Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Sie erinnerte sich kurz an die Penizillinzucht ihrer Mutter, weniger kurz an ihre Mutter, und es schnürte ihr die Kehle zu. Dann war sie da, und sie konnte nicht länger verhindern, dass ihr zu Bewusstsein kam, was sie hier eigentlich machte.

Hodgepile kämpfte mit dem Schlüssel, und die Panik, die sie den ganzen Tag unterdrückt hatte, überflutete sie. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, was sie tun sollte. Was wollte sie hier eigentlich?

Lord John drückte ihr zur Ermutigung den Arm. Sie atmete die feuchtkalte Luft in einem tiefen Zug ein, duckte sich und trat ein.

Er saß auf einer Bank am anderen Ende der Zelle, den Blick auf die Tür gerichtet. Er hatte eindeutig jemanden erwartet – er hatte die Schritte vor der Tür gehört –, doch sie war es nicht. Er fuhr erschrocken zusammen, und seine grünen Augen blitzten kurz auf, als das Licht über ihn hinwegstrich.

Sie lehnte sich an die Holztür und studierte ihn schweigend.

Er kam ihr kleiner vor, als sie ihn in Erinnerung hatte. Vielleicht lag es nur daran, dass sie jetzt so viel umfangreicher war?

»Wisst Ihr, wer ich bin?« Es war eine winzige Zelle mit einer niedrigen Decke ohne Hall. Ihre Stimme klang leise, aber klar.

Er legte den Kopf zur Seite und überlegte.

»Ich hatte nicht das Gefühl, dass du besonders wild darauf warst, mir deinen Namen zu sagen, Schätzchen.«

»Nennt mich nicht so!« Ihr Wutausbruch überraschte sie, und sie würgte ihn herunter und ballte hinter ihrem Rücken die Hände zu Fäusten. Wenn sie hierhergekommen war, um Vergebung zu üben, dann war das kein guter Anfang.

Er zuckte mit den Achseln, freundlich, aber kühl.

»Wie Ihr wünscht. Nein, ich weiß nicht, wer Ihr seid. Ich kenne Euer Gesicht – und ein paar andere Stellen« – seine Zähne glänzten kurz zwischen den blonden Bartstoppeln hervor –, »aber nicht Euren Namen. Ich schätze aber, dass Ihr ihn mir sagen wollt?«

»Ihr erkennt mich also?«

Er atmete durch gespitzte Lippen ein und aus und betrachtete sie sorgfältig. Er sah ziemlich mitgenommen aus, doch das hatte seiner Selbstsicherheit nicht geschadet.

»Oh, das tue ich in der Tat.« Er machte einen belustigten Eindruck, und sie hätte am liebsten den Raum durchquert und ihn fest geohrfeigt. Stattdessen holte sie tief Luft. Das war ein Fehler – sie konnte ihn riechen.

Ohne Vorwarnung kam ihr plötzlich und heftig die Galle hoch. Ihr war bis jetzt nicht schlecht gewesen, doch sein Gestank kehrte ihr Inneres nach außen. Sie hatte kaum genug Zeit, um sich abzuwenden, bevor die Flut aus Galle und halbverdautem Essen hochgeschossen kam und auf den feuchten Ziegelboden klatschte.

Sie lehnte sich mit der Stirn an die Wand, während kalte und heiße Wellen sie überliefen. Schließlich wischte sie sich den Mund ab und drehte sich um.

Er saß immer noch da und beobachtete sie. Sie hatte die Laterne auf den Boden gestellt. Sie warf ein gelbes Flackern an die Decke und meißelte sein Gesicht aus den Schatten in seinem Rücken. Er hätte eine Bestie sein können, angekettet in ihrer Höhle; in seinen blassgrünen Augen war nur Argwohn zu sehen.

»Mein Name ist Brianna Fraser.«

Er nickte und wiederholte ihn.

»Brianna Fraser. Sicher, ein hübscher Name.« Er lächelte kurz mit zusammengepressten Lippen. »Und?«

»Meine Eltern sind James und Claire Fraser. Sie haben Euch das Leben gerettet, und Ihr habt sie ausgeraubt.«

»Ja.«

Er sagte es vollkommen beiläufig, und sie starrte ihn an. Er starrte zurück.

Sie fühlte einen wilden Drang zu lachen, so unerwartet, wie der Übelkeitsanfall gewesen war. Was hatte sie erwartet? Reue? Entschuldigungen? Von einem Mann, der sich Dinge nahm, weil er sie haben wollte?

»Wenn Ihr in der Hoffnung gekommen seid, die Juwelen zurückzubekommen, so fürchte ich, dass Ihr zu lange gewartet habt«, sagte er freundlich. »Ich habe den ersten verkauft, um mir ein Schiff zu kaufen, und die anderen beiden sind mir gestohlen worden. Vielleicht findet Ihr das gerecht; für mich selbst wäre es ein schwacher Trost.«

Sie schluckte und schmeckte Galle.

»Gestohlen? Wann denn?«

Mach dir keine Gedanken um den Mann, der ihn hat, hatte Roger gesagt. Wahrscheinlich hat er ihn selbst gestohlen.

Bonnet rutschte auf der Holzbank herum und zuckte mit den Achseln.

»Vor ungefähr vier Monaten. Wieso?«

»Nur so.« Also hatte Roger es geschafft; er hatte sie – die Steine, die für sie beide die sichere Rückreise hätten bedeuten können. Ironie des Schicksals.

»Ich erinnere mich, dass da auch noch ein Schmuckstück war – ein Ring, nicht wahr? Aber den habt Ihr ja wieder.« Er lächelte, und diesmal zeigte er seine Zähne.

»Ich habe dafür bezahlt.« Eine Hand wanderte automatisch zu ihrem Bauch, der unter dem Umhang rund und hart geworden war wie ein Basketball.

Sein Blick verweilte mit einem Anflug von Neugier auf ihrem Gesicht.

»Haben wir denn noch etwas auszuhandeln, Süße?«

Sie holte tief Luft – diesmal durch den Mund.

»Man hat mir gesagt, dass Ihr hängen werdet.«

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