Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

›Das ist nicht wahr‹, sagte ich zu ihm. ›Wir sind nicht faul. Wir gerben Felle, wir trocknen Fleisch und Mais, wir pressen das Öl aus den Sonnenblumen und füllen es in Gefäße; wir sorgen für das kommende Jahr – immer. Wenn wir es nicht täten, würden wir sterben. Und was haben Töpfe und Kessel damit zu tun?‹

Da lachte er, aber sein Blick war traurig. Wenn er mit mir zusammen war, war er nicht immer wild, versteht Ihr.« Bei diesen Worten glitt der Blick der jungen Frau zu ihrer Großmutter hinüber, dann wandte sie ihn ab und hielt ihn wieder auf ihren Schoß gerichtet.

»›Frauensorgen‹, sagte er und schüttelte den Kopf. ›Ihr denkt darüber nach, was ihr essen, was ihr anziehen sollt. Das spielt alles keine Rolle. Männer können darüber nicht nachdenken.‹

›Du kannst ein Hodeenosaunee sein und so denken?‹, sagte ich. ›Woher kommst du, dass es dir egal ist, was die Frauen denken?‹

Er schüttelte wieder den Kopf und sagte: ›Euer Blick reicht nicht weit genug.‹ Ich fragte ihn, wie weit er denn sehen konnte, aber er wollte nicht antworten.«

Ich kannte die Antwort darauf, und trotz des Feuers überzog sich meine Haut ebenfalls mit einer Gänsehaut. Ich wusste viel zu gut, wie weit er gesehen hatte – und wie gefährlich der Blick von dieser Klippe war.

»Aber nichts von dem, was ich sagte, hat etwas genutzt«, fuhr die Alte fort, »und die Worte meiner Brüder ebenfalls nicht. Otterzahn wurde noch wütender. Eines Tages kam er heraus und tanzte den Kriegstanz. Er war bemalt – seine Arme und Beine waren rot gestreift –, und er sang und brüllte durch das Dorf. Alle kamen heraus, um ihm zuzusehen, zu sehen, wer sich ihm anschließen würde, und als er seinen Tomahawk in den Kriegsbaum gerammt und gerufen hatte, er würde bei den Shawnee Pferde stehlen und plündern gehen, folgte ihm eine Anzahl der jungen Männer.

Sie blieben die Dauer eines Mondlaufes fort und kamen mit Pferden und mit Skalps zurück. Weißen Skalps, und meine Brüder wurden wütend. Es würde Soldaten aus dem Fort zu uns führen, sagten sie – oder Rachefeldzüge von den Siedlungen an der Vertragsgrenze, wo sie die Skalps erbeutet hatten.

Otterzahn antwortete geradeheraus, er hoffte, dass dies geschähe; dann würden wir zum Kampf gezwungen werden. Und er sagte offen, dass er solche Raubzüge wiederholen würde – wieder und wieder, bis das ganze Land in Aufruhr war und wir endlich einsähen, dass es so war, wie er sagte; dass wir die O’seronni töten oder selber sterben müssten.

Niemand konnte ihn daran hindern, seine Worte in Taten umzusetzen, und ein paar von den jungen Männern waren Hitzköpfe; sie folgten ihm, egal, was die anderen sagten. Mein Bruder, der Sachem, errichtete sein Medizinzelt und rief die Große Schildkröte um Rat an. Er blieb einen Tag und eine Nacht in dem Zelt. Das Zelt schüttelte sich und schwankte, und es erklangen Stimmen darin, und die Menschen hatten Angst.

Als mein Bruder aus dem Zelt kam, sagte er, Otterzahn müsste das Dorf verlassen. Er würde tun, was er tun würde, aber wir würden nicht zulassen, dass er die Vernichtung über uns brachte. Er stürzte die Menschen in Uneinigkeit; er müsste gehen.

Otterzahn wurde wütender, als wir ihn je gesehen hatten. Er stellte sich in die Mitte des Dorfes und brüllte, bis die Adern an seinem Hals vorsprangen und seine Augen rot vor Raserei waren.« Das Mädchen senkte die Stimme. »Er brüllte schreckliche Dinge. Dann wurde er ganz still, und wir hatten Angst. Er sagte Dinge, die uns jeden Mut nahmen. Selbst diejenigen, die sich ihm angeschlossen hatten, hatten jetzt Angst vor ihm.

Er schlief nicht, und er aß nicht. Einen ganzen Tag und eine ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag redete er weiter. Er ging wieder und wieder durch das Dorf, blieb an den Türen der Häuser stehen und redete, bis die Bewohner des Hauses ihn vertrieben. Und dann ist er fortgegangen.

Aber er kam wieder zurück. Und wieder. Er ging fort und versteckte sich im Wald, doch dann war er wieder da, nachts an den Feuern, dünn und hungrig, mit glühenden Augen wie ein Fuchs, und er redete ohne Unterlass. Seine Stimme erfüllte nachts das Dorf, und niemand konnte schlafen.

Uns dämmerte, dass er von einem bösen Geist besessen war; vielleicht war es Atatarho, aus dessen Kopf Hiawatha die Schlangen gekämmt hatte, vielleicht waren die Schlangen auf der Suche nach einem Zuhause zu diesem Mann gekommen. Schließlich sagte mein Bruder, der Kriegshäuptling, dies müsse ein Ende haben; er müsste gehen, sonst würden wir ihn umbringen.«

Tewaktenyonh hielt inne. Ihre Finger, die unablässig über das Wampum gestrichen hatten, als zöge sie die Kraft für ihre Erzählung daraus, standen jetzt still.

»Er war ein Fremder«, sagte sie leise. »Aber ihm war nicht klar, dass er ein Fremder war. Ich glaube, das hat er nie verstanden.«

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