme folgte ihnen. Nachts konnten sie nicht schlafen, weil sie seine bösen Worte im Ohr hatten. Tagsüber hörten sie Schreie und Flüstern aus den Bäumen an ihrem Weg. Manche von ihnen sagten, es seien nur die Rufe der Raben, aber andere sagten, nein, sie hörten ihn deutlich.

Schließlich, so sagte mein Bruder, war klar, dass dieser Mann ein Zauberer war.«

Die Alte sah mich scharf an. Je suis une sorcière, hatte ich gesagt. Ich schluckte, und meine Hand fuhr zu dem Amulett an meinem Hals.

»Was sie tun mussten, sagte mein Bruder, war, ihm den Kopf abzutrennen, dann würde er nicht mehr reden. Also kehrten sie zurück und schnitten ihm den Kopf ab und banden ihn an die Zweige einer Fichte. Aber auch in dieser Nacht hörten sie im Schlaf seine Stimme, und sie erwachten mit ausgelaugten Herzen. Die Raben hatten ihm die Augen ausgepickt, doch der Kopf redete immer noch.

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